1 subscription and 1 subscriber
Article

AfD in vier Lahrer Ortsteilen stärkste Kraft

30,5 Prozent in Langenwinkel, 28,9 Prozent in Kippenheimweiler, 27,8 Prozent in Mietersheim und 27 Prozent in Hugsweier - die AfD wurde am Sonntag in vier Lahrer Ortsteilen stärkste politisch Kraft. Warum ist das so? Und wie reagieren die vier Ortsvorsteher auf das Ergebnis? Der Lahrer Anzeiger hat nachgefragt.


Hansjakob Schweickhardt, Hugsweiers Ortsvorsteher, weiß: "Überall dort, wo die Spätaussiedler stark vertreten sind, ist auch die AfD stark." Im Moment ist er "maßlos enttäuscht". Immerhin, so seine Aussage, habe man viel für die Integration der Russlanddeutschen getan. Die sei zwar noch nicht gescheitert, dennoch wisse er, dass viele von ihnen noch russisches Fernsehen schauten.


 "Presse förderte AfD"

Trotz seiner Einschätzung sagt er: "Ich halte das nicht für ein dringliches Problem, auf Spätaussiedler zuzugehen." Er wisse im Moment noch nicht, wo das Problem liegt. Die Bürger müssten sich selbst ihre Gedanken machen, ob sie das wollen, was sie gewählt haben. Mit der Kommunalwahl habe das Landtagswahlergebnis aber nichts zu tun.


Schweickhardt machte im Gespräch mit dem Lahrer Anzeiger auch die Presse mitverantwortlich für den Erfolg der AfD. Erstens sei die immer wieder gegen die derzeitige Regierung und ihre Politik angegangen und zweitens habe sie der AfD "viel zu viel" Beachtung geschenkt. Er hofft abschließend, dass die AfD eine Eintagsfliege bleibt. Sicher ist er sich aber nicht.


Schockzustand

Langenwinkels Ortsvorsteherin Annerose Deusch "beängstigt" diese Entwicklung. Sie findet es schade, dass Leute denken, die Politik der AfD sei gut für sie. Auch sie vermutet viele Spätaussiedler hinter den AfD-Wählern. Sie begreife nicht, weshalb Leute, die vor einem Polizeistaat geflohen sind, jetzt eine Partei wählen, deren Politik auch in Richtung eines Polizeistaats geht. Die AfD, das weiß sie, habe gezielt Wahlkampf für Russlanddeutsche gemacht - mit Flyern in russischer Sprache.


Im Moment müsse Deusch den Ausgang der Landtagswahl erst einmal verdauen. Still bleiben könne man generell aber nicht. Man müsse auf so eine Entwicklung aktiv reagieren. Sie sagt auch: "Ich habe Angst um unsere Demokratie."


Tobias Fäßler, Kippenheimweilers Ortsvorsteher, respektiert den Wählerwillen. Der sei ein Signal an die etablierten Parteien, dass man die Sorgen der Bürger bislang nicht richtig wahrgenommen habe. Man habe stets nur die AfD kritisiert, anstatt die eigenen Vorzüge in den Vordergrund zu rücken.


Leute ernst nehmen

Man müsse sich jetzt Gedanken machen, was die Etablierten versäumt haben. Seine Strategie: Die Leute ernst nehmen, eigene Argumente vorbringen und schließlich Taten folgen lassen. Dann, so ist er überzeugt, könne die AfD so schnell wieder Stimmen verlieren, wie sie diese gewonnen hat. Mietersheims Ortsvorsteherin Diana Frei war gestern, Montag, nicht zu erreichen.

Original