Er hat wieder was geschrieben, auf Deutsch, eine sehr lange Geschichte über den sehr langen Grenzzaun der Mexiko von den USA trennt, Titel „Borderline". Es geht um das Objekt als solches, die metallene Mauer, keine Sozialreportage, Gott bewahre, keine armen Mexikaner, dem Reporter geht es um die Ästhetik des Zauns. So beschreibt er seinen Ansatz. Irgendwann tauchen die armen Mexikaner doch auf, und auch die Grenzer mit ihren Gewehren und Sonnenbrillen, einer nimmt den Reporter sogar fest. Der Reporter heißt Tom Kummer.
Tom Kummer, der große Journalist, der große Schwindler aus Hollywood.
An einem Donnerstagabend Ende Juni sitzt dieser Tom Kummer tief gebräunt in einem kleinen Laden in Berlin Mitte. Keine Bühne oder so, er sitzt auf einem ganz banalen Holzstuhl, ihm gegenüber sitzen Leute, die ihn sehen wollen. Die Vorstellung übernimmt Daniel Puntas Bernet, Chefredakteur des schweizerischen Reportagen-Magazins, in dem Kummers Story erschienen ist. Ob er wirklich festgenommen worden sei, diese Frage schwebt im Raum, ohne dass sie jemand aussprechen müsste.
Tom Kummer sagt: „Es sollte dem Leser egal sein, ob es sich so abgespielt hat oder nicht, ich habe ihn in die Geschichte reingezogen, ich will ihm was erzählen." Die Szene, in der er dem Grenzer gegenüber sitzt, ist der Kristallisationspunkt, es ist die Stelle der Geschichte, an der Dinge nicht nur passieren, sondern dem ganzen einen tieferen Sinn geben. Hier kommt die Metaebene ins Spiel, wie Journalisten so schön sagen.
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