Design

28. August 2012

Ist das jetzt noch Design oder schon Sozialkritik? Das fragte man sich bei den Projekten des Architekten Le Van Bo schon immer. Zuletzt baute er aus ein paar Sperrholzplatten die sogenannten Hartz IV Möbel, billig und einfach herzustellen, trotzdem formschön und äußerst hübsch anzusehen. Der neueste Streich des Berliners: Das kleinste Haus der Welt, das 1 qm Haus. Das Konzept ist simpel: Le Van Bo hat mobile Holzhäuschen entworfen, die sich bei Bedarf in ein Bett oder einen Arbeitsplatz verwandeln. Wer sich mit den Boxen vor ein Hostel stellt, kann mit ein bisschen Glück sogar deren Duschmöglichkeiten nutzen.

So macht das zum Beispiel Amy McKinney, die mit dem Rucksack durch Europa reist und in Berlin sogar ein winziges Café aus ihrem Mini-Häuschen betreibt. Für sie ist das Mini-Café „ein Experiment, eine Philosophie und Spaß, alles in einem".

Amys Weiterentwicklung von Le Van Bos Ursprungsentwurf zeigt genau, was diesen so besonders macht. Mit einem Praktikabilitäts-Maßstab kommt man bei den Häuschen nämlich nicht weiter. Sie taugen nicht als längerfristige Wohnmöglichkeiten und schlechtes Wetter, ungeschützte Standorte machen sie schnell unbewohnbar. Erste Bewohner der kleinen Häuschen berichten von Einzugswünschen von Obdachlosen oder Passanten, die neugierig die Klappe öffnen.

Doch getreu nach Le Van Bos Motto „Konstruieren statt konsumieren" sind die kleinen Häuser eine Aufforderung zu eigener Kreativität, dazu, selbst aktiv zu werden und durchaus auch Fragen zu stellen.

Und so lässt sich das ganze Projekt auch als Kommentar begreifen, zu Gentrifizierung, Wohnungsnot und steigenden Mieten in Berlin. Sozialkritik mit den Mitteln von Architektur und Design eben.

Der nächste Workshop, bei dem man die Häuser unter Anleitung des Designers selbst bauen kann findet im Betahaus am 8. September statt. Für alle anderen gibt es die Baupläne kostenlos auf der Website des Architekten als Download.

(azi)