Elena Matera

Journalistin (Wissenschaft & Gesellschaft), Berlin

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Artikel

Mein Bruder und ich: Die längste Beziehung meines Lebens


Wenn ich Fotos aus meiner Kindheit durchgehe, bin ich fast nie allein darauf zu sehen. Mein großer Bruder war so gut wie immer an meiner Seite. Unser Altersunterschied liegt nur bei anderthalb Jahren. Wir haben gespielt, uns verkleidet und uns Fantasiewelten ausgemalt. Wir haben getobt, gesungen, getanzt und unseren Eltern Streiche gespielt - kurzum: Wir waren als Kinder die besten Freunde.


Und klar: Wir haben uns auch gestritten. Mein Bruder hat mir an den Haaren gezogen oder mein Kuchenstück geklaut. Ich habe ihm wiederum sein Spielzeug weggenommen oder wollte bestimmen, was wir jetzt spielen. Und wir wollten uns übertrumpfen: Wer bekommt das größte Eis? Wer darf im Doppelstockbett oben schlafen? Wer schießt mehr Fußballtore? Wer gewinnt das nächste Level im Computerspiel?


Konflikte zwischen Geschwistern sind normal - und sogar wichtig für den sozialen Umgang im späteren Leben, zeigt die Wissenschaft. Aus evolutionärer Sicht sind Geschwister Rivalen. Sie buhlen um Nahrung, Sicherheit, Liebe. In Geschwisterbeziehungen kann der Umgang mit Konkurrenz, Rivalität, aber auch Solidarität erprobt werden. Wie streitet man? Wie gibt man nach? Wie teilt man?


Ich erinnere mich auch an Momente, in denen mein Bruder und ich die Aufmerksamkeit unserer Eltern gewinnen wollten. In Streitsituationen habe ich dafür nur zu gerne die Karte der süßen kleinen Tochter gespielt und so meine Eltern auf meine Seite ziehen können, auch wenn mein Bruder gar nichts getan hat. 


„Wie überlistet man Geschwister? Wie behauptet man sich gegenüber den Eltern, weil man sieht, dass das andere Geschwisterkind das anders macht? Und so weiter. Also das sind ganz viele Beziehungsmuster und Gefühlsmuster, die eben auch in dieser Geschwisterbeziehung mitentwickelt werden", erklärt der Schweizer Psychologe und Geschwisterforscher Jürgen Frick. Auch das Ausbalancieren von ganz unterschiedlichen Emotionen ist eine wichtige Kompetenz, die mit Geschwistern geübt wird. Die Geschwisterbeziehung, so sagt Frick, hat daher eine enorme - eine unterschätzte - Bedeutung.


Den ganzen Text gibt es bei Deutschlandfunk Kultur


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