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Lichtspiele im Schnee

Schon der Eingang zum Skyspace macht mehr als neugierig. Im Hintergund das Omeshorn. Foto: Vorarlberg Tourismus/ Oberhauser Photography. Links: Besucher des Skyspace haben eine ganz besondere Sicht auf den Himmel. Foto: Lech-Zürs Tourismus/ Daniel Zanger

Im Luxusdorf Lech in Vorarlberg gibt es hohe Kunst von James Turrell zu besichtigen

"Lech ist eigentlich kein Ort für Aprés Ski“, sagt Gastwirtin Cecily Smedek aus Lech in Vorarlberg. Dafür eröffnen sich alternative Attraktionen: Jüngster Zugang in Sachen Kunst ist James Turrells „Skyspace“oben auf dem Tannegg in 1780 Metern Höhe. Also hinein in den Schlosskopfsessellift, von der Bergstation genügen zehn Gehminuten hinüber zum runden Gupf des Tannegg. Ein schmaler Gang führt in den Rundbau, dessen Deckenöffnung ein ovales Loch in den blauen Himmel schneidet. Besonders in den Morgen- und Abendstunden entfaltet das Werk seine wirkmächtige Kraft. Das Lichtkunstschauspiel gibt es nur zu Sonnenauf- und -untergangszeiten bei offener Kuppel. Bei trockenem Wetter bleibt die Kuppel während des Tages geöffnet. Das bedeutet, dass kein künstliches Licht in dem Raum verwendet wird, sondern die Beobachtung des Himmelsausschnitts in Verbindung mit dem Lichtkegel des Sonnenlichts geschieht. Bei schlechtem Wetter ist die Kuppel geschlossen und es wird ein „Closed-Licht-programm“ präsentiert. Noch bis 30. November ist das Skyspace von einer Stunde vor bis eine Stunde nach Sonnenaufgang geöffnet. Vom 1. Dezember bis 19. April sind täglich von 12 bis 20 Uhr Besucher willkommen. Die Besucherzahl ist allerdings auf 15 Personen begrenzt, das Skyspace bittet daher um Re- servierung (www.skyspace-lech.com)

Über 80 Skyspaces hat der 1943 geborene amerikanische Lichtkünstler Turell weltweit eröffnet, das Werk in Lech soll sein vorerst letztes Himmelsfenster sein. Wie gut hohe Kunst und hohe Berge zusammenpassen, zeigt sich übrigens immer öfter: Erst Mitte Oktober 2020 enthüllte Olafur Eliasson, dänisch-isländischer Superstar der Gegenwartskunst, sein erstes Werk in Südtirol. Die Skulptur „Our Glacial Perspectives“ liegt im Schnalstal auf dem Grat der Grawand in 3200 Metern Höhe, also hoch über den Gletschern des Alpenhauptkamms. Von der Gipfelstation Grawand verläuft ein Lehrpfad über den Grat, der einen Zeitraum von 2,4 Milliarden Jahren Klimageschichte versinnbildlicht. Neun Tore markieren dabei den Beginn und das Ende von fünf Eiszeiten. Am Ende erwartet ein kugelförmiges, sphärisches Gebilde den Besucher, mit Aussicht auf die schwindenden Eisfelder von Hochjoch- und Hintereisferner – ein Memento Mori für die immer stärker beeinträchtigte Natur. Eliassons Parcours ist eine Meditation über die Zeit, die Umwelt, den Klimawandel.

Tummelplatz der oberen Zehntausend

Doch zurück nach Tirol. Das Millionärsdorf Lech in Vorarlberg scheint wie ein Biotop, in dem eine bestimmte Spezies besonders gut gedeiht: Luxuriöse Chalets in ausgesuchten Hanglagen mit allen Schikanen wie feudalem Interieur und feinstem Catering. Seit rund drei Jahren ergänzt das „Severin‘s – The Alpine Retreat“ die edle Kollektion der Nobelhütten. Diskret und oberhalb des Dorfkerns im Ortsteil Stubenbach gelegen, geht der Blick hinaus auf das Omeshorn und seine Nachbargipfel. Sogar hier am Tummelplatz der oberen Zehntausend legt das Fünf-Sterne-Haus das Luxus-Level nochmal höher.

„Für das Retreat wurde 150 Jahre altes Tiroler Holz verbaut“, erzählt Gastgeberin Cecily Smedek bei einem Rundgang. Die Bäder überraschen mit freistehenden Wannen, das Esszimmer besticht mit einem Kamin, die Lounge mit einem Flügel, die Luxusküche mit High-End-Ausstattung. Auch ein Arbeitszimmer gibt es und ein Privatkino. Zum Abtauchen bietet sich der eigene Innenpool mit Gegenstromanlage und Mini-Wasserfall, zum Aufwärmen steht auf der privaten Terrasse ein Whirlpool bereit. Die Extras: Designermöbel von Minotti und Boxspringbetten von Wittmann, dazu moderne Kunst an den Wänden, ein Privatlift führt direkt in die spacig beleuchtete, in mehreren Farben bespielbare Tiefgarage. Solch ein finessenreiches Refugium will erstmal verdaut werden. Am besten bei einem Tasting-Menü im gut sortierten Weinkeller des Severin‘s – hier lagern edle Tropfen für 100.000 Euro und harren auf das „Plopp!“ ihres großen Moments. Auf Wunsch kredenzt der haubengekrönte Küchenchef Kevin Szalai einen kulinarischen Spaziergang durch die Arlberger Wälder: Mit Hirschfilet, Kohlsprossen und Moos, zubereitet mit Zirbenspänen. Käse aus dem Bregenzer Wald beschließt das Menü. Eine gute Grundlage für den anstehenden Ski-Tag auf den Brettln.


Von Franziska Horn 

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