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Handmade: Der Ski in Eigenregie

Zusammen macht's mehr Spaß und geht leichter von der Hand: Skier selber bauen bedeutet Teamwork.

Build2Ride – der Name der Ski-Manufaktur in Farchant bei Garmisch-Partenkirchen ist Programm: Hier wird gebaut, um anschließend die Piste zu bezwingen. Und das mit Brettern, die cooler kaum sein könnten. Denn sie sind handgefertigt – von den Fahrern selbst.


In der urigen Werkstatt am Fuße der Zugspitze herrscht buntes Treiben: Es wird beratschlagt, gewerkelt, sich gegenseitig geholfen und gelacht. Unter fachlicher Anleitung und mit viel Spaß können sich Alpin-Fans bei Build2Ride innerhalb eines Wochenendes Skier selber bauen, die genau zu ihren Ansprüchen und ihrer Physis passen. „Bei uns kommt der Ski zum Fahrer, nicht umgekehrt", erklärt Axel Forelle, einer der Firmengründer von Build2Ride. Seit 2012 bieten der ehemalige Ski-Rennläufer und sein Team die angesagten DIY-Kurse an. „Einen Ski zu bauen ist kein Hexenwerk", sagt er. Ein gewisses Maß an Erfahrung braucht es aber schon. „Es gibt kein Nachschlagewerk. Am Anfang haben wir daher sehr viel konzipiert, probiert und unzählige Testfahrten absolviert", erinnert sich Forelle und fügt hinzu: „Mit der Zeit ist unser eigenes Skibau-Einmaleins entstanden." Das vermittelt Build2Ride nun in seinen Seminaren - von Oktober bis April an jedem Wochenende. Gibt es besonders viele Anfragen, beginnen die Workshops auch schon mal im September oder gar im August und enden erst im Mai. Schon heute gibt es Buchungen für ein Jahr im Voraus. Wer spontan ist, bekommt aber auch noch in der laufenden Saison einen Platz.

Vom Holz zum Ski

„Wir bieten als Basis das Standardprodukt, und entweder kommen die Leute damit zurecht oder wir verändern es so, dass es passt." Axel Forelle, Geschäftsführer Build2Ride Das Seminar ist modular aufgebaut und beginnt mit der Bearbeitung des Rohmaterials - meist Esche, denn das langfaserige Holz ist besonders formbar und besitzt gute Dämpfungseigenschaften. Die maximal zehn Teilnehmer biegen, sägen, kleben und laminieren. Über Nacht kommt der Ski zum Austrocknen in eine sogenannte Temperkammer, um dann am zweiten Tag zugeschnitten, geschliffen, designt und lackiert zu werden - natürlich alles mit Unterstützung der Experten. „Die Formgebung des Belags beispielsweise übernehmen wir, denn das ist das A und O, da darf nichts schiefgehen", so Forelle. Ganz allein Sache der Seminarteilnehmer ist hingegen das Design der Skier. Und da haben die Mitarbeiter von Build2Ride schon einiges gesehen: vom Solarpanel auf dem Ski, damit auf dem Berg ein Radio angeschlossen werden kann, bis hin zum Spoiler für einen verbesserten Anpressdruck. „Ob das funktioniert, weiß ich allerdings nicht."

Hochwertig und passgenau

Neben dem Spaß während des Seminars und dem Stolz, seinen Ski selber bauen zu können, spricht auch die Qualität der Manufaktur-Skier für sich. „Wir fertigen ungefähr 1.000 Sportgeräte pro Jahr. Als so kleiner Hersteller können wir das Material nicht beim Großanbieter zum Mengenrabatt einkaufen, sondern wir beziehen kleine Stückzahlen vom Ski-Rennsport. Da ist das Material an sich dann schon sehr hochwertig.“ Hinzu kommt, dass alle Hobby-Skibauer dank der individuellen Anfertigung am Ende nicht einfach einen Ski haben, der am besten, sondern der genau passt. Damit das auch wirklich gelingt, gehört zu den Workshops von Build2Ride eine umfangreiche Beratung im Vorfeld. Dafür stellen sich die Seminarteilnehmer auf der Website per Ski-Konfigurator das gewünschte Modell zusammen. Außerdem stehen sämtliche Ski-Typen aus dem Portfolio von Build2Ride zum Testen bereit. „Natürlich ist es nicht immer möglich, genau den passenden Ski vorrätig zu haben, dafür gibt es zu viele Parameter, die sich individualisieren lassen. Aber es zeigt die grobe Richtung.“ Im Vorgespräch zum Workshop gilt es dann, die Feinheiten auszuloten und herauszufinden, welchen Anspruch jeder Einzelne ans Skifahren hat: „Manchen reicht es, ein bisschen in der Sonne herumzufahren, für andere ist der letzte Millimeter am Ski entscheidend. Ein Gespür dafür zu entwickeln ist für uns die große Herausforderung in der Beratung.“

Der Ski als Lifestyle-Produkt

Die Wintersportler, die bei Build2Ride ihre Skier selber bauen möchten, kommen aus ganz Europa – bei Bedarf werden die Workshops auch auf Englisch gehalten. „Unser Publikum hat sich in den vergangenen Jahren leicht verändert. Zu Beginn kamen nur die absoluten Ski-Profis. Heute sind unsere Skier eher ein Produkt, das zum angesagten Lifestyle passt.“ Und so buchen Paare, Familien, Einzelpersonen oder Freundesgruppen die Seminare. Viele von ihnen werden zum Stammpublikum, berichtet Forelle: „Beim ersten Mal bauen sie sich einen Pistenski, beim nächsten Mal einen Abseitsski und im dritten Jahr dann den Tourenski.“ Auch Firmen buchen die Seminare – beispielsweise als Teambuilding-Maßnahme. Für sie bietet Build2Ride die Kurse auch unter der Woche an. Bei so vielen Workshops bleibt Axel Forelle oft zu wenig Zeit, um privat Ski zu fahren – meist sind es Testfahrten mit Skiern aus der eigenen Werkstatt. Das ist manchmal ein wenig anstrengend, gibt Forelle zu „Doch wenn ich auf der Piste dann Leute mit unseren Skiern sehe, ist das schon ein tolles Gefühl.“



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