Es ist eine ungewöhnliche Zeitreise von fünf Philosophen. Menschen aus dem Jahr 2099 haben sich nach Dortmund begeben, um sich auf die Suche nach der Neonazi-Gefahr zu machen und die Mitmenschen der damaligen Zeit vor diesem Übel zu warnen.
Aktionskünstler machten auf die Suche nach dem „Nazi-Nest" in DorstfeldIn der Emscherstraße 2 in Dorstfeld - einem WG-Haus, in dem eine ganze Reihe Neonazis - darunter auch „Die Rechte"-Ratsherr Michael Brück - wohnt, wurden sie fündig.
Nach und nach trollten sich auch die Neonazis vor die Tür und wurden so unfreiwilliger Bestandteil einer Performance-Aktion des „Zentrum für Politische Schönheit" (ZPS).
Die „Zeitreisenden" - unter fachkundiger Reiseleitung des Dortmunder Journalisten Marcus Arndt - sahen sich beim „Nest" um. Auch suchten sie das Gespräch. Allerdings gaben sich die Neonazis ungewohnt wortkarg.
Und auch fehlte von einem gewissen „SS-Siggi" jede Spur - auch die Anwohner wussten keine Hinweise zu dessen Aufenthaltsort zu geben.
Schwer bewaffnetes Zeitreise-Team will Bevölkerung aufrüttelnDas Team aus der Zukunft - schwer bewaffnet mit Pistolen. Äxten und automatischen Waffen - machte sich sogleich daran, die „Einheimischen" - das werden die Theaterbesucher sein - zu warnen.
Die Gäste aus der Zukunft wissen, dass die Menschheit im Jahr 2015 noch in der Lage ist. dass Ruder herumzureißen. Denn die „Großen Katastrophen" der Jahre 2029 bis 2034 sind abzuwenden und jedes menschliche Leid wäre noch zu lindern.
Die Zukunft ist noch nicht geschrieben. Es geht darum, die Betrachterinnen und Betrachter aus der eigenen Agonie zu reißen. „Es ist zu leicht, sich das Heft des Handelns aus der Hand nehmen zu lassen", macht das Team deutlich. „Wir dürfen nicht den Strukturen von Angst und Bedrohung erliegen."
Innovative Inkubatoren politischer Aktionskunst machen erstmals ein BühnenstückDas „Zentrum für Politische Schönheit" gehört zu den innovativsten Inkubatoren politischer Aktionskunst. Es versteht sich als Sturmtruppe zur Errichtung moralischer Schönheit, politischer Poesie und menschlicher Großgesinntheit.
Ihre Aktionen finden bisher im öffentlichen Raum, im Netz und diversen Medien statt. Doch die Uraufführung von „2099" führt auf die Bühne des Dortmunder Schauspielhauses. Dort wird das Team erstmals Regie führen. Premiere ist am 19. September.
Neonazis werden auch im Theater erscheinen - zumindest auf der LeinwandDort werden auch die Dortmunder Neonazis wieder erscheinen - allerdings nur auf der Leinwand. Die unfreiwilligen Komparsen hielten sich beim Drehen vor ihrer Haustür auffallend zurück.
Die zahlreichen Kameraleute und Medienvertreter - auch das Theater hatte Filmleute dabei - wurden weder gestört noch attackiert. Und dass, obwohl nach und nach auch alarmierte Neonazis und selbst ernannte Stadtschützer hinzukamen, die sich sonst gerne an der „Lügenpresse" abarbeiten.
Allerdings wirkte das Großaufgebot der Polizei, die die Dreharbeiten des Theaterteams schützten, offenbar einschüchternd. Deshalb flogen auch nicht - wie bei früheren Journalistenbesuchen von auswärtigen Filmteams - Böller.