Antonio Stradivari – er gilt als DER Geigenbauer. Viele haben versucht herauszufinden, was den Klang seiner Geigen so einzigartig und vollkommen macht. Mit modernster Technik ist man den 300 Jahre alten Instrumenten zu Leibe gerückt und wollte ihr Geheimnis offen legen. Aktuell ist wieder eine neue Studie veröffentlicht. Hinter einer Sichtwand haben Profis vor Laien, Geigenbauern und Konzertmusikern moderne Geigen und Stradivaris gespielt. Und das Ergebnis verblüfft. Es gibt der Studie nach keinen Unterschied. Anne-Marie Kriegel hat sich in einer Geigenbauwerkstatt in Leipzig umgehört, wie das sein kann.
[Atmo Probespiel]
Die Sonne scheint zum Fenster rein. Der Meister Jürgen Manthey feilt konzentriert am Einzelteil eines Bogens. Hinter einer großen schwarzen Schiebetür probiert eine Kundin eine seiner Geigen. [Atmo Probespiel] Den Aufbau der Studie hält er für solide. Ihn freut das Ergebnis. Denn es bestätigt, was seine Überzeugung ist:
Der Versuch ein modernes Instrument gegen ein altes zu stellen, ist ja nicht nur Gegenstand von Studien. Für mich ist das oft Alltag, dass man versucht, das Alte so gut wie möglich nach zu machen. Und seit – sagen wir – 15 Jahren haben wir im Geigenbau ein hohes Niveau im Bau von neuen Instrumenten. Ein hohes Niveau, was meiner Meinung nach auch an die alten Sachsen heranreicht.
300 Geigen hat er bisher gebaut. Bei Stradivari waren es 3000. 600 davon sind noch erhalten. Und die, die von professionellen Händen gespielt werden, gelten als Maßstab des guten Klangs.
Alte Instrumente haben eine unglaubliche Geschichte, eine unheimliche Persönlichkeit, weil sie auch von Persönlichkeiten gebaut sind. Mit viel Mut und Experimentierfreudigkeit – in Richtung, dass diese Leute gesucht haben. Die haben einen Klang noch gesucht. Gerade in Cremona um 1700, 1600, 1700, hat man erst mal den heutigen Geigenklang etabliert.
Von einem Mann mit Persönlichkeit gebaut, von großen Musikerpersönlichkeiten gespielt. Damit gewinnen sie eine Aura, denkt auch Andreas Hartmann. Der erste Geiger und Konzertmeister des MDR-Sinfonieorchesters sitzt in einem Korbstuhl im Wintergarten seines Hauses. Im Nebenzimmer stapeln sich Noten. Seine Geige mittendrin. Er sucht nach den richtigen Worten um den Reiz einer Stradivari zu erklären. Denn auch wenn Studien es nicht belegen, so eine Stradivari ist etwas besonders, denkt der Konzertmeister:
Also wenn ich aus dieser Zeit, aus dieser Periode darüber nachdenke, ist das natürlich der silberne, silbrige, goldfarbene Klang. Sie müssen sich vorstellen, wenn man darauf spielt, das ist ähnlich wie: Ich kann mit einem Polo fahren, oder ich kann mit einem Mercedes fahren. Das ist natürlich das Fahrgefühl, die Qualität des Tones.
Hartman selbst hat eine Zeit auf einer Stradivari aus der goldenen Periode gespielt.
Das war schon ein besonderes Erlebnis, schon von dem Moment an, wo ich die bekommen habe. Das war ein Leihinstrument. Man hat die natürlich besonders gehegt und gepflegt in der Angst, dass mal irgendetwas passieren könnte. Viele Menschen um mich rum, die mich damit gehört haben, haben dann auch gesagt, das klingt doch etwas anders, als auf meinem anderen Instrument.
(Atmo Werkstatt)
Zurück in der Werkstatt von Geigenbaumeister Manthey. Bei allem Reiz für das Alte, hat so eine neue Geige durchaus Vorzüge:
Eine gewisse Gesundheit, was sich jetzt nicht auf den Klang beziehen muss, eine gewisse Robustheit auch bei verschiedenem Klima, weil halt einfach nicht 500 alte Reparaturen drinstecken, die das Instrument auch zur Prinzessin machen können, die dann bei Ortswechsel, Klimawechsel jeden Tag anders klingen kann.
(Atmo Probespiel)
Am Ende steht der Geigenbaumeister voll hinter seinen neuen Instrumenten.
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