In feministischen Zeiten, könnte man meinen, hat er ausgedient, der Bad Boy, der Fiesling, dem die Frauen reihenweise verfallen. Ist aber nicht so. Eine Psychologin erklärt das Phänomen. Eine Soziologin schlägt vor, für manche sozialen Konflikte symbolische Lösungen zu finden.
Er ist ein Easy-Rider-Typ, Regeln will er brechen, er denkt nur an sich selbst. Verlässlichkeit, Treue oder Sicherheit kann er nicht bieten. Dafür Abenteuer, ein Auf und Ab der Gefühle, nichts für den bürgerlichen Alltag. Psychologen sprechen bei solchen Typen oft von der dunklen Triade der Charaktereigenschaften: Herrschsucht, Narzissmus, Kaltherzigkeit. Und während man dem Sohn im Grundschulalter gerade noch erklärt, dass es wohl nicht so gut bei der Damenwelt ankommt, wenn einer immer bestimmen will und nur an sich denkt, streamen Tausende die alten James-Bond-Filme, machen Fußballer zur Begeisterung ihrer Groupies einen auf dicke-Hose-schnelles-Auto.
Und wo wir schon bei der klischeehaften Darstellung von Geschlechterrollen sind, singt auch noch US-Popstar Olivia Rodrigo: „Maybe I’m too emotional, but your apathy is like a wound in salt – Vielleicht bin ich zu gefühlsduselig, aber deine Gleichgültigkeit ist wie Salz in einer Wunde.“ Weil das eben ein Klassiker der heterosexuellen Liebesdynamik ist: Die Frau ist anhänglich und nett, der Mann freiheitsliebend und abweisend. Das sind zwei, die miteinander um Formen des Zusammenseins ringen, und betrachtet man den Erfolg solcher Erzählungen in Medien, Literatur und Musik, scheint es, als seien diese Rollen nach wie vor interessant. Auch in Zeiten von Transidentitäten und Pansexualität, in denen gerade jüngere Leute betonen, Liebe und sexuelle Anziehung unabhängig von Geschlecht und Identität zu verstehen.
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