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Es ist ein normaler Dienstag in Konstanz. Die Schlange für die Post an der Marktstätte reicht um 14.45 Uhr schon weit aus der Filiale hinaus. „Das ist eine Zumutung", sagt Madeleine Fritz. Die 80-jährige Rentnerin erlebt das nicht zum ersten Mal. „Das ist jedes Jahr das Gleiche", sagt sie. Die Rentnerin hat zwar mehr Zeit als Berufstätige, jedoch ist sie auf den Service der Post angewiesen. Sie will ein Paket für ihre Enkel verschicken. „Ich brauche die Post eben", sagt die Konstanzerin.
So wie Madeleine Fritz geht es derzeit einigen Konstanzer Postkunden. Die Post in der Moltkestraße wird zum Jahresbeginn geschlossen, auch derzeit ist sie wegen betrieblicher Gründe immer wieder tageweise kurzfristig geschlossen. Als letzte Postfiliale, die die Postbank und die Post gemeinsam als Partner betreiben, bleibt dann die an der Marktstätte übrig und die ist zurzeit maßlos überfüllt. Für eine Stadt mit 86.000 Einwohnern ist das ein Problem.
Das Gesetz schreibt vor, dass in Orten mit mehr als 2000 Einwohnern eine stationäre Poststelle betrieben werden muss. Zudem muss eine Filiale in einer Entfernung von maximal zwei Kilometern erreichbar sein. Das gilt für zusammenhängend bebaute Gebiete. „Diese gesetzlichen Vorgaben werden wir auch in Konstanz weiterhin erfüllen, die postalische Versorgung von Konstanz bleibt gewährleistet", sagt Hugo Gimber, Pressesprecher der Deutschen Post und DHL in Baden-Württemberg.
Die Deutsche Post betreibt schon seit Jahren keine eigenen Filialen mehr. Von den bundesweit rund 13.000 Postfilialen werden etwa 1000 von der Postbank, die übrigen überwiegend von Einzelhändlern betrieben. „In den letzten Jahren hat die Deutsche Post keine Filialen mehr geschlossen", sagt Gimber. Mit sogenannten Partner-Filialen und Paketshops sei das Angebot hingegen erweitert worden.
Madeleine Fritz kommt extra aus Wollmatingen in die Innenstadt, auf die Partnerfilialen will sie nicht zurückgreifen. „Wenn ich sicher sein will, dass es heute noch raus geht, komme ich hierher", sagt sie. Schon seit 1993 arbeitet die Deutsche Post mit sogenannten Partnern zusammen.
Die Partner-Filialen werden nach Angaben der Deutschen Post in der Regel von selbstständigen Kaufleuten betrieben. „Sie bieten ergänzend zum Kerngeschäft in unserem Auftrag Postdienstleistungen in ihrem Geschäft an", sagt Gimber.
Das ist ein Modell, das beiden Seiten helfen soll. Den Einzelhändlern soll es mehr Kunden bringen, die Kunden können die meist längeren Öffnungszeiten des lokalen Handels nutzen. Die Postbank-Filiale an der Markstätte hat von Montag bis Freitag von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet, am Samstag von 9 bis 13 Uhr.
Unter den Partner-Filialen in Konstanz hat die am Zähringerplatz, der Handy-Reparaturservice Mobile House, von Montag bis Samstag von 9 bis 20 Uhr geöffnet und damit die längsten Öffnungszeiten. Die Partner verpflichten sich gegenüber der Post, die Filiale an sechs Tagen pro Woche zu öffnen. Während der gesamten Öffnungszeit müssen Postdienstleistungen angeboten werden. Der Umfang der Services ist vertraglich festgelegt. „Das ist abhängig vom jeweiligen Standort und der Nachfrage", erläutert Gimber.
Auch Isabelle Salgas steht am Dienstag mit ihren Zwillingen in der Schlange in der Postfiliale an der Marktstätte. Die beiden Jungs sind zwei Jahre alt. „Noch sind sie geduldig", sagt die 35-Jährige. Sie muss ein Einschreiben abgeben und das geht nur bei der Post. Früher war das einfacher. In Petershausen wohnt die Familie direkt in der Nähe der Moltkestraße: „Wir hatten die Post direkt vor der Haustür." Jetzt muss sie dafür extra in die Altstadt fahren.
Deshalb sammeln sich gerade vor Weihnachten viele Kunden der Post an der Marktstätte. Doch weil es die letzte Filiale ist, ist diese überfüllt. Die Schlange geht nur langsam voran. Insgesamt 30 Minuten dauert das Warten in der Schlange an diesem Nachmittag. Wir haben es selbst getestet. 30 Minuten dauert es derzeit, um bei der Post dranzukommen. Das bestätigt eine Kundin, doch auch wir haben die Zeit mal selbst gestoppt.
„Längere Wartezeiten können wir in unseren bundesweit rund 850 Postbank Filialen in den Wochen vor Weihnachten nicht vermeiden, da die Kunden ihre Weihnachtspost und vor allem Pakete auf den Weg bringen", teilt Jasmin Feustel von der Pressestelle der Postbank mit. Diese hohe Zahl an Paketsendungen mache sich auch in den Postbank- Filialen deutlich bemerkbar. „Hinzu kommen in der Filiale in der Marktstätte aktuell noch krankheitsbedingte Personalausfälle", so Feustel. Für die Konstanzer Postkunden bedeutet das: weiterhin Geduld haben oder auf andere Servicestellen ausweichen.
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