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"Japan ist mehr als nur Sushi"

Meckenheimer Schüler ist Jugendbotschafter

Arthur Mielke auf dem Weg zum Treffen mit dem Präsidenten von Bosch-Japan, in einem Tokioter Zug.

26.11.2015 MECKENHEIM. Arthur Mielke ist einer von zwölf bundesweiten Jugendbotschaftern, die die Robert-Bosch-Stiftung für zwei Wochen nach Japan entsandt hat. Dort erhielten die Jugendlichen Einblicke in die Kultur des ostasiatischen Staates, um nach ihrer Rückkehr in Deutschland andere Jugendliche für das Land zu begeistern.

Das Leben eines Botschafters ist abwechslungsreich - und anstrengend. Spätestens seit seiner Ankunft in Frankfurt ist das auch dem 18-jährigen Meckenheimer Arthur Mielke, Schüler des Heinrich-Hertz-Europakollegs, bewusst, der als Jugendbotschafter der Robert-Bosch-Stiftung nach Japan reiste. Kaum angekommen, stellt er sich wie ein Profi den Fragen der Presse - eine Aufgabe, an die er sich nun gewöhnen muss.

Mit Mielke fiel die Wahl auf einen Meckenheimer, der schon lange erklärter Japan-Fan ist. Nicht etwa eine besondere Urlaubserfahrung ist für ihn Anlass für die Faszination an dem Inselstaat, sondern der Besuch einer Anime-Kunstausstellung in der Bundeskunsthalle. "Japans Künstler und ihre Werke waren für mich die erste Erfahrung mit dem Land. Ich war von Anfang an begeistert", erzählt Mielke.

Seinen Worten lässt er Taten folgen. Nach dem Besuch verschiedener Kurse im Kölner Kulturinstitut, die sich mit japanischer Kunst auseinandersetzen, meldet sich der Schüler kurz darauf zu einem Sprachkursus an. "Meinen ersten Kontakt zur japanischen Sprache hatte ich durch einen Schnupperkursus. Da wusste ich: Diese Sprache will ich sprechen", sagt der Schüler.

Umso glücklicher ist Mielke, als ihn im vergangenen Jahr eine Bekannte auf das Jugendbotschafter-Programm aufmerksam macht. "Ich wollte immer schon mal nach Japan reisen. Allerdings nicht als Tourist, sondern eingebettet in ein kulturelles Rahmenprogramm. Da gibt es nicht viele Möglichkeiten", erzählt er und fügt hinzu: "Das Jugendbotschafterprogramm, bei dem wir unter anderem in Gastfamilien untergebracht wurden, bot mir diese Möglichkeit."

Ernst wird es für den Schüler im September dieses Jahres

Mit der Anmeldung beginnt für den jungen Mann ein Bewerbungsmarathon. Neben dem ausführlichen Lebenslauf muss der Schüler auch ein Motivationsschreiben einreichen - ein Leichtes für den Japan-Kenner. "Das Motivationsschreiben ging mir gut von der Hand. Allein die zahlreichen Referenzen beim Kulturinstitut zeugten von meiner Begeisterung für Japan", sagt er. Was dann folgt: Warten. "Irgendwann kam die Einladung zum Telefoninterview und anschließend die Zusage", so Mielke.

Ernst wird es für den Schüler im September dieses Jahres. Um die jungen Leute auf den bevorstehenden Aufenthalt vorzubereiten, lädt die Robert-Bosch-Stiftung die zwölf Botschafter zu einem zweitägigen Seminar nach Berlin ein. Dort werden den Schülern in Rollenspielen interkulturelle Kompetenzen vermittelt. "Das Seminar beschäftigte sich weniger mit Japan selbst. Wir lernten dort eher, wie man sich allgemein in einem fremden Land bewegt", so Mielke.

Sehr gut vorbereitet besteigen Mielke und seine Kollegen den Flieger nach Japan. Das Programm ist vielseitig. Nicht nur Städtetrips und Museumsbesuche sind geplant. Ihre rhetorischen Kompetenzen stellen die Jugendlichen in verschiedenen Gesprächsformaten mit der Zivilbevölkerung und mit Offiziellen unter Beweis. "Als Botschafter haben wir in diversen Diskussionen tiefe Einblicke vor allem in die Politik des Landes erhalten", sagt Mielke. Große Themen seien etwa die japanische Sicherheitspolitik oder auch die Veränderungen nach der Atomkatastrophe von Fukushima gewesen.

"Kulinarisch war die Teezeremonie etwas ganz Besonderes"

Während in der ersten Woche Besuche der Städte Tokio und Hiroshima auf dem kulturell vielseitigen Programm stehen und Mielke auch die als Shinto-Schrein bekannten Tempel besucht, erhält er in der zweiten Woche seinen lang ersehnten Einblick in das alltägliche japanische Leben.

Die Gastgeber - japanische Familien - bieten den Jugendlichen unter anderem die Möglichkeit, traditionellen Zeremonien beizuwohnen. "Kulinarisch war die Teezeremonie etwas ganz Besonderes", sagt Mielke und fügt schmunzelnd hinzu: "In Deutschland vermisse ich allerdings jetzt schon Onsen" - das Baden in einer heißen Quelle.

Nun werden die zwölf Botschafter auch in Deutschland die Werbetrommel für Japan rühren. In der Schule wird Mielke einen Vortrag halten, Erfahrungsberichte schreiben und im Rahmen diverser Veranstaltungen der Robert-Bosch-Stiftung Interessierten Rede und Antwort stehen. Für Arthur Mielke ist der Auftrag klar: "Ich möchte zeigen, dass Japan mehr als nur Sushi ist." (Adrian Arab)

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