Christin Hartard

Journalistin. Video. Text. Foto., Ravensburg

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Du hast die Haare schön

Beatrice Waasz ist gerade dabei ihre Meisterprüfung abzulegen. Einen eigenen Salon aufmachen, das ist zurzeit noch keine Option für die 24-Jährige. Erst einmal möchte sie Berufserfahrung sammeln. Foto: Christin Hartard

Rosenberg - „Mach, was du willst!“ Für Beatrice Waasz sind das die schönsten Worte überhaupt. Dann fliegt die Schere, flitzt der Kamm und fallen die Haare im Rosenberger Salon „Danielle Hägele“. Vor allem junge Frauen hängen sowieso viel zu sehr an ihren langen Haaren, findet Waasz. 

Da kommt es ihr gerade recht, dass kurze Fransenschnitte dieser Tage extrem in Mode sind. Und was die neusten Trends angeht, kennt sich die 24-Jährige aus. Denn die Friseurin ist gerade in den letzten Zügen ihrer Meisterprüfung.

Dass ihr Weg einmal dorthin führen würde, war lange nicht klar. Nach dem Hauptschulabschluss hat die junge Frau erst eine Ausbildung zur Kinderpflegerin begonnen. „Eigentlich wollte ich aber schon immer Friseurin werden“, erinnert sich Waasz. Ihr Vorbild: die eigene Mutter, die selbst Friseurin ist. Doch ausgerechnet die hält wegen der geringen Gehaltsaussichten zunächst gar nichts vom Berufswunsch ihrer Tochter. Als sie jedoch begreift, wie sehr ihre Tochter für den Beruf brennt, unterstützt sie sie schließlich doch.

Investition in die Zukunft

Diese Unterstützung ist gerade jetzt sehr wichtig für die 24-Jährige. Denn während der vier Monate, die sie in Vollzeit an der Meisterschule in Neu-Ulm verbracht hat, verdiente sie kein Geld. Im Gegenteil. Kurs- und Prüfungsgebühren, Material- und Fahrtkosten: Rund 15000 Euro hat der Meistertitel sie gekostet. Für Waasz eine Investition in die Zukunft: „Ich bin noch so jung und will nicht auf dem gleichen Stand bleiben, sondern mich weiterentwickeln.“

Dauerwelle, Haarstyling à la Elvis Presley, Hochsteckfrisuren, Schnitttechniken, aber auch Make-Up oder Nagelstyling gehören zu den Prüfungsinhalten. Damit am Ende des Tages nicht nur auf dem Kopf der Kunden alles stimmt, sondern auch die Buchführung im Geschäft, kommt noch Salonmanagement hinzu. „Außerdem lernen wir in der Meisterschule, wie man ausbildet“, sagt Waasz.

Die Kunst des Redens

Eines jedoch kann keine Meisterschule lehren, sondern nur die Arbeit im Salon: „Ja, Friseure reden viel“, sagt Waasz und lacht, „das sollten sie auch, damit die Kunden sich wertgeschätzt fühlen.“ Dabei sei sie selbst zu Beginn sehr ruhig gewesen. Heute weiß die Frau mit den blondierten, glatten Haaren den neusten Klatsch meist vor allen anderen und nicht selten verraten ihre Kunden Waasz über das Getöse des Föns hinweg ihren Kummer.

Doch die Arbeit im Salon ist kein Kaffeekränzchen. Nach acht Stunden Stehen werden die Beine schwer und die Arbeit mit Haarfärbemittel reizt Lungen und Haut. Trotzdem gibt es für Waasz keinen schöneren Job. „Die vielen verschiedenen Kunden und ihre Wünsche und das freie, kreative Arbeiten schätze ich sehr,“ sagt sie.

Das Rüstzeug für den eigenen Laden hätte sie nach der Meisterprüfung. Einen Friseursalon mit ihrem Namen über der Tür wird es wohl in nächster Zeit trotzdem nicht geben. Denn bevor sie diesen Schritt wagt, möchte sie auf jeden Fall noch etwas Berufserfahrung sammeln. Und auch wenn Waasz täglich stundenlang die Haare anderer kämmt, schneidet oder föhnt: Auf ihrem eigenen Kopf ist die angehende Friseurmeisterin weniger eitel. Gerade einmal 20 Minuten braucht sie morgens, bis sie ausgehfertig ist.

Am 18. September dreht sich in Ellwangen alles ums Thema Handwerk. Bei der Veranstaltung „Made by Hand“ zeigen über 20 Betriebe auf dem Marktplatz ihre Handwerkskunst, laden zum Mitmachen ein und bieten ihre Produkte an. Im Vorfeld stellt die Ipf- und Jagst-Zeitung in ihrer Sommerserie Handwerk jeden Samstag einen Handwerksberuf vor. Über 130 Ausbildungsberufe gibt es im Handwerk. Aktuell sind im Ostalbkreis noch über 170 Ausbildungsstellen offen. Die Handwerkskammer Ulm hilft gerne weiter unter Telefon 0731 / 1425227.

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