Am Sonntag wird sich wieder der Mythos des Endspiels zeigen. Dabei geht
es nie nur um den Pokal, sondern im Prinzip um alles: um Geld, Drogen
oder leere Autobahnen
ALBICELESTE
Als die argentinische Fußballnationalmannschaft 1978 im Monumental in Buenos Aires, im River-Plate-Stadion, das Finale der Heim-WM gewann, erreichte auch die Junta um Jorge Rafael Videla ihr Ziel. Das seit 1976 herrschende Regime, das Tausende Menschen einsperrte, folterte und tötete (➝ Game of Thrones), hatte das Turnier extrem politisch instrumentalisiert. Bis heute halten sich Gerüchte um Bestechung und systematisches Doping.
Als die Albiceleste, die „Weiß-Himmelblaue", von Trainer César Luis Menotti - ein bekennender Linker - die Niederlande 3:1 geschlagen hatte, donnerte der Jubel. Und zwar fast in Hörweite der ESMA, dem grausigsten Folterzentrums der Juntazeit. Die Gefangenen erlebten auch deshalb Demütigung und Qual, weil Wächter einige von ihnen inkognito unter die feiernden Landsleute mitnahmen - ohne dass die Häftlinge einen Mucks von sich geben durften. Benjamin Knödler
SUPERBOWL
Wenn es um die Selbstbeschreibung der USA geht, wird gern zum Wörtchen „great" gegriffen. Man mag das für großspurig halten, doch den Superbowl, das Finale der American Football League, beschreibt es recht treffend. Es ist eines der größten Sport-Events der Welt und ein gigantisches Medienereignis. 2015 - im bisherigen Rekordjahr - hatte das Finale in den Vereinigten Staaten über 114 Millionen Fernsehzuschauer (➝ Zeit). Werbeleute reiben sich da natürlich die Hände, entsprechend viel wird für die Spots hingeblättert. 30 Werbesekunden im Rahmen der Finalübertragung kosteten zuletzt durchschnittlich fünf Millionen Dollar.
Die Unternehmen betreiben deshalb auch eine Menge Aufwand, um aufzufallen. Zumal die Halbzeitspots mittlerweile ein Event im Event geworden sind, über das Jahr für Jahr eigens berichtet wird, ebenso wie die Halbzeitshow, bei der die Stars ihre größten Hits inszenieren (2016: Beyoncé, Coldplay, Bruno Mars). Football wird freilich auch noch gespielt, aber erst das Gesamtpaket verleiht dem Superbowl seinen megalomanen Charakter. Der Finaltag wird so zum Feiertag, der vielen ein großes Geschäft verspricht. Für das Jahr 2017 rechnet man damit, dass die US-Amerikaner im Zusammenhang mit dem Superbowl rund 15,5 Milliarden Dollar für Essen, Trinken oder Merchandising-Produkte ausgeben werden. Benjamin Knödler
Dieser Beitrag erschien in Ausgabe 27/16 der Wochenzeitung "der Freitag".
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