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Das „Welthaus Dortmund": Ein Haus, viele Ziele - im Mittelpunkt steht die Nachhaltigkeit - Nordstadtblogger

„Global denken, lokal handeln" war über Jahrzehnte ein wichtiges Motto. Das galt im Umweltschutz, in der Friedensbewegung und der „Eine-Welt-Arbeit". Der noch junge Verein „Welthaus Dortmund" denkt das Prinzip „Global denken, lokal handeln" neu - und widmet sich den wichtigen Zukunftsthemen rund um Nachhaltigkeit. Doch diese lokal „auf die Straße" zu bringen, ist eine Herausforderung. Alexander Völkel sprach für Nordstadtblogger mit dem Verein, wie denn die Arbeit in den nächsten Monaten und Jahren aussehen soll.

Der Dortmunder Verein beruft sich auf die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele

Zweck des Vereins ist die praktische Umsetzung der so genannten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen in und für Dortmund. Das klingt sperrig. Vor allem dann, wenn der englische Original-Begriff „Sustainable Developement Goals" oder die Abkürzung „SDGs" verwendet wird.

Der Verein beruft sich auf die 17 Nachhaltigkeitsziele. „Das ist eine kopflastige und theoretische Ebene. Damit erreicht man viele nicht, aus verschiedensten Gründen", gibt sich Vereinsvorstand Didi Stahlschmidt keinen Illusionen hin. „Daher wollen wir als Welthaus auch in der Stadtgesellschaft wirken und das auch umsetzen. Jedes einzelne Ziel hat das nötige Potenzial. Das ist eine gute Perspektive, die wir gerne mit möglichst vielen umsetzen wollen", so Stahlschmidt. ___STEADY_PAYWALL___

Konkret bedeutet dies, dass sich der Verein zukünftig für Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz, alternative Mobilitätskonzepte, soziale und ökologische Nachhaltigkeitsprinzipien, internationale Zusammenarbeit, fairen Handel, Bildung, zivilgesellschaftliches Engagement und Solidarität sowie Demokratie, Chancengleichheit und Inklusion einsetzt.

Diese wichtigen, gesellschaftlichen Themen sollen dabei nicht nur diskutiert, sondern vor allem gelebt, vermittelt und nachhaltig umgesetzt werden. Das ist schon schwierig genug. Doch im Idealfall möchte der Verein das in einer einzigen Liegenschaft in der Dortmunder Innenstadt bündeln - bevorzugt innerhalb des Wallrings.

Transformation der Stadtgesellschaft hin zu einer fairen, grünen Metropole

Doch die eigentlich unmögliche „Quadratur des Kreises" hat gute Chancen auf Realisierung. Denn wie kaum ein anderer Verein liegt der „Welthaus Dortmund e.V." am Puls der Zeit - und rennt bei vielen Themenfeldern eigentlich offene Türen ein. Dennoch, zur Umsetzung braucht es noch viel Unterstützung und (noch) mehr Aktive. Aktuell sind 18 Vereine und Organisationen sowie 30 Einzelpersonen im Verein aktiv.

„Wir wollen mit dem Welthaus Dortmund die Transformation der Stadtgesellschaft hin zu einer fairen, grünen Metropole aktiv weiterentwickeln", erklärt Dirk Loose, stellvertretende Vorsitzender des neuen Vereins. Dabei soll das Welthaus als ein faires Schaufenster der Stadt verstanden werden, ein Freiraum für faire Initiativen, zivilgesellschaftliche Projekte und alternative Stadtentwicklungen, die miteinander ins Gespräch kommen können."

Die Chancen stehen gut. Denn das gesamtgesellschaftliche Klima ist günstig - und der Handlungsdruck für die unterschiedlichsten Akteure steigt. So befindet sich die Innenstadt im Umbruch. Verkehrs- und Energiewende sind nicht nur sprichwörtlich große Baustellen. Und die Corona-Pandemie hat die Probleme des stationären Einzelhandels insbesondere in der City noch verschärft.

Das Welthaus als ein Aushängeschild der künftigen City-Entwicklung?

Auf allen Ebenen wird daher nach Lösungen gesucht, wie das künftige Leben, Arbeiten und Wirtschaften in der Großstadt aussehen kann. Dazu gehört es auch, große Immobilien zu revitalisieren, die nach der Schließung von einigen großen Geschäften und Ketten auch nach einem neuen Weg suchen. „Wir würden uns freuen, wenn ein Eigentümer auf uns zukommt, wenn der als erster ein Welthaus haben will", so Stahlschmidt. Das passe zur Agenda des neuen City-Managements, welches neue Entwicklungsperspektiven für die City entwickeln will. „Da ist das Welthaus sehr passend."

Die Konzepte sind in Arbeit. Hinter den Kulissen laufen zahlreiche Gespräche mit möglichen Kooperationspartner:innen und Geldgeber:innen. Denn klar ist: Ohne finanzielle Unterstützung und Beteiligung - von der Stadt, aber auch anderen Fördergeber:innen und Stiftungen - wird es schwer, die UN-Nachhaltigkeitsziele bis 2030 umzusetzen.

Und für die praktische Arbeit braucht es nicht nur sprichwörtlich Raum: Das Welthaus soll ein Zentrum, eine Bühne und ein Schaufenster für die verschiedenen Themen und Akteur:innen werden. So sollen die Mitgliedsverbände Raum für ihre Arbeit bekommen, Ein Weltladen ist ebenso ein Wunsch wie ein Welt-Café und Welt-Restaurant. Auch Aktionsschaufenster, Schuldungs- und Veranstaltungsräume stehen auf der Agenda wie andere Räume für Kollaboration und (Zusammen-) Arbeit.

Ein Ziel: Die „Hauptstadt des fairen Handels" weiterentwickeln

So könnte Dortmund neue Impulse bekommen. Schon vor 15 Jahren wurde man als „Hauptstadt des fairen Handels" ausgezeichnet. Doch in der Innenstadt ist das Thema nicht wirklich präsent. „Fairer Handel ist überhaupt nicht da", bedauert Vereinsvorstand Barbara Joswig, die im Welthaus-Verein den „Weltstand Hombruch" vertritt.

Sie hofft darauf, dass die „One World"-Vorstellung neuen Schub bekommt und über ehrenamtliche Initiativen hinaus geht: „Wir brauchen eine neue Dynamik für die Handlungsgesellschaft. Die aktuellen städtischen Programme zum Umweltschutz gingen in die richtige Richtung, sagte sie mit Blick auf Klimaschutz, Energieeinsparung, Mobilitätswende und den Ausbau der Radinfrastruktur.

„Aber bei Landwirtschaft und Ernährung ist bisher wenig passiert", sieht sie weitere Möglichkeiten, wie nachhaltiges Wirtschaften mehr Raum bekommen können. Dortmund hat viele landwirtschaftliche Flächen - 25 Prozent davon gehören der Stadt. „Sie müsste mehr Verantwortung übernehmen", so Joswig.

In der City könne man beispielsweise mit Hochbeeten für ökologischen Obst- und Gemüseanbau sensibilisieren. Auch für Kitas und Schulen sowie andere Zielgruppen sieht sie vor Ort Möglichkeiten zur Bildungsarbeit, wie man gesund und nachhaltig einkaufen, kochen und essen kann.

Die City nicht mehr nur ein Ort des Konsums, sondern des Mitmachens

Zudem soll die Diskussion um die Zukunft der Dortmunder City neue Wege eröffnen. Ihre Vorstellung: Die City soll nicht nur „Ort des Konsums, sondern des Gestaltens und des Mitmachens werden", so Joswig. „Dortmund ist ein öffentlicher Raum, alle Wege und Straßen und Plätze sind für alle da. Dies zu unterstützen wäre uns ein großes Anliegen. Wir müssen nicht nur auf Autos, sondern auf Menschen Rücksicht nehmen", fordert sie ein stärkeres Umdenken.

Das würde auch Kevin Matuke (Tang e.V.) freuen. Er möchte, dass die City stärker ein Ort der Begegnung wird: „Es gibt viele Kulturen in Dortmund, aber kaum einen Ort, wo sich die Menschen treffen. Wir haben einen Mikrokosmos der Kulturen. Diese Vielfältigkeit müssen wir zeigen - nicht nur theoretisch", so Matuke, der sich als Schatzmeister des Welthaus-Vereins engagiert.

Daran knüpft Sebastian Stock (SDG Scouts/ IZ1W) an: Er wünscht sich Workshop- und Ausstellungsräume. „Sie ermöglichen ein aktives Miteinander zwischen Vereinen und Stadtgesellschaft. Wir als Welthaus geben dafür die Basis", skizziert er einen weiteren Handlungsstrang des Hauses.

Dabei will der Verein keineswegs Parallelstrukturen aufbauen - so sei das Welthaus keine Konkurrenz für das „Haus der Vielfalt" in der westlichen Innenstadt, das vom VMDO betrieben wird. „Der VMDO ist Mitglied unseres Vereins", macht Dirk Loose deutlich.

Haus als zentrale Anlaufstelle beim Thema Klimafolgenanpassung

Viel mehr will das Welthaus die verschiedenen Stränge bündeln und sichtbar(er) machen - dazu gehört vor allem auch das Thema der Klimafolgen-Anpassung. Das Welthaus will hier die zentrale Anlaufstelle werden - und die gesamte Stadtgesellschaft ansprechen.

„Wir wollen raus aus den einzelnen Blasen", macht der Verein deutlich. In der City könnten sich die Aktiven aus den unterschiedlichen Themenfeldern treffen und sich austauschen. Das Welthaus soll zum Treffpunkt der Vereine und der Zivilgesellschaft werden. „Daher sind wir auf die Stadtgesellschaft angewiesen", macht Loose deutlich.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: „Im Moment konzentrieren wir unsere Kraft auf die Konzeptentwicklung und den Dialog. Parallel wollen wir nach freiwerdenden Räumen in der Innenstadt suchen, um mit Aktionen auf uns aufmerksam zu machen", skizziert der Vereinsvize den weiteren Weg.

So kann sich der Vorstand ein „Pop-Up-Welthaus" in einem Schaufenster vorstellen, was sie bestenfalls kostenlos zur Verfügung haben, um es zwischenzeitlich zu bespielen. „Ohne viel Aufwand. Die Hauptenergie fließt in Kommunikation, Sponsoring und Stiftungsanträge. In acht bis zwölf Monaten sind wir soweit, dass wir nach einer festen Immobilie suchen."

KONTAKT:

Welthaus Dortmund e. V. c/o Referat Ökumene // Ev. Kirchenkreis Dortmund //

Petrikirchhof 7 , 44137 Dortmund

Email: do.haus@posteo.de

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