Der britische Fernsehsender BBC stellt unter TV-Fans eine der wichtigsten Quellen für qualitative Serienware. „Dr. Who", „Sherlock" oder gar das Kritiker überzeugende Castingformat „The Voice UK": Was auch immer der meistgesehene, britische TV-Kanal ausstrahlt, erfreut sich selbst über die Landesgrenzen hinaus einer wachsenden Beliebtheit. Ähnlich erging es auch der 2010 von Jimmy McGovern ins Leben gerufenen Crime-Serie „The Accused - Eine Frage der Schuld". Der Schöpfer von Formaten wie „The Street" und „Moving On" inszenierte mit seinem neuartigen Format eine spitzfindige Krimi-Anthologie, in der jede Episode eine eigene Geschichte erzählt. Vertrieben wird „Accused" von Jimmy McGoverns Produktionsfirma RSJ Films, die der Drehbuchautor und Produzent einst gründete, um unabhängige Independent-Dramen zu inszenieren. Diesen Hintergedanken lässt „Accused" mehr als einmal erahnen. Versprühte bereits die erste Staffel der 2011 mit einem International Emmy ausgezeichneten Serie den Charme eines Charakterdramas legen die Regisseure David Blair („Best Laid Plans") und Ashley Pearce („Downton Abbey") in Season zwei noch eine Schippe drauf. „Accused" ist ein intensives Thriller-Drama der Marke „Zodiac - Die Spur des Killers", das mit seinen gerade einmal vier Folgen das Konzept nicht überreizt und beweist, dass die Briten in puncto Serie einfach die Besten auf ihrem Gebiet sind.
Bereits der Auftaktepisode „Tracies Geschichte" - im Original „Tracies Story" - gelang im Vereinigten Königreich ein phänomenaler Start. Mit rund sechs Millionen Zuschauern erreichte die Geschichte um einen Transvestit nahezu doppelt so viele Zuschauer wie das Staffelfinale von Season eins. Dies dürfte vor allem der hochklassigen Besetzung geschuldet sein. Standen für die erste Staffel Stars wie Andy Serkis („Der Hobbit - Eine unerwartete Reise"), Naomie Harris („James Bond 007 - Skyfall") oder auch Christopher Ecclestone („Thor - The Dark Kingdom") vor der Kamera, konnte „Tracies Geschichte" mit Sean Bean aufwarten, der in diesem Jahr zudem in „Jupiter Ascending" zu sehen sein wird. In den weiteren Folgen „Mos Geschichte", „Stephans Geschichte" und „Tinas Geschichte" darf das Publikum auf Hollywood-Durchstarter Robert Sheehan („Chroniken der Unterwelt - City of Bones"), Serien-Star John Bishop („Skins") und Michael Maloney („Die eiserne Lady") freuen.
Inszenatorisch überzeugt „Accused - Eine Frage der Schuld" auch in der zweiten Staffel durch die beeindruckende Erzählweise. In jeder Folge steht eine vor Gericht angeklagte Person im Mittelpunkt, welche die vergangenen Geschehnisse aus ihrer Sicht rückblickend schildert. Dabei entsteht vor allem durch sämtliche technischen Aspekte stets solch eine hypnotische Wirkung, dass der Ausgang der Geschichte weder zu erahnen, noch für das Publikum zu verpassen ist. Fabian Wagner, der ebenso moderne wie düstere Bilder bereits für einzelne „Sherlock"-Episoden einfing und Kieran McGuigan („Inspector Banks") wissen die beklemmende Atmosphäre beeindruckend in Szene zu setzen. „Accused" wird dominiert von einer brodelnden Stimmung, ohne dabei zu bedrohlich zu wirken. Dadurch erinnert vor allem die zweite Staffel auf der Basis des Suspense durchaus an die Hochzeiten des Filmemachers Alfred Hitchcock, gemischt mit den beklemmenden Szenarien, die man aus den Werken David Finchers kennt.
Für Fans anspruchsvoller Krimi-Kost abseits des US-Crime-Mainstream bietet die zweite Staffel von „Accused - Eine Frage der Schuld" unkonventionell erzählte und gedrehte Serienkost. Die sowohl auf DVD als auch Blu-ray erhältliche Staffelbox erhält die komplette Season und sorgt für intensive Stunden vor dem Fernseher.