Nach TUI und Thomas Cook launcht nun auch die FTI Group ihre eigene Hotelmarke: die Labranda Hotels & Resorts. Das Ziel: ein verkaufsförderndes Dach für die Ferienhotellerie in deutschen Sehnsuchtszielen. Top oder Flop?
Sie kann einem fast leidtun, die Privathotellerie in Sonnendestinationen wie Fuerteventura, Lanzarote oder Kos. Denn im Kampf um Gäste kann sie nicht einfach unter das Dach einer Marke schlüpfen und sich dort entsprechend vermarkten lassen. Stattdessen ist sie darauf angewiesen, dass Touristikunternehmen wie TUI, Thomas Cook und Co. sie - zusammen mit dem Heer ihrer Mitbewerber - in ihren Katalogen listen und entsprechend befüllen.
Oder nicht? Der nach eigenen Angaben viertgrößte aller deutschen Reiseveranstalter, die FTI Group mit Sitz in München, hat jetzt eine eigene Hotelmarke gelauncht. Genauer: In den FTI-Sommerkatalogen 2016 werden die 24 zu FTI gehörenden Häuser in den Sommersehnsuchtszielen deutscher Pauschalurlauber unter dem Markennamen Labranda Hotels & Resorts präsentiert. Labranda selbst ist konzipiert wie Hotelkooperationen à la Best Western oder Worldhotels: Wer die mit dem jeweiligen Markenversprechen verbundenen Anforderungen erfüllt, der darf rein und wird entsprechend vermarktet - auch in deutschen Ferienregionen.
Argumente für den Anschluss hat FTI-Chef Dietmar Gunz genug. Nicht nur sei FTI ein Reiseveranstalter mit entsprechend schlagkräftigem Vertrieb, sprich: deutschlandweit 10.000 Reisebüropartnern. Darüber hinaus betreibe die Gruppe Destinationsmanagement mit einem Volumen von "fünf Millionen Gästen in 20 Ländern".Von jenen mindestens fünf Millionen seien bislang aber "nur etwa fünf Prozent in unseren eigenen Häusern gelandet, rund 500.000 Gäste pro Jahr". Höchste Zeit also, so Gunz' Rechnung, sich von diesem Kuchen ein größeres Stück abzuschneiden: "Die Hotellerie ist ein wichtiges Geschäftsfeld der Touristik geworden. Daher haben wir dies zum strategischen Wachstumsfeld erklärt und der erste Schritt dazu ist die Bildung einer Marke für den Vertrieb."
Ein wichtiges Geschäftsfeld geworden? Jedem gestandenen Hotelier dürften sich bei solchen Ansagen die Nackenhaare aufstellen. Nicht so dem Touristiker. Denn in seiner Kalkulation war die Übernachtung ein bis dato - austauschbarer - Baustein von vielen. Einer, der sich erst auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern als ausbaufähig entpuppt hat. Nicht umsonst sagte Gunz der Wirtschaftswoche schon 2014: "Hotels sind der Leckerbissen in der touristischen Wertschöpfungskette, weil sich damit die höchsten Renditen erzielen lassen."
Die Frage ist nur, ob das Konzept der Labranda Hotels & Resorts tatsächlich renditeträchtig ist. Denn Labranda fungiert wortwörtlich als Dach-Marke: für 24 Hotels verschiedener Kategorien zwischen Budget und Premium in sieben Ländern. Entsprechend wurden dem Brand insgesamt sieben Subbrands geschaffen, deren einzige Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie (fast) alle über ein All-Inclusive-Angebot, Gratis-WLAN und Strandnähe verfügen sowie den "Fokus auf F&B" legen.
Auf Kritik - "Da hat ja fast jedes Ihrer Häuser einen eigenen Brand bekommen" - reagiert Gunz gelassen: "Ja, die Marke ist auf die bestehenden Häuser zugeschnitten. Darüber hinaus haben wir uns aber gefragt, was in Zukunft noch kommen wird." Und bis Ende 2016 würden dies mindestens noch weitere zehn Häuser sein. Lang- oder gar mittelfristige Prognosen mag der FTI-Chef zwar nicht abgeben, ist aber sicher, dass er um Franchise-Partner "nicht groß trommeln" müsse. Im Gegenteil: "Die Möglichkeiten sind größer als das, was wir tatsächlich verarbeiten können. In vielen Betrieben stehen Generationenwechsel an oder die Banken suchen nach strategischen Anlageobjekten."