Hannover. Cally Stronk studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation in Berlin und arbeitet seit 2010 als Kinderbuchautorin. Bekannt wurde sie durch ihre Giraffenaffen-Bücher und Hörspiele. Im Januar 2017 erschien die erfolgreiche Kinderbuchserie Leonie Looping im Ravensburger Verlag.
Wie hast du das Kinderbuch-Schreiben für dich entdeckt?
Bücher habe ich schon immer geliebt. Als Kind habe ich heimlich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke gelesen, als Jugendliche dann haufenweise Gedichte und Songtexte geschrieben. Leider waren meine Lehrer von meinen schulischen Leistungen nicht so begeistert. In Deutsch stand ich eine Zeit lang auf Fünf, ich bin sogar sitzengeblieben. Nachdem ich die Schule gewechselt habe, brachte mir dann eine Lehrerin die alten Klassiker nahe - das war eine ganz neue Welt für mich. Neben meinem Studium habe ich dann alles Mögliche ausprobiert - ich hab moderiert, in Bands gesungen, Herrenanzüge verkauft und Filme gedreht - aber nichts hat mich so richtig erfüllt. Dann entdeckte ich durch ein Praktikum den Kinderbuchbereich. Das war ein magischer Moment - ich wusste: Das ist das Richtige für mich.
Inzwischen sind über 20 Bücher von dir erschienen. In der neuen Erstleser-Reihe geht es um Leonie Looping und die beiden Schmetterlingselfen Mücke und Luna. Wie entstehen die Ideen für deine Geschichten?
Die Idee für Leonie Looping kam durch eine Elfenzeichnung von meiner Freundin, der Illustratorin Constanze von Kitzing. Aus dem Bild entstand schnell eine ganze Welt und immer neue Abenteuer für die kleinen Elfen. Die meisten Inspirationen liefert der Alltag: Leonie lebt wie wir in der Großstadt und ist gerne in der Natur. Einmal habe ich meine beiden Katzen dabei beobachtet, wie sie einen Falter durch die Wohnung jagten. Diese Szene gibt es auch im Buch. Als Leonie sich zum ersten Mal mit einer Schrumpferbse in eine Elfe verwandelt, wird sie prompt von Oma Annis Katze gejagt.
Viele Kinderbücher haben eine pädagogische Botschaft. Welche Werte möchtest du mit Leonie Looping vermitteln?
Ja, ich möchte, dass meine Bücher spannend und witzig sind und gleichzeitig Werte vermitteln. Constanze von Kitzing und ich haben für Leonie Looping beschlossen, dass es in jedem Band ein „Umwelt-Thema" geben soll. Zum Beispiel geht es um den Umgang mit kleinen Lebewesen, die Natur in der Stadt oder Müll am Waldsee. Die Eltern schätzen sehr, dass Leonie nicht eine Elfe mit Glitzer ist, sondern ein Mädchen mit starker Persönlichkeit und großem Herzen.
Wie lange schreibst du an einem Kinderbuch wie Leonie Looping?
Ich beginne mit der Konstruktion der Geschichte mit allen Charakteren, Orten und Handlungen. Ich entwickle zunächst eine grobe Struktur der Welt und der Abenteuer und werde immer detaillierter. Je besser ich die Geschichte geplant habe, umso leichter kann ich sie dann schreiben. Meinen ersten Textentwurf überarbeite ich dann immer wieder und feile ihn so lange, bis ich ihn selber toll finde. Die Idee zu Leonie Looping entstand im Frühjahr 2013, die Bücher sind im Januar 2017 erschienen. Manchmal brauchen Geschichten einfach Zeit um zu wachsen.
Was ist die größte Herausforderung beim Schreiben für kleine Leser?
Kinderbücher werden meistens nicht selbst von Kindern gekauft, sondern von Eltern und anderen Verwandten. Dazu müssen die Geschichten auch noch die Verantwortlichen in den Verlagen und im Buchhandel überzeugen. Es ist also ein weiter Weg zu den Kindern. Zum Glück kann ich bei meinen Lesungen beobachten, wie sie auf meine Geschichten reagieren. Das beste Feedback für mich ist es, wenn die Kinder sich kringelig lachen oder bei spannenden Verfolgungsjagden den Atem anhalten und ganz gebannt lauschen. Um auch kleine Noch-Nicht-Leser zu begeistern, bringe ich auch meine Ukulele mit und singe mit ihnen lustige Lieder.
Wie schaffst du es genau den Ton der Kinder zu treffen?
Eine Geschichte muss einfach gut sein, egal ob sie für Erwachsene oder für Kinder ist. Dazu braucht es die richtigen Zutaten: eine originelle Grundidee, starke, authentische Charaktere und eine spannende Dramaturgie. Je nach Altersgruppe muss man wissen, welchen Wortschatz man voraussetzen kann. Kinder sollen weder unter- noch überfordert, dafür aber an ihrer Neugier packt werden. Selbst die abgefahrensten Fantasiegeschichten brauchen einen starken Alltagsbezug.
Du wirkst sehr begeistert von deiner Arbeit als Kinderbuchautorin. Gibt es auch negative Seiten an deinem Beruf?
Die Kinderbuch-Produktion ist teuer, die Tantiemen sind niedriger als bei Erwachsenen. Sie müssen durch zwei geteilt werden, da Illustratoren und Autoren gemeinsam an den Büchern arbeiten. Deshalb haben viele Kollegen nebenbei einen Brotjob. Man braucht schon einen langen Atem bis zum Erfolg. Kein Verlag wartet auf dich, dazu ist der Markt zu voll. Da muss man durch Qualität und gute Ideen auffallen.
Viele Menschen träumen davon, ein (Kinder-)buch zu schreiben. Hast du zum Schluss noch Ratschläge für angehende Autoren?
Klar! Erstens: Schreiben, schreiben und schreiben - eine gute Geschichte fällt nicht vom Himmel. Zweitens: Mindestens genau so viel lesen, wie man schreibt. So bekommt man ein gutes Gefühl für verschiedene Erzählstrukturen und Schreibstile. Drittens: Kritik nicht persönlich nehmen, sondern als neue Perspektive und Möglichkeit sich weiterzuentwickeln. Viertens: Herausfinden wie man selbst am besten arbeitet. Fünftens: Viel Geduld haben mit sich und seinen Geschichten - denn gute Geschichten brauchen ihre Zeit, um zu entstehen und zu wachsen.
Von RND/Birk Grüling