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Kolumne

Verhungern in der Metropolregion

Ich habe damit begonnen, meine Erwerbslosigkeit mit Vormittagsspaziergängen aufzulockern. Dabei ist mir nicht entgangen, dass mein Stadtteil Gostenhof keine normalen Menschen mehr beherbergt. Vormittags schon gar nicht, denn da trifft man in GoHo nur Gescheiterte und Versehrte. Agentur-Heinis, die wegen Burnout zu Hause bleiben und „echt voll happy“ sind, ob der entschleunigenden Wirkung der Pandemie. Gostenhofs Kunstschaffende sehen den viral bedingten Stillstand ebenfalls positiv. Ihre Ausstellungen und Konzerte bleiben zwar leer, doch das war vor Corona nicht anders. Jetzt können sie wenigstens Soforthilfe beantragen – zumal es sehr praktisch ist, den eigenen Misserfolg einer Seuche in die Schuhe schieben zu können.