Affenpocken sind bereits in 70 Ländern aufgetreten, auch Harun Tulunay aus England infizierte sich: hohes Fieber, Lethargie, Schluckbeschwerden – dann wurde es schlimmer. Im Video schildert er, wie er zunächst um Hilfe betteln musste.
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Seit dem Wochenende sind sie eine »Notlage von internationaler Tragweite«: Die Affenpocken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO will mit dieser Einstufung mehr als 70 Länder weltweit dazu aufrufen, tätig zu werden.
Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln. Ein Genesener schildert, wie seine Erkrankung in Großbritannien verlief.
Harun Tulunay, Affenpocken-Genesener
»Das Fieber hörte nicht auf. Ich habe Ibuprofen, Paracetamol – alles genommen, was ich finden konnte – und nichts half. Ich habe die Gesundheitshotline angerufen und um Hilfe gebeten. Jedes Mal sagten sie mir, ich sei kein Notfall. Ich solle anrufen, wenn es schlimmer wird. Aber schlimmer als 39,6 Grad Fieber ist nur die Bewusstlosigkeit.«
Bisher sind es nur wenige Fälle, bei denen die Krankheit zu so schweren Symptomen führt.
Harun Tulunay, Affenpocken-Genesener
»Ich habe am Telefon gegenüber einer Krankenschwester geweint und gedacht, ich würde sterben. Ich konnte nicht essen, nicht trinken – nicht einmal meine eigene Spucke schlucken. Ich war müde und lag herum, nichts passierte. Die Krankenschwester hat dann das Royal London Hospital davon überzeugt, mich aufzunehmen.«
Eine Reihe von falschen Diagnosen führte dazu, dass Tulunay erst spät ins Krankenhaus eingewiesen wurde. Zuvor vermuteten Ärzte etwa, die Symptome kämen von den Medikamenten, die der HIV-positive Mann zu sich nimmt. Ein Zusammenhang zwischen dem HI-Virus und einer höheren Infektionsgefahr für Affenpocken ist bislang nicht nachgewiesen.
Jimmy Whitworth, Professor für Infektionskrankheiten
»Ich denke, die Zahlen werden erstmal weiter steigen. Ich vermute, dass es sich in den nächsten vier bis sechs Monaten stabilisiert und dann wieder sinkt. Weil wir besser darin werden, die Übertragung zu kontrollieren und zu verhindern. Das liegt auch daran, dass die Hochrisikogruppe sich entweder infizieren wird oder etwa durch eine Impfung geschützt ist.«
Am Montag hat die EU-Kommission den Impfstoff »Imvanex« gegen die Infektionskrankheit zugelassen. Die Ständige Impfkommission Stiko empfiehlt die Impfung für bestimmte Risikogruppen und Menschen, die Kontakt mit Infizierten hatten. Am Dienstag meldete das Robert-Koch-Institut für Deutschland insgesamt 2.410 Affenpockenfälle.
(27.07.2022)