Ganz viel Bio oder was: Ernährt man sich mit Gütesiegel-Gemüse wirklich gesünder? Ich kaufe wie die meisten Verbraucher die Bio-Produkte fürs gute Gewissen - Anbau, Nachhaltigkeit, faire Preise und so weiter. Ich finde, es muss aber nicht immer Bio sein. Im Gegenteil, ich mag regional angebautes Gemüse und Obst mittlerweile lieber. Da ich seit einigen Jahren wieder in ländlicher Umgebung wohne, komme ich auch häufiger an Höfen mit eigenem Laden vorbei: Hier kaufe ich gerne ein, das ist nicht so hektisch wie manchmal im Supermarkt (wo ich natürlich auch noch einkaufe!) und auch nicht teurer. Und ich kann den Anbieter direkt fragen. Der Versuch, mich auf saisonale Ernte einzustellen, ist eigentlich ganz gut geglückt. Ich freu mich dann auf einige Sachen besonders: Dann gibt's eben nicht schon im März den weißen Stangenspargel, sondern erst im Mai, wenn's soweit ist. Die Erdbeeren schmecken im Spätsommer nicht wirklich lecker, und Himbeerzeit ist - traurig aber wahr - jetzt leider endgültig vorbei. Dafür steht die Kohlzeit wieder vor der Tür, für viele Rezepte - außer Kohlsuppe! - schmackhaft einsetzbar. Einzig bei Äpfeln kann ich keine Ausnahme machen - die esse ich das ganze Jahr. Fraglich ist hier allerdings das Thema Lagerung: Angeblich stoßen die Kühlhäuser fürs Frischhalten der regionalen Sorten mehr CO-2 aus als wenn man Äpfel aus Übersee in die Märkte bringt. Die Experten streiten sich darüber, und ich stehe ratlos sowie ernüchtert vor der Auslage und greife zu Holsteiner Cox, Boskop oder Elstar. Ich trau dem Bio-Frieden bei den Discountern aber nicht so recht über den Weg: Ist natürlich hervorragend, dass zahlreiche Bauern sich am Geschäft beteiligen können dank Massenmarkt. So wird Bio eigentlich für alle erschwinglich. Andererseits drücken die Handelriesen wohl auch massiv die Preise. Mein Fazit: Ich kaufe weiterhin im Supermarkt, beim Discounter und beim Bauern um die Ecke. Übrigens: Deutlich vorteilhafter für den Menschen sind die zertifizierten Lebensmittel nicht, wie Analysen jetzt wieder herausstellten: Es gibt keinen eindeutigen Nachweis, dass Produkte aus ökologischem Anbau nährstoffreicher sind. Und überhaupt sind die beiden Lebensmittelvarianten gar nicht so unterschiedlich. Einziger Pluspunkt: Die Bio-Lebensmittel sind seltener mit Pestiziden kontaminiert - allerdings auch nicht zu 100 Prozent frei davon. Und ich verteile meine Einkaufsgewohnheiten weiterhin auf Super-, Bio- und Hofmarkt.
Melanie Ucke, M.A.
Timmendorfer Strand
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