Las Vegas ist immer noch ein großes Versprechen. Dabei fühlt sich die Wüstenstadt an wie ein permanenter Junggesellenabschied. Über allem schwebt der Geist Donald Trumps.
Im Rückspiegel sieht Las Vegas richtig gut aus. Die Hotelklötze schrumpfen auf Normalmaß und die flirrende Hitze der Mojave Wüste lässt die absurde Skyline ausfransen. Die vergangenen Tage kommen mir vor wie eine vage Erinnerung, schon jetzt. Bis auf das schale Gefühl im Oberbauch, an dem die vielen Dollars und Elektrolyte schuld sind, die ich zurückgelassen habe.
Aber ich nehme auch eine ganze Menge mit, Zeug, das mir zugesteckt wurde: einen Stapel 3-für-1-Cocktail-Gutscheine zum Beispiel, mit denen sich ein ganzes Footballteam ins Koma saufen könnte, Visitenkarten von Megan und Naomi, die 99 beziehungsweise 69 Dollar pro Stunde kosten, und einen Flyer von Machine Guns Vegas, auf dem die nahe liegenden Frage steht: "Warum nur ein Maschinengewehr schießen, wenn Sie auf unserem Gelände eine ganze Bandbreite an vollautomatischen Waffen ausprobieren können?" Dann steckt da noch eine Einwegbibel in meiner Hosentasche. Aber die ist mit ihren 48 Seiten einfach zu schlank, um als moralisches Gegengewicht zu dienen.
Man kann die Wolkenkratzer von Manhattan als Parabel auf die Vereinigten Staaten lesen, aber auch das fußgängerfeindliche Los Angeles, die unendlichen Maisfelder des Mittleren Westens oder eben die Neonlichter von Las Vegas. Hunderttausende flackernde Strohfeuer, die den Intellekt überrumpeln und den Geist bei seiner schwächsten Stelle packen: dem Belohnungszentrum. Donald Trump macht es nicht anders.
Las Vegas hat das Schlechte in mir wachgekitzelt. Ich habe höher gepokert und mehr getrunken, als ich mir vorgenommen hatte. Obwohl ich wusste, was mich erwartet, bin ich auf das große Versprechen rein gefallen, dass ich gut unterhalten und dabei reich werden kann. Dass das Leben hier und heute und ohne Anstrengung ein Mal ganz weit nach oben ausschlägt und dass ich das natürlich schon immer verdient habe. Las Vegas ist der Amerikanische Traum auf Speed, man muss hier nicht einmal als Tellerwäscher anfangen, um als Millionär zu enden.
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