Edeka wirbt mit einem Werbevideo für mehr Vielfalt und Toleranz, doch der Clip löst einen gewaltigen Shitstorm aus.
Hamburg - Das Werbeteam von Edeka (*FR berichtete) hatte es wohl nur gut gemeint, doch der Schuss ging nach hinten los: Was als Bekenntnis zur Vielfalt anfing, endete als bitterer Shitstorm im Internet. Für ihre diesjährige Weihnachtskampagne hat sich die Supermarktkette Edeka den Slogan „Lasst uns froh und bunter sein!" ausgedacht - eine Anspielung auf die kulturelle Diversität im Land. Edeka will sich auf diese Weise für mehr Toleranz stark machen. Doch an der Umsetzung scheitert der Supermarktriese, wenn es nach den Stimmen im Netz geht.
Edeka-Video: Männergeschmack entscheidet über SpeiseplanDie Botschaft soll ein Werbevideo auf YouTube transportieren: Eine bürgerliche weiße deutsche Familie kommt zur Fleischtheke in ihrer Edeka-Filiale. Dort begrüßt sie ein höflicher Mitarbeiter, dessen Akzent auf einen italienischen Migrationshintergrund schließen lässt. Die Familie kann sich dieses Jahr einfach nicht entscheiden, was auf dem Weihnachtsmenü stehen soll. Und hier beginnt die Krux an der Geschichte. Ein Rückblick offenbart, was es an den Weihnachtsfesten* der vergangenen Jahre zu essen gab. Dabei scheint der Männergeschmack ihrer Tochter über den Speiseplan zu entscheiden.
Die Kamera zeigt, wie die junge Frau ihren japanischen Liebhaber mit Sushi-Rollen füttert, im Jahr darauf gibt es Falafel und einen marokkanischen Freund. Eine Szene deutet darauf hin, dass es in diesem Jahr italienisches Essen zum Fest geben wird. „Wir lieben Lebensmittel und ihre Vielfalt, deshalb ist unser Weihnachtsangebot so bunt wie unsere Gesellschaft" lautet die Endbotschaft im Video.
Kritik an Edeka: Video bedient KlischeesViele Nutzer im Netz zeigen sich empört. Das Video bediene sich an rassistischen Klischees und sei sexistisch. Die Tochter werde vorgeführt und auf ihre wechselnden Männerbekanntschaften reduziert. In einer Petition heißt es: „Die Pauschalisierungen: ‚der Japaner, der Sushi isst', ‚der Marokkaner, der Falafel isst' schüren lediglich Vorurteile. Zudem wird der vermeintlich nicht-deutsche Mann durch die Gleichstellung mit Essen entmenschlicht - ein nettes exotisches Accessoire, um das Weihnachtsfest noch aufregender zu gestalten."
Kulturen seien keine Konsumgüter, die „von weißen Menschen abgerufen werden können, wann immer sie es entscheiden. Ein respektvolles Interesse an Esskultur ist nicht verwerflich, aber die Darstellung und Zuschreibung in dieser Kampagne ist höchst rassistisch und exotisierend. Diese Muster kennen wir bereits aus der deutschen Kolonialgeschichte."
Edeka-Video: Auch rassistische KritikDoch auch Meinungen aus dem rechten Spektrum finden sich in der Kommentarspalte. Der Nutzer Nationalhjälte schreibt: „Elkelhaft, einmal wird unsere Geduld zu Ende sein!". Denjo Benjo sagt: „Ja Edeka? Wollt ihr uns abschaffen oder was? Ich geh nie wieder bei Netto oder euch einkaufe, dass war's !!!!! NIE WIEDER!!!!!". Viele Nutzer mit rechter Gesinnung warnen in den Kommentaren vor einer „Vermischung der Völker".
Edeka erklärt auf Anfrage von watson.de, dass das Unternehmen nach wie vor hinter der Botschaft steht. Neben der Kampagne gebe es eine Spendenaktion. 50 Cent für jede verkaufte Suppe würden an „Appetit auf Vielfalt" an die Deutschland Stiftung Integration gehen. * FR.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.