Fünf Kinder, zwölf verschiedene Au-pairs – Familie Hansen aus Konstanz hat vor zwölf Jahren begonnen, Au-pairs aus aller Welt bei sich aufzunehmen. Sie gibt einen Einblick, wie der Alltag funktioniert und was Sie als Gastfamilie beachten müssen.
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Es ist eine Frage, die sich viele Konstanzer Eltern stellen: Was tun, wenn mein Kind keinen Kita-Platz bekommt? Die Warteschlangen von Tagesmüttern und -vätern sind lang, Babysitter und Kindermädchen meist teuer oder nur kurzzeitig verfügbar. Für berufstätige Eltern ist es oft schwierig, geeignete Betreuung für das eigene Kind zu finden.
Für Familie Hansen aus Konstanz sind internationale Au-pairs die Lösung. Au-pairs sind junge Menschen aus aller Welt, die in einer Familie aufgenommen werden und diese bei leichten Hausarbeiten sowie der Kinderbetreuung unterstützen. Ziel des Aufenthalts ist es, die Sprachkenntnisse zu verbessern und die Kultur des Gastlandes kennenzulernen.
Au-pairs sind Teil der Familie
Familie Hansen hat seit 2007 insgesamt zwölf Au-pairs gehabt. "Wir brauchten jemanden, der flexibel zur Verfügung steht, weil er ohnehin im Haus ist", sagt Mutter Gesa Hansen. Das erste Au-pair, Denisse aus Peru, fand die Familie über eine Agentur. Sie passte auf die zwei Kinder Nora und Luisa auf. Noch heute lebt die 35-Jährige in Konstanz und besucht die Hansens regelmäßig, ist sogar Patentante von Henrik geworden.
In den vergangenen Jahren hat sich die Familie Hansen weiter vergrößert. Aus zwei Kindern wurden fünf, es kamen Au-pairs aus Ländern wie Kolumbien, dem Kosovo, Albanien und Ghana. "Wir haben schon das Gefühl, dass sich die Familie immer weiter vergrößert und die Aupairs eben nicht nach einem Jahr wieder weg sind", sagt Hauke Hansen.
Umstieg auf männliche Au-pairs
Vor zwei Jahren stieg die Familie von weiblichen auf männliche Aupairs um. "Mit so vielen Frauen ist es zu kompliziert hier", sagt Emma, "wir brauchten einen Mann dazu." Hauke Hansen ist unter der Woche in Luxemburg tätig und daher nur am Wochenende zu Hause. "Für die Kinder ist es gut, noch eine männliche Bezugsperson zu haben", sagt er.
Die Wahl fiel auf den 27-Jährigen Klodi aus Albanien. Er kommt selbst aus einer großen Familie. "Es ist normal für mich, dass viele Kinder im Haus sind", sagt er. Er hat dem siebenjährigen Henrik das Fahrradfahren und Fußballspielen beigebracht.
Khvicha aus Georgien hat schlechte Erfahrungen mit einer anderen Gastfamilie in Mainz gemacht und kam deshalb über Umwege nach Konstanz zur Familie Hansen. "In dieser Familie zu arbeiten ist keine Arbeit, sondern Spaß", sagt der 23-Jährige. Seit März lebt er nun bei der Familie Hansen, im September hat er ein FSJ in einem Kindergarten begonnen.
Zehn Personen leben mit den beiden ehemaligen Au-pairs und dem aktuellen Au-pair José im Haus der Hansens. "Für mich sind unsere Au-pairs ein Teil der Familie", sagt Nora. "Ich finde es echt super mit so vielen Leuten im Haus, man ist nie alleine."
Mittlerweile braucht die Familie Hansen nicht mehr zwingend ein Au-pair. Gesa Hansen arbeitet als selbstständige Kinderpsychologin und kann sich die Arbeitszeit frei einteilen. Trotzdem setzt die Familie weiter auf das Konzept. "Ein Au-pair kann mir einfach mal den Rücken freihalten", sagt Gesa Hansen. Auch die Kinder finden es gut: "Es ist spannend, wieder ein neues Au-pair zu haben", sagt Emma. Und ihre Schwester Luisa ergänzt: "Aber es ist auch traurig, wenn jemand geht."
Die Hansens wollen andere Familien dazu ermutigen, Au-pairs aufzunehmen. "Es ist eine Bereicherung so viel über verschiedene Kulturen zu lernen", sagt Hauke Hansen. Es sei ein Modell, das für beide Seiten gut funktioniere. "Die Familie sollte der Erfahrung mit dem Au-pair gegenüber offen sein." Das heißt: ein gutes Umfeld bieten und es als Erweiterung der Familie ansehen.
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