Anette Bierbaum

PR-Redakteurin / Online-Redakteurin, Hamburg

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Tornados, Starkregen, Hochwasser: So lassen sich Schäden durch Naturgewalten absichern

Der Sommer 2016 hielt einige böse Überraschungen bereit. Schon das Frühjahr begann nass. Süddeutschland bekam die verheerenden Folgen der Sturmtiefs „Elvira" und „Friederike" zu spüren. In Hamburg wütete ein Tornado. In Nordrhein-Westfalen liefen Keller voll, teilweise wurde sogar der Katastrophenalarm ausgerufen. In Baden-Württemberg verwüsteten Wasser, Schlamm und Geröll ganze Straßenzüge. Bedenkt man die Wetterkapriolen der vergangenen zehn Jahre, ist die Wahl der passenden Hausrat- und Wohngebäudepolice buchstäblich elementar.


Allein in der ersten Jahreshälfte 2016 beliefen sich die Schäden durch die Folgen schwerer Stürme und Starkregen auf rund 1,2 Milliarden Euro - davon rund eine Milliarde an Hausrat und versicherten Häusern, Gewerbe- sowie Industriebetrieben. Das zeigt eine vorläufige Schätzung der deutschen Versicherer: „Noch nie haben Unwetter mit heftigen Regenfällen innerhalb so kurzer Zeit so hohe Schäden verursacht", so Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Schon im Jahr 2015 mussten die Sachversicherer tief in die Tasche greifen: Hier wurden insgesamt rund 2 Milliarden Euro für Schäden durch Naturgefahren gezahlt.


Experten zufolge müssen die Deutschen auch in den kommenden Jahrzehnten zunehmend mit Überschwemmungen nach Starkregenereignissen rechnen: Hochwasser mit einer Intensität, wie wir sie heute vielleicht einmal in 50 Jahren erleben, könnten zukünftig alle 25 Jahre eintreten. Glaubt man einer Studie von Versicherern und Klimaforschern, soll es bis zum Ende dieses Jahrhunderts sogar zu einer Verdoppelung - je nach Szenario gar zu einer Verdreifachung - der Schadenfälle kommen.


Hausbesitzer unterschätzen Wetterkapriolen

Dennoch unterschätzen viele Menschen immer noch das Thema „Naturgefahren": Teure Fehleinschätzungen, die letztlich zu vermeintlicher Sicherheit führen - und fehlendem Versicherungsschutz. Fest steht: Immer öfter stehen Menschen durch Unwetter vor den Trümmern ihrer Existenz. Um das zu verhindern, sollten Makler eingehend beraten, welche Versicherung für welche Schäden aufkommt.


Grundsätzlich gilt: Wenn das Gebäude erst mal beschädigt ist, ist auch der Schaden an der Einrichtung nicht mehr weit und umgekehrt. Deshalb ist eine Absicherung für Wohngebäude sowie für den Hausrat wichtig.


Während die Hausratversicherung beispielsweise Einrichtung und alle beweglichen Gegenstände eines Hauses absichert, schafft die Gebäudeversicherung unter anderem Schutz, wenn das Dach abgedeckt wird oder das Mauerwerk zu Schaden kommt. Sie umfasst Schäden an Decken und Fenstern sowie an festen Einbauten wie der Heizung und an Dach und Wänden.


Die Elementarversicherung und das Kleingedruckte 

Keinesfalls fehlen darf die Zusatzversicherung der Elementardeckung. Diese deckt unter anderem Schäden durch Überschwemmung, Hochwasser, Erdbeben, Lawinen oder Erdsenkungen ab. 

„Daneben schützt sie vor Schäden nach Starkregenereignissen und Rückstau – ein wichtiges Thema, denn Unwetter treten immer häufiger auf“, weiß Hans-Gerd Coenen, Abteilungsdirektor Vertrieb des BGV / Badische Versicherungen: „Viele Hausbesitzer unterschätzen dieses Risiko. Sie denken, Ihnen werde doch nichts passieren. Aber steht einmal das Wasser in der Wohnung, ist das ganze Mobiliar ruiniert, inklusive Kleidung, Elektronik, Bettzeug oder Geschirr. Muss man all diese Sachen auf einmal neu kaufen, wird das sehr teuer“, warnt Coenen. 

„Beim Abschluss der Elementarversicherung sollten Versicherungsnehmer zudem  darauf achten, dass alle behördlichen Vorschriften, wie beispielsweise Rückstauklappen, eingehalten werden und – regelmäßig gewartet - entsprechend funktionsbereit sind.  So erschwert zum Beispiel eine Rückstauklappe, dass sich Abwasser im Keller aus Waschbecken, Gullys und Klos aufstaut und zurückdrückt, statt durch die Kanalisation abzufließen“, so Coenen. Der Versicherungsexperte des BGV rät zudem dazu sowohl die Hausrat- als auch die Gebäudeversicherung und den Zusatzbaustein Elementar in die Hand eines Versicherers zu geben: „Im Schadenfall gibt es dann keine Abstimmungs- und Abgrenzungsschwierigkeiten und vor allem nur einen Ansprechpartner.“

30 Prozent weniger Gebäude in höchster Risikozone

Laut einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2014 glauben immer noch fast drei Viertel der Deutschen, dass manche Häuser nicht oder nur sehr schwer gegen die Folgen durch Überschwemmungen versicherbar seien.

Diese Ansicht ist überholt. 99 Prozent aller Gebäude in Deutschland können laut GDV gegen Naturgefahren versichert werden. Selbst Häuser, die Versicherer noch vor einigen Jahren abgelehnt hätten, sind dank baulicher Präventionsmaßnahmen, moderner Risikoanalysen und verbesserten Hochwasserschutz nun versicherbar. 

Auf der anderen Seite hat sich von 2002 bis heute der Anteil der Hausbesitzer, die sich gegen Überschwemmung und andere Elementarschäden versichern, mehr als verdoppelt – von 19 auf heute knapp 40 Prozent. 


abei sind norddeutsche Hausbesitzer offensichtlich furchtloser – oder leichtsinniger – als süddeutsche. Die niedrigste Versicherungsquote hat nach Zahlen des GDV Bremen: Nur 15 Prozent der Hausbesitzer haben hier eine Elementarversicherung abgeschlossen, in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein sieht es nicht viel besser aus. 

In fast allen andern Bundesländern sind die Versicherungsquoten wesentlich höher. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben über 40 Prozent der Hausbesitzer eine Elementarschutzversicherung abgeschlossen. Spitzenreiter sind Häuslebauer in Baden-Württemberg. Dort haben 95 Prozent der Hauseigentümer eine Elementarversicherung. Dies ist noch ein Erbe des Gebäudeversicherungs-Monopols“, erklärt Coenen „ In Baden-Württemberg war die Gebäudeversicherung inklusive Elementardeckung Pflicht. Entsprechend hoch  ist  hier das Bewusstsein über die Dringlichkeit der Absicherung von Elementarrisiken. In vielen Bundesländern besteht hier noch deutlich Aufklärungsbedarf.“

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