Drei Fragen an: den Schlafmediziner Bernhard Faderl zum Wechsel von Sommer- auf Winterzeit:
epd-Gespräch: Andreas Jalsovec
Augsburg (epd). Wie lange es den Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit noch geben wird, ist offen: Geht es nach dem Europa-Parlament, dann ist im März 2021 Schluss mit der Zeitumstellung. Bis dahin gibt es sie aber noch - das nächste Mal in der Nacht auf übernächsten Sonntag (27. Oktober). Die Uhren werden dann um eine Stunde zurückgestellt, man kann also eine Stunde länger schlafen. Dennoch macht die Zeitumstellung vielen Menschen zu schaffen, sagt der Mediziner Bernhard Faderl. Er leitet das Schlaf-Labor des Zentrums für Pneumologie, Onkologie und Schlafmedizin auf dem Gelände der Augsburger Evangelischen Diakonissen-Anstalt.
epd: Herr Faderl, warum haben viele Menschen Probleme mit der Umstellung?
Faderl: Vor allem, weil unser Biorhythmus durch die Umstellung leidet. Untersuchungen zeigen, dass dadurch eine Art chronischer Jetlag erzeugt wird. Die Schlafmitte, also der Zeitpunkt, an dem unser Körper am tiefsten schläft, verschiebt sich durch die Zeitumstellung. Der Tiefpunkt körperlicher Aktivität wird damit vom natürlichen Schlafrhythmus entkoppelt. Die Folgen können Müdigkeit und Konzentrationsstörungen sein.
epd: Wer ist davon besonders betroffen?
Faderl: Das Problem betrifft Viele. Die Auswirkungen hängen unter anderem davon ab, ob man eher ein Morgen- oder ein Abendtyp ist. Unter der Zeitumstellung im Herbst leiden eher die Frühaufsteher, wir nennen sie auch "Lerchen". Sie werden bei der Umstellung im Grunde zu früh wach. Der Wechsel im Frühjahr bereitet dagegen eher Langschläfern Probleme: Den "Eulen" macht die fehlende Stunde Schlaf eher zu schaffen. Grundsätzlich können die Eulen aber etwas besser mit der Sommerzeit umgehen. Sie genießen letztlich die Stunde, die es abends länger hell ist. Ich persönlich mag das auch, ich würde mich daher ebenfalls eher zu den Eulen zählen.
epd: Was kann man tun, damit man die Zeitumstellung besser schafft?
Faderl: Es hilft, wenn man eine gewisse Schlafhygiene einhält. Das bedeutet etwa, den Schlaf-Wach-Rhythmus nicht jeden Tag zu ändern. Er sollte die Woche über möglichst kontinuierlich sein. Außerdem sollte man ausreichend lange schlafen. Wer ausgeschlafen ist, schafft die Umstellung meist besser. Und man kann versuchen, den Übergang sanft zu gestalten. Frühaufsteher könnten bei der jetzigen Umstellung beispielsweise Termine eher nach vorne verlegen - sofern das im Alltag möglich ist. (00/3735/14.10.2019)
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Infokasten: Schlaflabor an der Augsburger Diakonissenanstalt
Augsburg (epd). Das Schlafmedizinische Zentrum auf dem Gelände der Augsburger Diakonissenanstalt wurde 2005 eröffnet. In dem Schlaflabor gibt es neun Betten. Versorgt werden dort hauptsächlich Patienten, die unter nächtlichen Atempausen, sogenannter Schlafapnoe, leiden. Nach der Untersuchung im Schlaflabor erhalten sie in der Regel Überdruckmasken, mit denen die nächtlichen Atempausen überbrückt werden können.
Die Schlafapnoe tritt nach Angaben von Schlaflabor-Leiter Bernhard Faderl mit zunehmendem Alter häufiger auf. Die Mehrzahl der Patienten sei zwischen 50 und 70 Jahre alt. "Wir haben aber auch Patienten mit Anfang 20", sagt der Schlafmediziner. Die meisten Patienten kommen ins Schlaflabor, weil sie tagsüber unter starker Müdigkeit leiden. So schlafen sie etwa bei Konferenzen oder Vorträgen ein, erläutert Faderl: "Manche sogar beim Autofahren." Schätzungen gehen davon aus, dass etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung unter nächtlichen Atempausen leiden. (00/3736/14.10.2019)
epd lbm aj/rik
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