Wer im Silicon Valley etwas werden will, der muss überzeugen. Anders ist es nicht hierzulande mit der PR für Startups. Viele sehen PR noch immer als unkontrollierbares Beiwerk oder halten sich noch für zu klein, um an die Öffentlichkeit zu treten. Zu Unrecht, denn PR kann der entscheidende Hebel für ein Start-up sein, um die Bekanntheit des Unternehmens und seiner Produkte bzw. Dienstleistungen sukzessive aufzubauen - und ohne viel Aufwand über den gesellschaftlichen Nutzen der Leistung zu berichten.
Was dafür benötigt wird: Fingerspitzengefühl, Diplomatie und Kreativität. Genauso wie ein Maler seine Farbpalette nimmt und scheinbar simple, einfache Farben zu einer neuen Nuance zusammenmischt, müssen für die PR bisher unentdeckte und überraschende Stories entwickelt werden, die ein neues Bild ergeben. Doch eines darf dabei nicht fehlen: der Bezug zur Gegenwart. Welchen Nachrichtenwert hat die Geschichte? Warum ist dieses Thema für Deutschland relevant? In welches Ressort passt die Geschichte? Machen Sie die Arbeit des Journalisten so einfach wie möglich.
Gemälde entstehen nicht über Nacht, sondern Schicht für Schicht. Es bedarf eines echten Interesses an den Prinzipien und Prozessen der Medienlandschaft. Es ist wichtig mit grundlegenden Schritten anzufangen. Hierzu gehört es Strategische Ziele festzulegen und sich intensiv mit seiner Zielgruppe und deren Bedürfnissen zu beschäftigen. Auch auf der Content-Seite sollte daran gearbeitet werden, wirklich spannende Inhalte zu schaffen und prototypische Geschichten zu entwickeln. Elementarer Bestandteil sollte außerdem ein Factsheet mit allen wichtigen Daten zum Unternehmen, den Produkten bzw. Dienstleistungen sowie den USPs sein. Fotos der Geschäftsführer sowie Bildmaterial zu Produkten und Dienstleistungen gehören ebenso dazu wie ein Ansprechpartner für die Presse.
Ist die Basis geschaffen, fängt die proaktive PR-Arbeit an. Die Analyse der relevanten Zielmedien und deren Ansprechpartner, die Nachrichtenlage zu beobachten, Issues in einem iterativen Prozess herauszufiltern und mit der eigenen Unternehmensstory zu verknüpfen. Auch sollte von Anfang an jedwedes Feedback von Medienvertretern dokumentiert werden, um schnell aus Fehlern zu lernen und ein besseres Verständnis für sein Gegenüber entwickeln. Kontakte zu Medienvertretern lassen sich neben dem Zugriff auf Datenbanken auch auf Messen und Branchenveranstaltungen knüpfen.
Gründerformate sind für Start-ups ideal, um die ersten Medien-Schritte zu machen. Man sollte sich aber auch nicht scheuen, etablierte Medien zu kontaktieren - wenn das eigene Thema zur aktuellen Diskussion in den Off- und Onlinemedien passt. Beim Versenden von Pressemeldungen sollte man es den Redaktionen so einfach wie möglich machen: Eine aufmerksamkeitsstarke Betreffzeile in der E-Mail, Bullet-Points mit den Kernaussagen der Pressemeldung sowie passendes Bildmaterial erhöhen die Chance einer Veröffentlichung. Ist die Gründerstory besonders unkonventionell und für ein Porträt geeignet? Aus Erfahrung lässt sich feststellen, dass sich Qualität auszahlt. Erarbeiten Sie lieber wenige gute Kontakte als massenhaft Pressemitteilungen zu veröffentlichen und auf Erfolge zu hoffen.
Welches Mindset sollte ein PR-Verantwortlicher mitbringen?Die Top-Skills eines PR-Verantwortlichen sind ein gutes Gespür für Themen, Eloquenz, diplomatisches Geschick, Hartnäckigkeit und eine gewisse Furchtlosigkeit im Umgang mit Medienvertretern. Wenn noch keine eigenen personellen PR-Kapazitäten im Unternehmen vorhanden sind, sollten sich Start-ups zumindest für den Anfang eine PR-Agentur ins Boot holen, um sofortig von der Expertise und dem Netzwerk zu profitieren.
Wie lässt sich der Erfolg von PR messen?Gute PR ist immer langfristig angelegt. Was heute gesät wird, braucht intensive Pflege und Zeit zum Wachsen, um eine reiche Ernte einzufahren. Mithilfe eines Clippings lassen sich die Veröffentlichungen in Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk und Fernsehen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ evaluieren. So z.B. in welchem Maße Kernbotschaften aufgegriffen, verstanden und akzeptiert wurden. Darüber hinaus kann der Erfolg von PR-Maßnahmen auch durch systematische Beobachtung ermittelt werden. Dazu zählen u.a. Rückläufe auf Einladungen zu Events. Auch Feedback in Form von Anrufen, Dankesschreiben oder Kommentaren spiegeln den Erfolg von PR-Maßnahmen wider. Im Bereich der Online-PR erfolgt das Monitoring von Blogs, Kommentaren, Posts und Tweets mithilfe von KPIs (Key Performance Indicator). Reach, Engagement und Influence heißt die Währung, die in den sozialen Medien auf das Unternehmensimage und den Bekanntheitsgrad einzahlt.
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Wir bedanken uns bei Christopher Runge und Allan Grap für das Interview.
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