Osnabrück. Nach 40 Jahren Hamburg lebt Autor Frank Schulz nun in Osnabrück. Auch wenn er nur vorübergehend hier ist, dürfte die Stadt irgendwann in seinen Büchern auftauchen.
Frank Schulz ist etwas erschöpft. Am Vorabend war er zum Tischtennistraining beim SV Hellern. Dort geht es anders zu als in Hamburg, wo Schulz einmal in der Woche mit ein paar Kumpels spielte. Einfach so, nur zum Spaß. In Hellern dagegen werden die Vereinsmitglieder zwei Mal die Woche fit für Liga-Spiele gemacht. Auch wenn sie wie Frank Schulz gar nicht den Spielen teilnehmen.
Wer die „Onno Viets"-Trilogie über den etwas schrulligen Privatdetektiv kennt, weiß, dass Frank Schulz leidenschaftlicher Tischtennisspieler ist. Darin lässt er eine Truppe auftauchen, mit der er seinem Team aus Hamburg ein Denkmal setzt. Doch in der Hansestadt lebt er nicht mehr. Schulz ist vergangenen Dezember nach Osnabrück gezogen. Der Liebe wegen.
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Nun wohnt er in einem ehemaligen Fabrikgebäude in der Nähe des Bürgerparks. In Hamburg wäre eine entsprechende Lage wohl unbezahlbar. „Das ist ein 1:0 für Osnabrück", gibt Frank Schulz zu.
Doch irgendwann will er zurück. Da ist er sich sicher. „Ich liebe diese Stadt sehr", sagt er über die Hansestadt.
Dabei kam er vor 40 Jahren eher zufällig zwecks kaufmännischer Lehre vom Land in die große Stadt. Sein Vater wollte, dass nach eher mittelmäßigen Schulerfolgen etwas aus dem Sohn wird. Mädchen, Musik und Bücher interessierten den Teenager Frank Schulz eben mehr.
Längst ist ein freier Schriftsteller aus ihm geworden. Ein preisgekrönter gar. Welchen Kultstatus Frank Schulz hat, bewies die Präsentation des ersten Bandes der „Onno Viets"-Reihe vor fünf Jahren. Unter anderem fanden sich der damals noch lebende Harry Rowohl, Sven Regener, Rocko Schamoni und Karen Duve im Hamburger Uebel & Gefährlich zu einer gemeinsamen Lesung mit dem Autor ein.
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Seit er in Osnabrück wohnt, hat Frank Schulz verschiedene „Phasen" durchlaufen. Nachdem er sich in seiner Wohnung eingerichtet hatte, fremdelte er stark und vermisste viele Dinge. Etwa, dass er nicht eben zur nächsten Veranstaltung im Hamburger Literaturhaus konnte. Oder dass ein türkischer Gemüsehändler nicht um die Ecke zu finden ist.
Doch inzwischen beginnt der 60-Jährige auch, Vorteile zu entdecken: etwa das Il Paradiso am Markt oder die Alte Gaststätte Holling, urige Kneipen also, wie sie in Hamburg fast verschwunden sind. Zudem ist es weniger stressig. Und die Leute sind freundlicher. „Das überrascht mich immer wieder", sagt Frank Schulz. Und: „Hier kann man noch richtig Mensch sein."
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Auch Lieblingsorte hat er schon. Die Platanenallee hoch zum Bürgerpark etwa. Hat Osnabrück also eine Chance, in seinen Büchern aufzutauchen? Das bejaht der Autor ausdrücklich. Im Moment arbeitet er zwar an einem Erzählband, in den vor allem bereits in Anthologien erschienene Texte einfließen lässt. Eine Art „Konzeptalbum" wie in der Musik, erklärt Schulz. Schon immer hatte er vor, die Texte über Leidenschaft gebündelt erscheinen zu lassen. Doch irgendwann wird er auch über Osnabrück schreiben. „Die Zeit hier ist so eindrücklich, dass sie in irgendeiner Form Niederschlag finden wird", sagt er.
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