BAD SALZUFLEN. So war es kürzlich für die einzige Frau unter 70 Managern, die den Kanzler auf Mittelost-Tour begleiteten, kein Problem, sich beim Staatsbankett in Saudi Arabien mit einem Tschador zu verschleiern.
Mehr verhüllen als zeigen: Interviews mit Gommolla sind eine Rarität, ebenso wie Auftritte in der Öffentlichkeit. Selbst zur Eröffnung des neuen Kongresshotels in Berlin Anfang August ließ sie sich nicht sehen, obwohl sie „sehr dahinter her war, in Berlin ein zweites Haus zu kriegen".
Sie arbeitet lieber im Hintergrund. Ihre Hotelgruppe, die trotz internationaler Konkurrenz zu den großen im deutschen Beherbergungsgewerbe zählt, steuert sie vom ostwestfälischen Städtchen Bad Salzuflen aus. Hier, in einem unauffälligen Zweckbau der 70er-Jahre, hat die groß gewachsene Frau alles im Griff. Hier nennen sie die Mitarbeiter „Frau Doktor", was nicht ihrer Eitelkeit entspricht. „Darauf lege ich überhaupt keinen Wert", sagt die promovierte Volljuristin. „Ich sage den Mitarbeitern immer wieder: Ich habe auch einen Namen."
Einen Namen gemacht hat sie sich vor allem als Aktenfresserin. In ihrem Büro gibt es kaum einen Quadratzentimeter, der nicht bedeckt ist mit Stapeln von Akten, Verträgen, Korrespondenz. „Ich arbeite viel und sehr gründlich und kenne daher die Details." So könne sie selbst bei millionenschweren Projekten „zielgerichtet verhandeln".
Zielgerichtet regiert die Aufsichtsratschefin auch ins Unternehmen hinein. „Eine echte Patriarchin", verrät einer ihrer Direktoren. Sie führe nach dem Motto: „Meine Direktoren arbeiten für mich." Gommolla, die Single-Frau, fühlt sich dagegen eher als Matriarchin: „Meine Mitarbeiter sind meine Familie. Für sie trage ich die Verantwortung." Überdies habe sie als Aufsichtsratsvorsitzende „ausschließlich Einfluss auf die Geschäftsführung".
Gleichwohl würde sie Entscheidungen niemals aus der Hand geben. „Es sind meine Firmen, da erlaube ich mir schon mal zu fragen, wenn die Zahlen nicht stimmen." Als die Gewerkschaften 1997 einen Aufsichtsrat forderten, legte sie „schweren Herzens" die Geschäftsführung nieder, um „aktiver Aufsichtsrat" zu werden. „Ich lasse mir nichts vormachen."
In diesem Punkt ist „Moni“, so der hausinterne Spitzname, ganz die Tochter ihres Vaters Hans-Joachim. Beim Bau seines ersten Maritim-Hotels am Timmendorfer Strand 1969 hatte der Maschinenbauingenieur und Miterfinder der Spanplatte zwar keine Erfahrung mit der Hotelbranche, aber ein Näschen fürs Geschäft. Er baute Deutschlands erstes Hotel mit angeschlossener Kongresshalle und hatte so durchschlagenden Erfolg, dass Gommolla das Konzept vom „Wohnen und Tagen unter einem Dach“ konsequent vervielfältigte. Des Vaters Maxime befolgt Tochter Monika noch heute: „Über Mitbewerber und Moden denken wir wenig nach; wir konzentrieren uns auf uns selbst.“
In der Hotelbranche genießt sie bei vielen Respekt für ihre Aufbauleistung. Zugleich hat sie aber den Ruf einer verschlossenen, schwierigen Persönlichkeit, gilt als konservativ und nicht gerade weitsichtig. Immerhin: Mit ihren 43 Hotels machte sie im vergangenen Jahr 330 Millionen Euro Umsatz, einen Gewinn und belegte einen der Spitzenplätze im deutschen Hotelgeschäft. Um die Häuser rankt sich eine Vielzahl von Bau-, Architektur- und Betreiber-Gesellschaften. Alles gehört bis heute allein Monika Gommolla und ihrer Schwester Christel.
Eigentum, von dem sie sich in die Pflicht nehmen lässt. „Wir haben nie auch nur einen Pfennig für uns entnommen, sondern immer reinvestiert. Das ist unsere Philosophie.“
Während der Vater auf Kongresshotels in Braunlage, Gelsenkirchen und Travemünde setzte, ging die Tochter in die Großstädte. Bis heute. „Jetzt sind wir in Deutschland überall angekommen, wo wir hinwollten“, sagt sie über die neuen Häuser in Berlin, Dresden (2006) und Düsseldorf (2007). Jetzt sieht sie ihre Chance in London, Paris und Mailand. „In Europa gibt es noch keine wirklichen Kongresshotels“, staunt sie. Gerade hat sie die Verträge für den Bau eines Konferenzhotels in Dubai unterschrieben.
Das ist nicht zuletzt das Ergebnis ihrer langen Mitgliedschaft im Männerbund der Deutsch-Arabischen Gesellschaft. Und es ist das Verdienst von Christian Windfuhr, ihrem langjährigen Sprecher der Maritim-Geschäftsführung. Doch von ihm hat sie sich vor kurzem getrennt. „Ich brauchte Windfuhrs Kontakte für meine Expansion“, sagt sie ganz offen. Das ist vorbei. Jetzt braucht sie einen für das tägliche Geschäft: Gerd Prochaska, ihr seit langem treu ergeben, übernahm am 1. August die Geschäftsführung.
Und wie steht es mit Börsengang, Partnersuche oder Verkauf? Nichts da, sagt Gommolla: „Es waren schon viele hier, die kaufen wollten. Aber was soll ich mit dem Geld? Warum soll ich bei null anfangen, wenn ich schon so weit bin?“
Vita
Monika Gommolla: 1951 wird sie am 17. Mai in Folmhusen im Kreis Leer geboren. Sie studiert Jura, macht das 1. und 2. Staatsexamen und promoviert 1985 an der Universität Göttingen.
1982 gründet sie mit Schwester Christel als Geschäftsführerin die HIB Hotel- und Immobilien-Beteiligungsgesellschaft mbH.
1985 wird sie Mitglied der Geschäftsleitung der Maritim Hotelgesellschaft mbH, 1986 Geschäftsführerin.
1994 übernimmt sie als Geschäftsführerin die Konzernholding, die Finanz-, Bau- und Grundstücksverwertungsgesellschaft mbH & Co KG, Bad Salzuflen.
1997 legt sie die Geschäftsführung der Maritim Hotelgesellschaft mbH nieder und wird Aufsichtsratsvorsitzende.