Jahrzehntelang galt Barbie als Inbegriff eines krankhaften
Frauenbilds – jetzt kommt eine kurvige Version der Puppe auf den Markt.
Ein pädagogischer Durchbruch?
JO-JO-EFFEKT
Auch etablierte Zeichentrickfiguren sind nicht unantastbar. In den vergangenen Jahren durchlebten gleich mehrere Exemplare eine traurige Entwicklung: Sie magerten ab. Zum Beispiel die Biene Maja. Seit den 70er Jahren summte sie pummelig und genau richtig durch die ZDF-Serie. 2013 tauchte Maja mit Wespentaille statt Bienenspeck auf. Der Ärger war groß, von Schlankheitswahn war die Rede.
Und wer sich ein bisschen mit Foucault (➝ Kriminalität) befasst hat, mag darin ein Paradebeispiel für Biopolitik sehen, jene Machtform, die sich nicht auf das Individuum, sondern auf die Bevölkerung in ihrer Gesamtheit bezieht und deren Lebensformen, ja sogar deren biologische Prozesse zu beeinflussen sucht. Zum Beispiel durch magere Zeichentrick-Vorbilder. Denn auch der Kobold Pumuckl, früher mit einer Plauze ausgestattet, die der von Meister Eder Konkurrenz machte, wurde letztes Jahr verschlankt. Zumindest bei ihm konnte man sich aber auf den Jo-Jo-Effekt verlassen. Er bekommt nach lauten Protesten sein Bäuchlein zurück. Benjamin Knödler
ZEICHENTRICKFAMILIE
Rein optisch scheint bei den Simpsons vieles
realitätsfern (➝ Avatar). Welche Menschen sind schon überwiegend
knallgelb oder haben derart seltsame Schnauzen? Trotzdem sind
Homer, Marge und Co. unwahrscheinlicherweise zu globalen
Identifikationsfiguren avanciert. Das liegt wohl auch daran, dass das
optisch Unrealistische den Blick für den sozialen Realismus der Umwelt
schärft. Denn die Simpsons leben in einer gesellschaftlichen
Wirklichkeit, die allzu bekannt scheint. In der gleichermaßen tristen
wie liebenswürdigen Stadt Springfield geht man zur monotonen Arbeit,
stopft süchtig machendes Fastfood in sich hinein und hängt vor dem
Fernseher – und behauptet sich mit einer Prise Wahnsinn dennoch
irgendwie. Manchmal funktioniert Gesellschaftskritik eben besonders gut
in Gelb. Benjamin Knödler
Dieser Beitrag erschien in Ausgabe 06/16 der Wochenzeitung "der Freitag".