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Schwarz, Wald, Gold

»Seit zwei Jahren flüstert sich der Förster Wohlleben mit seinen Fibeln über Bäume und Tiere durch die Buchcharts. Magazine wie Wald und Landlust feiern die Flucht ins Grüne. Die Deutschen und der Wald, das ist eine besondere Beziehung. Schon die Germanen verehrten ihn als Götterhort. Im Wald besiegte Hermann der Cherusker die römischen Legionen. Wald ist deutscher Urmythos. Wald ist Grimmsche Märchenwelt. Wald ist Romantikrefugium. Als deutscher Exportschlager wird der Wald nur von Bier, Pünktlichkeit und Lederhosen getoppt. Den Wald bedichteten Goethe, Eichendorff, Rilke. Und wohl nur in Deutschland konnte eine Naturschutzpartei wie die Grünen so groß werden. Vielleicht ist also nichts deutscher als der deutsche Wald, und vielleicht ist der deutsche Wald nirgendwo so deutsch wie im Schwarzwald. Man kann hier wunderbar Klischees prüfen, weil im Schwarzwald zwei Sehnsüchte zusammenfallen: die der Deutschen nach dem Wald und die der Ausländer nach dem Deutschen. Eine
Schwarzwaldreise ist gelebte Anthropologie.«