Gemüse, das in Gewächshäusern angebaut wird, kann ein echter Klimakiller sein, denn das Temperieren der Gebäude verschlingt enorm viel Energie. Da klingt die Nachricht, dass mitten in der australischen Wüste seit kurzem in großem Stil Tomaten in Treibhäusern angebaut werden, erstmal nicht besonders ökologisch. Und dennoch bezeichnet das Unternehmen Sundrop Farms das Projekt als nachhaltige Landwirtschaft. Wie kann das gehen?
Der Schlüssel liegt in der idealen Synthese zwei Technologien: Meerwasserentsalzung per Solarkraft. Prinzipiell ist Meerwasser zu entsalzen ist, genau wie der Gemüseanbau in Gewächshäusern, eine ungeheuer energieintensive Aufgabe. Wird dazu fossiler Brennstoff verwendet, ist das tatsächlich alles andere als umweltfreundlich. Arbeitet aber, wie in Australien, ein CO 2-freies Solarturmkraftwerk als Energielieferant, sieht die Bilanz gleich ganz anders aus.
Die Sonne ersetzt fossile BrennstoffeDie Tomatenfarm liegt in der sehr trockenen Region von Port Augusta, in der Nähe des Spencer Golf an der Südküste Australiens. Das Salzwasser wird aus dem Meer per rund fünf Kilometer langer Pipeline zu dem 20 Hektar großen Gelände gepumpt und in der solarbetriebenen Entsalzungsanlage zu Frischwasser umgewandelt. Dieses dient zur Bewässerung der Tomatenpflanzen und den Betrieb der Gewächshäuser. Das Prinzip und die Optik der Entsaltungsanlage sind intelligent und spektakulät zugleich: 23.000 der Sonne nachführbare Spiegel fangen Sonnenstrahlen auf und reflektieren sie auf einen Turm. Ein an der Spitze installierter Empfänger erwärmt mit Hilfe dieser konzentrierten Sonnenenergie die ihn durchströmende Luft. Diese Wärme wird in Strom umgewandelt.
Keine Erde und weniger UmweltgifteIn den Treibhäusern wachsen die Tomatenpflänzchen in Kokosnuss-Schalen anstelle von Erde. „So können wir Landwirtschaft auch in Regionen betreiben, für die traditionelle Anbauweisen nicht geeignet sind", sagt Philipp Saumweber, Geschäftsführer von Sundrop Farms.
Ein weiteres Plus: Auch Pestizide werden laut Sundrop kaum benötigt, weil das Meerwasser die Luft reinigt und sterilisiert. Mit dem Salzwasser werden die Filter befeuchtet, die zum Kühlen der Gewächshäuser dienen. „Im Laufe der Zeit haben wir beobachtet, dass wegen des Salzgehalts in den Filtern große Mengen an Insekten sterben", sagt Saumweber.
Das Projekt lohne sich trotz der teuren Technologie wirtschaftlich, behauptet Sundropfarms ohne jedoch genaue Zahlen zu nennen. Das Angebot und seine Qualität schwankten nie, also bliebe auch der Preis des Gemüses konstant - ein Vorteil gegenüber traditionell arbeitenden Farmen. „Die Betriebskosten auf unserem Hof sind deutlich niedriger als in traditionellen Betrieben, weil wir nicht auf fossile Brennstoffe angewiesen sind. Deswegen können wir die Tomaten zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten", sagt Saumweber.
180.000 Tomaten sollen in Port Augusta jährlich produziert werden. In Portugal wird nach Unternehmensangaben eine ähnliche Farm bald den Betrieb aufnehmen, auch im US-Bundesstaat Tennessee sei bereits eine Anlage geplant. Und in denen sollen nicht nur Tomaten wachsen, denn prinzipiell sind alle Gemüsesorten geeignet, die in Treibhäusern wachsen.