Es ist schon dunkel, als die Tränen kommen. Allan* sitzt noch am Schreibtisch. Es ist spät geworden, wie so oft in den letzten Monaten. Er studiert Jura, das Staatsexamen steht kurz bevor. Dafür lernt er bis spät in die Nacht, doch der Stoff will einfach nicht hängen bleiben. Er fragt sich oft: „Wie kannst du eigentlich so blöd sein?" An diesem Abend überrollt es ihn. Frust ist im Laufe der Wochen zu Verzweiflung geworden, er fühlt sich wie ein Versager. Er will nicht weinen, doch die Tränen lassen sich nicht mehr zurückhalten. Eine nach der anderen tropft auf die Schreibtischplatte.
Das ist eineinhalb Jahre her. Heute ist Allan 25, das Staatsexamen hat er bestanden, eine Stelle als Rechtsreferendar beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefunden. Die Tränen von damals scheinen in weiter Ferne, doch Allan erinnert sich noch ganz genau. An diesem Abend hat er das letzte Mal geweint, Allan weint nicht oft. Damit ist er nicht allein, wie eine Studie der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft zeigt: Demnach weinen Männer höchstens 17 Mal im Jahr - Frauen bis zu 64 Mal. Die Unterschiede bilden sich erst im Laufe des Lebens heraus. Bis zum 13. Lebensjahr liegen Jungen und Mädchen etwa gleich auf.