Dr. Vivian Roese (geb. Büttner)

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Darum sind Masern so gefährlich

Masernausbruch in Berlin! Nun ist das erste Kind gestorben, weil es nicht geimpft war. Alle Fragen zum Virus und wie man eine Ansteckung vermeidet.

Der schwere Masernausbruch in Berlin hat einen traurigen Höhepunkt erreicht: Wie die zuständige Behörde in Reinickendorf am Montag bekannt gab, ist bereits am 18.02. ein Kleinkind (1) an den Folgen der Infektion gestorben. Tragisch: Der Junge war gegen viele Krankheiten geimpft - nur eben nicht gegen Masern. Warum, ist bislang nicht bekannt.

Dabei hätte diese Katastrophe wohl mit einem kleinen weiteren Piks verhindert werden können. Denn Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Die Infektion ist hochansteckend und schwächt das Immunsystem. Folgen können zum Beispiel Gehirnentzündungen sein - manchmal mit lebenslangen Schäden wie geistigen Behinderungen. Laut Statistik sterben zwei von 1000 Patienten an den Folgen einer Masern-Infektion. Schutz vor einer Ansteckung gibt es nur durch eine Impfung.

Nach dem Tod des Jungen in Berlin werden auf gesundheitspolitischer Ebene die Stimmen nach einer Pflichtimpfung immer lauter. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) fordert verstärkte Aufklärung, um die Impflücken zu schließen. Wenn dies nicht gelinge, sei eine Impfpflicht kein Tabu, so Gröhe: „Es geht auch darum, manchem Ammenmärchen und mancher Panikmache von Impfgegnern entgegenzutreten."

Gemeint ist damit die Impfskepsis seitens einiger Eltern. Sabine Reiter vom Robert Koch Institut erklärte kürzlich im Deutschlandfunk: „In den deutschsprachigen Ländern, also auch in der Schweiz und Österreich, ist die Skepsis in weiten Teilen der Bevölkerung sehr verbreitet. Das kommt vor allen Dingen daher, dass viele denken, das sei eine harmlose Kinderkrankheit und das Durchmachen würde das Immunsystem stärken. In den letzten Jahren, wenn wir Masernausbrüche in Schulen und Kindergärten hatten, waren die oft in Waldorf-Kindergärten oder anthroposophischen Schulen."

Gegner zweifeln an der Sinnhaftigkeit des Impfens an sich. Zum einen wird die Wirksamkeit von Impfungen skeptisch betrachtet. Gleichzeitig besteht auch Angst vor den Nebenwirkungen einer Impfung. Dabei ist gerade der Mumps-Masern-Röteln-Impfstoff gut verträglich.

Seit Ausbruch der Masern-Welle im Oktober 2014 wurden bis zum 23. Februar 574 Masern-Fälle in Berlin gemeldet. Zum Vergleich: 2014 wurden im gesamten Jahr 133 Erkrankungen gemeldet.

B.Z. fragte Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut und erklärt die Krankheit und wie Sie sich schützen können.

Was sind Masern?

Ein hoch ansteckendes Virus. Selten verläuft die Krankheit sogar tödlich (einer von tausend Fällen), häufiger kann sie gefährliche Folgeerkrankungen auslösen. Je nach Altersgruppe landet etwa ein Viertel der Erkrankten im Krankenhaus.

Experten raten dringend davon ab, eine Ansteckung zu riskieren oder gar eine sogenannte Masernparty zu veranstalten oder zu besuchen.

Die Symptome sind zu Anfang unspezifisch und grippeähnlich. Es kommt in der Regel zu Fieber, Husten, Schnupfen und Bindehautentzündung. Erst ein paar Tage nach Ausbruch der Krankheit zeigen sich die ersten, typischen rötlichen Hautflecken. Die Inkubationszeit, das heißt die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch, beträgt ungefähr acht bis zehn Tage. Mit ersten Symptomen sollten Sie sofort zum Arzt gehen.

Wie verläuft die Ansteckung?

Über die sogenannte Tröpfcheninfektion. Das heißt, Virus-Tröpfchen können eingeatmet werden, wenn eine infizierte Person spricht, hustet oder niest (auch direkter Kontakt mit Nasen- oder Rachensekret kann eine Ursache sein). Einziger Schutz: die Impfung. Sollten Sie noch nicht geimpft sein, Kontakt mit Erkrankten vermeiden.

Welche Gefahren und Folgeerkrankungen drohen?

Das Virus unterdrückt für mehrere Wochen das Immunsystem des Erkrankten. Das heißt, das andere Erreger freie Bahn haben. Mögliche Erkrankungen sind z. B. Mittelohrentzündung, Lungen- oder Hirnhautentzündung (auch mit schweren Spätfolgen).

Bei erkrankten Erwachsenen kommt es häufiger zu Komplikation als bei Kindern.

Kinder dürfen erst ab dem neunten Lebensmonat geimpft werden - und darin liegt eine besondere Gefahr. Bei Kindern vor diesem Alter ist das Risiko vergleichsweise hoch, an der seltenen Komplikation SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis) zu erkranken. Tückisch: Sie tritt meist erst Jahre nach einer scheinbaren Masern-Genesung auf und endet immer tödlich. Damit sich ein Säugling vor seiner Impfung auf gar keinen Fall ansteckt, müssen auch alle Menschen, die Kontakt zu einem Säugling oder Kleinkind haben, unbedingt gegen Masern geimpft sein.

Wer muss geimpft werden?

Alle, die die Krankheit sicher noch nicht hatten. Außerdem diejenigen, die nach 1970 geboren sind. 1973 bis 1991 (in der DDR bis 1986) wurde nur eine Masern-Impfung verabreicht. Heute wissen Experten, dass ein ausreichender Impfschutz nur bei zweimaliger Impfung gegeben ist. Kleine Kinder werden in der Regel ab dem elften Monat geimpft, ein zweites Mal dann ab dem 15. Monat. Fünf bis zehn Prozent der Geimpften bauen nach der Impfung keinen ausreichenden Impfschutz auf.

Wie wirkt der Impfstoff?

Durch die Impfung lernt das Immunsystem, das Virus zu bekämpfen, in dem es Antikörper produziert.

Bin ich gleich nach der Impfung immun?

Es dauert ein paar Tage, bis die Impfung wirkt. Übrigens: Ungeimpfte Menschen, die Kontakt mit Masernkranken hatten, können sich zur Sicherheit noch einige Tage impfen lassen.

Was, wenn ich meinen Impfpass nicht mehr finde?

Das ist zwar unpraktisch, aber Sie sollten auch ohne Pass zum Impfen gehen. Sie können nicht „überimpft" werden. Sollten Sie schon mal gegen Masern immunisiert worden sein, und es vergessen haben, können Sie problemlos neu geimpft werden. Das gilt auch für andere Impfungen. In der Regel empfiehlt sich die Kombi-Impfung Mumps-Masern-Röteln.

Kann es Impfschäden geben?

Sie sind laut Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales höchst selten. Der Mumps-Masern-Röteln-Impfstoff ist gut verträglich.

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