Dr. Vivian Roese (geb. Büttner)

Redaktion, Social Media, Online-Marketing, Entrepreneurship

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Auf mindestens 70 000 Dollar! Chef erhöht allen 120 Mitarbeitern die Gehälter

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Dan Price, Gründer von „Gravity Payments", wurde bereits vor dieser Entscheidung zum Entrepreneur des Jahres 2014 gewählt

Wenn das nicht der beste Boss aller Zeiten ist... Er wollte etwas ändern. Also berief Dan Price, Gründer der Firma „Gravity Payments", vor einigen Tagen eine Vollversammlung ein. Vor 120 Angestellten ließ Price die Bombe platzen und versprach jedem seiner staunenden Mitarbeiter ein Jahresgehalt von 70 000 Dollar (etwa 66 000 Euro)!

Vom Hausmeister bis zu den höheren Positionen, sollen alle Mitarbeiter in den kommenden drei Jahren eine teils drastische Gehaltserhöhung erhalten. Er selbst werde sein Millionen-Gehalt auf 70 000 Dollar kürzen - auch, um diese Anpassungen zu finanzieren. Der Rest soll finanziert werden mit 80 Prozent der Profite der Firma in der Höhe von 2,2 Millionen Dollar.

Der Grund: Er habe in einer Studie der Princeton-Universität gelesen, dass ein Jahresgehalt ab dieser Ebene das emotionale Wohlbefinden erheblich steigert. Außerdem hörte er immer wieder, wie Geldsorgen seinen Freunden und Familienmitgliedern zu schaffen machten.

Vergrößern Dan Price gewann 2014 den Preis für den „Unternehmer des Jahres". Hier hält er seine Dankesrede dazu

„Flippt hier noch gerade jemand aus? Denn ich flippe gerade total aus!", sagte er nach dieser Ankündigung. „Ich bin richtig aus dem Häuschen!"

Die Kollegen schauten erst ungläubig, bei anderen kullerten Tränen über die Wangen, dann brachen sie in ausgelassenen Jubel und Applaus aus. Für etwa ein Drittel der Angestellten bedeutet dies eine glatte Gehaltsverdopplung.

Hayley Vogt (24), eine Kommunikations-Koordinatorin, die vorher 45 000 Dollar pro Jahr machte, brachte die Stimmung auf den Punkt: „Alle Reden über höhere Gehälter - es ist toll, dass jemand dem auch Taten folgen lässt". Ganz toll für sie persönlich natürlich - mit jährlich 25 000 Dollar mehr auf dem Konto.

Unternehmer des Jahres

Noch vor dieser Entscheidung gewann Dan Price bereits im letzten Jahr den Preis für den Unternehmer des Jahres. Mit seiner Firma (Sitz in Seattle, US-Staat Washington), hilft er mittelständischen Unternehmen unter anderem, unkompliziert an Darlehen zu kommen und bearbeitet deren Kreditkartenzahlungen.

► Die Geschäftsidee kam Price mit 19 Jahren, als er mit seiner Band in einem kleinen Café spielte. Er mochte die Leidenschaft der Chefin für ihr Geschäft, sah aber auch Entwicklungsmöglichkeiten. Der Teenager half der Café-Besitzerin, ihr Business weiterzuentwickeln. Elf Jahre später macht der Sohn einer Unternehmer-Familie selbst mit seinem daraus gegründeten Unternehmen Millionenumsätze.

Price selbst lebt bescheiden: Er fährt einen zwölf Jahre alten Audi, liebt Snowboarden und anderer Leute Rechnungen zu bezahlen. Nerv der Nation

Mit dem ungewöhnlichen Schritt traf Price den Nerv der Nation, wo die Debatte lauter wird über die wachsende Lohn-Ungleichheit.

Denn: Die Chefs der größten „Fortune 500"-Firmen verdienen in den USA 354 Mal so viel wie der Schnitt der Belegschaft, rechnete die Gewerkschaft AFL-CIO vor.

Stagnierende Einkommen bei steigenden Lebenshaltungskosten halten die Mittelklasse im finanziellen Würgegriff: Bestrebungen zur Anhebung der Mindestlöhne scheitern bisher am Widerstand von "Corporate America".

Das Thema der wachsenden Klüfte zwischen einem schmalen Segment extrem Wohlhabender und dem Rest der Gesellschaft dürfte auch zu einem der Hauptthemen beim anlaufenden US-Präsidentschaftswahlkampf werden: Die Demokratin Hillary Clinton (67) hatte zum Start ihrer Kampagne bereits ein unfaires Wirtschaftssystem beklagt.

Über Nacht zum Helden

Nun wurde Price zum Medienstar: Die populärste TV-Morgensendung, NBCs „Today Show", lud den generösen Firmenchef mit dem coolen Hipster-Bart ins Studio am Rockefeller Center in Midtown Manhattan. Er sprach davon, dass für ihn die Verantwortung für seine Belegschaft wichtiger sei als persönlicher Reichtum.

Viele seiner Mitarbeiter hätten sich Sorgen gemacht, ob er sich nicht eine zu drastische Gehaltskürzung - konkret 930.000 Dollar - aufbürdete. Und dann hätten sich neben all der Freude einige gefragt, ob die Firma den radikalen Schritt finanziell durchstehen würde.

Price jedoch hofft für seine Belegschaft, dass sie sich nun doch ihren „Amerikanischen Traum" erfüllen können, der für viele in so weite Ferne gerückt ist: „Ich hoffe, sie können sich ein Haus kaufen, Geld weglegen für die Bildung ihrer Kinder", sagte Price.

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