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Essen und Emotionen: Bonjour Tristessen

Ich habe eine Lasagnenarbe. Der Käse blubberte, die Tomatensauce gluckerte, es dampfte und zischte und war: heiß. Pass auf, heiß, sagte mein Vater noch. Mit der Gabel in der rechten Hand stach ich schwungvoll in den Nudelvulkan, die Ofenform rutschte auf dem Teller darunter nach links und ich hielt reflexartig meine linke Hand dagegen. Es brannte, aber meine Esslust war größer, ich wollte gar nichts kühlen, nur diese verdammt heiße, vor mir blubbernde und gluckernde, himmlische und höllische Lasagne verschlingen. Tat ich dann auch. Und holte mir so die - zugegeben winzige - Narbe an meinem linken Daumen.

Lasagne löst etwas in mir aus. Es wäre für diesen Text besser, wenn ich genau benennen könnte, was. Aber meine Gefühle für Lasagne sind so vielschichtig wie das Gericht selbst. Denke ich an Lasagne, denke ich an meine Kindheit, Geborgenheit, Schulschluss. Aber auch an meine Studienzeit, in der es Lasagneabende gab, Wein, Erwachsenengespräche. An die letzte Pandemielasagne, die keine war, sondern eine mit Lasagneblättern gepimpte Parmigiana. Kommt eine Lasagne aus dem Ofen, wird mir warm.


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