Ist das schon wieder ein #Vattenfake? Im Frühjahr hieß in den sozialen Medien plötzlich, der schwedische Energiekonzern Vattenfall steige aus der Braunkohle aus. Ein Sprecher des Unternehmens hatte das in der Berliner Filiale auf einer Pressekonferenz verkündet. Tatsächlich war es jedoch eine Aktion der Künstlerkollektiv Peng!
Nun hat Greenpeace Schweden angekündigt, man wolle die Braunkohlewerke und die dazugehörigen Tagebaue von Vattenfall kaufen. Natürlich nicht, um damit weiter klimaschädliche Energie zu erzeugen, sondern um die Kohle „da zu lassen, wo sie hingehört - in der Erde".
Ein Scherz sei das nicht, betonte die Präsidentin von Greenpeace Schweden, Annika Jacobson. Man wolle mit Vattenfall ernsthaft über die Übernahme reden. Zumindest wurde eine offizielle Interessensbekundung abgegeben.
Vattenfall gehört zu 100 Prozent dem schwedischen Staat. Dass die Braunkohlesparte überhaupt zum Verkauf steht ist eine politisch Entscheidung der neuen rot-grünen schwedischen Minderheitsregierung, die seit knapp einem Jahr die Geschicke des Landes lenkt.Aus Sicht von Greenpeace wäre es ein fatales Signal vor der Weltklimakonferenz, die im November in Paris stattfinden wird, wenn die schwedische Regierung die Braunkohlesparte an einen Käufer geben würde, der die Kohle tatsächlich fördern wolle. Das würde die Neueröffnung von fünf neuen Tagebauen zur Folge haben, die ein Äquivalent von 1,2 Milliarden Tonnen Kohlendioxid beinhalten.
Der Ansatz, Geld dafür zu bezahlen, damit Bodenschätze in der Erde bleiben können, ist nicht neu. Ecuadors Präsident Rafael Correa hatte 2007 die Yasuní-Initiative ins Leben gerufen: Die Weltgemeinschaft sollte das südamerikanische Land dafür entschädigen, das Erdöl, das unter dem wertvollen und artenreichen Regenwaldgebiet liegt, im Boden zu lassen. Die Idee stieß zunächst auf viel Zustimmung, scheiterte dann jedoch unter anderem daran, dass potenzielle Geberländer wie Deutschland Zusagen nicht einhielten. Der Wert von Vattenfalls Braunkohlesparte sowie die zehn Wasserkraftwerke im Revier, die zum Verkauf stehen, werden Medienberichten zu Folge auf rund zwei Milliarden Euro geschätzt. Ob sich ein solcher Preis jedoch bei einer heute absehbar veralteten Technologie mit hohen Folgekosten realisieren lässt, ist fraglich. Schwerer als die Frage nach dem Kaufpreis, wird vermutlich die Frage nach den Arbeitsplätzen wiegen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wettert bereits seit Monaten gemeinsam mit der Kohlegewerkschaft IG BCE gegen jeglichen Vorstoß der deutschen Bundesregierung, die Schädlichkeit von Braunkohle einzupreisen, etwa durch eine Klimaschutzabgabe für Kohlekraftwerke. Die Arbeitsplatzverluste, die bei der Stilllegung des Tagebaus unweigerlich droht, würden die beiden mächtigen Gewerkschaften sicher nicht kampflos hinnehmen.