Es muss nicht immer alles Goji sein. Oder Chia. Oder Matcha. Auch wenn die (Instagram-)Welt da wohlmöglich anderer Meinung ist, gibt es doch genügend regionale (!) Alternativen, die mindestens genauso super sind wie die hippen Superfoods. Leinsamen zum Beispiel. Sie kosten halb so viel wie das Super-Pendant Chia-Samen, schmecken aber genauso gut und sind vor allem mindestens genauso gesund. Gleich um die Ecke warten übrigens noch mehr regionale Superfood-Alternativen...
Sie schmecken süß, leicht säuerlich, sind klein, rot und sehen ein wenig schrumpelig aus: die Goji-Beeren. Neben der Açai-Beere gehört sie zu den Super-Super-Beeren überhaupt. Was sie so besonders macht? Goji enthält viele Mineralien und Spurenelemente. Vor allem aber steckt sie voller - haltet euch fest - Antioxidantien! Diese werden auch Radikalfänger genannt, da sie freie Radikale im Körper abfangen und unschädlich machen können. Freie Radikale wiederum entstehen bei Stoffwechselabläufen im Körper, aber auch durch UV-Strahlung, Umweltgifte oder Stress. Werden zu viele dieser Radikale gebildet, kommt es zum sogenannten oxidativen Stress. Dieser verursacht Zellschäden und kann eine Reihe von Krankheiten wie Krebs, Herzerkrankungen oder Diabetes begünstigen sowie Alterungsprozesse beschleunigen. Grund genug also, dieses Superfood mit all seinen Antioxidantien den lieben langen Tag zu sich zu nehmen? Nicht ganz.
Immer wieder bestätigen Studien zwar die positiven Wirkungen von Superfoods wie die der Goji-Beeren, jedoch gibt es auch hier einen Haken: In solchen Studien werden meist nur sehr große Mengen an Nährstoffen untersucht - Mengen, die im Alltag praktisch nie erreicht werden (können). Zudem hält die Wirkung vieler Nahrungsmittel nur für einen kurzen Zeitraum an. Wir müssten diese also ziemlich häufig zu uns nehmen, um gesundheitsfördernde Effekte zu erzielen. Was allerdings noch viel wichtiger ist: Die meisten Tests werden an Tieren wie etwa Ratten durchgeführt - ob die Nährstoffe beim Menschen die gleiche Wirkung erzielen, bleibt demnach unklar. Genauso unklar bleibt also, ob Antioxidantien wirklich so gesundheitsförderlich sind, wie uns weiß gemacht wird. Im Hinterkopf kann man hier immer behalten: Auch medizinische Studien müssen finanziert werden. Oft durch große Unternehmen - und diese leisten meist ausgezeichnete Lobbyarbeit.
Nichtsdestotrotz sind Vitamine, Nährstoffe und eben auch Antioxidantien grundsätzlich nicht gleich schädlich, sondern unterm Strich gesundheitsfördernd. Es kommt einfach auf das große Ganze an: Wie viel Sport treibe ich, wie viel Alkohol oder Zigaretten nehme ich zu mir und wie ist die genetische Veranlagung? Dazu packen wir dann noch eine ausgewogene Ernährung - und schon können wir unsere Gesundheit positiv beeinflussen.
Was die Goji-Beeren betrifft, gibt es auch hierzulande tolle Superfood-Alternativen, die uns mit ähnlichem Nährstoffgehalt vorsorgen. Die schwarze Johannisbeere beispielsweise. Oder auch die Blaubeere. Sie enthalten ebenso viele gute Nährstoffe und sind wichtige Vitamin C-Lieferanten. Vor allem aber sind sie saisonal frisch zu bekommen - im Gegensatz zur Goji-Beere, die meistens aus China importiert wird. Damit sie trotz des langen Transportwegs noch frisch bleiben, sind die Beeren oft mit Pestiziden belastet - laut „Ökotest" überschritten viele Bio-Produkte, etwa die von Alnatura, die gesetzlichen Grenzwerte. Zudem tragen die langen Transportwege zu einer negativen Ökobilanz bei.
Die beste Alternative zur Goji-Beere ist übrigens die Wolfsbeere, die am Bocksdorn-Strauch wächst. Diese ist entsprechend auch unter dem Namen „Gemeiner Bocksdorn" bekannt. Im Prinzip ist der Gemeine Bocksdorn nichts anderes als die Goji-Beere. Goji ist lediglich der englische Begriff für das Nachtschattengewächs.
Kaum ein Food-Trend hat die (Instagram-)Welt - und unsere Frühstückswelt - so revolutioniert, wie die hier genannten Superfoods. Nach Goji-Beeren, Weizengras und Maca-Pulver folgte der ultimative super Hype: Chia-Samen. Ob in Hollywood, in unseren Lieblingslocations oder zu Hause - Chia war plötzlich (im wahrsten Sinne des Wortes) in aller Munde. Seither gelten die Samen als super gesund, super lecker und super zum Abnehmen - ganz wie es sich für so ein Superfood eben gehört. Doch sind die Powersamen der Azteken wirklich so super... oder handelt es sich auch hierbei nur um einen Super-Hype?
Zurzeit habe ich das Gefühl, dass man so ziemlich über alles und jeden ein paar Chia-Samen streuen sollte - gehört ja schließlich zum healthy Lifestyle dazu. Doch die kleinen schwarzen Samen sind nicht nur hip, sondern wirklich lecker! Vor allem nach der richtigen Zubereitung: Zurzeit würde ich am Liebsten den lieben, langen Tag einfach nur Chia-Pudding löffeln oder die kleinen Samen einfach als Topping für alles verwenden. Doch einen Haken hat das Superfood: Es ist nicht für schmale Geldbeutel gedacht... Müssen wir deswegen aber weniger gesund leben? Ganz und gar nicht!
Chia-Samen sind lecker und gesund, aber leider teuer. Die weite Reise aus Südamerika oder Australien bis in die Supermarkt-Regale hat eben seinen Preis. Dabei steht in den Regalen bereits die beste aller Superfood-Alternativen: Leinsamen! Denn Lein ist quasi das heimische Pendant zur Chia-Pflanze. Er enthält ähnlich hochwertige Nähr- sowie Ballaststoffe, aber auch Eiweiß und ungesättigte Fettsäuren (allen voran: Omega-3!) sind in ihm enthalten. Und das Beste: Leinsamen kosten gerade einmal knapp drei bis vier Euro pro Kilo. Zum Vergleich: Das gleiche Gewicht an Chia-Samen kostet sechs bis mindestens acht Euro - also fast das Doppelte. Leinsamen stehen also ganz zu Unrecht im Schatten der Powersamen!
Es gibt also genügend Gründe auf regionale Produkte zu setzen. Doch müssen wir deswegen die Superfoods gleich komplett von unserem Ernährungsplan streichen? Natürlich nicht. Nur jetzt, wo wir ein paar leckere Superfood-Alternativen haben, können wir einfach nach Lust und Laune (und Geschmack) variieren - und haben so noch viel mehr gesunde Super-Vielfalt auf dem Teller!