Dass Kritik von Frauen emotionalisiert wird, ist nichts Neues. Die Vorwürfe lauten dann: hysterisch, beleidigt, wütend. Oder, dass man zu unsachlich sei, weil man persönlich betroffen ist. Solche Kategorisierungen ermöglichen es, Kritik wegzuschieben. Als wütend bezeichnet zu werden, kann diskreditierend sein - wenn sich die so bezeichnete Person in eine Rolle gedrängt fühlt, wenn sie vielleicht gar nicht wütend ist oder sich als wütend empfindet, sondern im Gegenteil nur gerade etwas kritisiert.
Das Klischee von der wütenden Feministin ist prägend. Um gar nicht erst in diese Situationen zu kommen, ist es manchmal leichter, sich besonders sachlich zu präsentieren. Da die eigene Wut wieder zuzulassen, ist nicht einfach.
Trotzdem wird das Wort „wütend" gerade im feministischen Kontext auch sehr positiv genutzt. Riot Grrrls, yeah! Wenn mich als Journalistin der Text einer Autorin besonders beeindruckt und aufwühlt, wähle ich manchmal den Begriff „wütend", um ihn zu beschreiben. Ich meine das immer positiv und lese den Ausdruck häufig in Rezensionen und Porträts. Aber meinen das andere Journalist*innen eigentlich so wie ich?