Der Glaube an den Fortschritt ist aus der Mode gekommen. Mit Grusellust wird heute lieber auf eine Zeitwende hingefiebert, die uns in vergangene Zustände zurückversetzen könnte. In die des Faschismus (AfD), oder der Sintflut (Klimakatastrophe). Wie auch immer die Zukunft aussehen mag, die britische Künstlerin Lucy McRae hat sich jedenfalls schon Gedanken über die beste Ausrüstung gemacht. Auch sie spricht zwar von Apokalypse, meint damit aber etwas Gutes: Den Moment, in dem sich die Menschheit gegen das Diktat von Social Media wendet.
McRaes Future Surivival Kit gleicht einer wundervoll plakativen Metapher des gegenwartspessimistischen Zeitgeistes: Wie einen Ganzkörper-Airbag trägt eine blonde Dame ihr Interieur aus Luftmatratze und Decken auf dem Rücken. Beim Anblick der tiefgebückten Nomadin denkt man sofort an diese Evolutions-Schaubilder, auf denen sich Affen aufrichten, um zum Menschen zu werden. McRae geht zurück zum Ursprung: Nur der nichtsesshafte Homo Sapiens war frei von bürgerlichen Zwängen des Materialismus und des Informations-Overloads. McRae hat aber Nachsicht mit dem Zukunftsmenschen, der sich das Schändlich-Digitale erstmal abgewöhnen muss. Er hat zwar sein Smartphone abgegeben, den Blick auf das Wahre mutet sie ihm trotzdem nicht zu. Als Übergangslösung darf er noch eine Maske tragen, die ihm den Blick verdeckt - so wie einst, anno 2020, das Handy.
Orientiert hat sich McRae an den Sherpa, einem Stamm des Himalaya. Nach dem "Zeitalter der Algorithmen" würden wir zu unserem eigenen Sherpa werden, meint sie. Ballast, den wir in der Cloud verstaut hatten, tragen wir dann wieder auf dem Buckel. Der Mensch der Zukunft ist detoxed, klar im Kopf. Aber reif für die Physio.