In 15 Minuten beginnt dein Auftritt, was geht dir gerade durch den Kopf?
Größtenteils Panik. Und eine überwältigende Mischung aus Angst und Zweifeln, dass ich es nicht schaffe. Aber wenn du erstmal auf die Bühne gehst, verschwinden plötzlich all diese Zweifel und negativen Emotionen. Die meiste Zeit über denke ich mir vor einem Auftritt: "Sag jetzt bloß nichts Blödes."
Deine Musik ist manchmal ganz schön düster. Woher nimmst du als junger Mensch die Inspiration für Themen wie Tod und Trauer?Ich denke, es ist schwer zu selektieren, was wann genau einen Song beeinflusst hat. Es ist viel mehr das Leben an sich, das mich inspiriert, die Erfahrungen und Dinge, die ich sehe. Junge Menschen fühlen sich ja auch traurig und haben negative Gefühle, ich habe es noch nie als etwas Seltsames empfunden. Traurigkeit ist für mich einfach ein Teil des Lebens.
In Finnland gibt es lange und dunkle Winter, glaubst du, dass auch deine Heimat deine Themen beeinflusst?Die Umgebung beeinflusst einen natürlich unglaublich. Die Finnen neigen zur Melancholie. Aber Melancholie und Trauer sind ein Fakt des Lebens und universell - ohne diese Gefühle wäre das Leben auch irgendwie langweilig, ohne Kontraste.
Verbinden diese Gefühle auch deine Hörer in verschiedenen Ländern?Ich sehe wirklich keine Unterschiede im Publikum, wenn ich in verschiedenen Ländern auftrete. Mich überracht es eher sehr, wie ähnlich sich die Atmosphären jedesmal sind. Wenn sich Menschen versammeln, um gemeinsam Musik zu hören und sie in ihnen Gefühle auslöst, verbindet sie diese Musik auf eine Weise sehr. Musik bringt Menschen zusammen, vereint sie. Und das ist eine der stärksten Eigenschaften von Musik, sie beeinflusst Menschen auf einer universellen Ebene.
Dann reist du bestimmt auch sehr gerne und oft?Ja! Ich denke, es gibt durchaus Schlimmeres, was man beruflich tun könnte. Und meistens mache ich mir Sorgen um das schwere Gepäck, denn ich muss es ja selbst tragen. Außer die Gitarren, da habe ich Hilfe, zum Glück.
Dein aktuelles Album heißt "When The Cellar Children See The Light Of Day". Siehst du dich denn als "Kellerkind", das die Einsamkeit bevorzugt?Das Songwriting kann durchaus ein einsamer und zurückgezogener Prozess sein. Ich schreibe und komponiere schließlich alle Songs komplett alleine. Ich mag es, Zeit alleine zu verbringen. Es ist etwas Essentielles - jeder Mensch sollte hin und wieder Zeit mit sich selbst verbringen, den Moment für sich leben, Zeit zum Nachdenken haben. Alleinsein bedeutet nicht gezwungenermaßen, einsam zu sein. Das sind zwei verschiedene Dinge.
Singst du über Autobiografisches oder nimmst du die Rolle eines Beobachters ein?Es ist ein bisschen von beidem. Ich schreibe gerne aus der Pespektive eines Erzählers, bei dem man nicht genau unterscheiden kann, um wen es in dem Song geht. Ich singe nicht ausschließlich über mich.
In deinen Liedern schwingt oft eine Sehnsucht mit, was wünscht du dir gerade für dich selbst?Es gibt natürlich Dinge, die ich noch unbedingt machen möchte. Aber derzeit lebe ich meinen Traum. Denn alles, was ich machen wollte, war ein Album aufzunehmen. Jetzt habe ich sogar zwei Alben produziert und den Menschen da draußen scheint es zu gefallen. Damit bin ich mehr als zufrieden.