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Noch einmal Rembrandt sehen: Holländische Stiftung „Ambulance Wens" erfüllt die letzten Wünsche von Sterbenden

Sie wollen noch einmal das Meer sehen, noch einmal an den Ort ihrer Kindheit, ein letztes Mal zu einem Fußballspiel ihres Vereins oder mit ihrer Tochter in den Zoo gehen. Eine Stiftung in Holland erfüllt Sterbenskranken ihre letzten Wünsche. Nachdem in den vergangenen Tagen ein Foto um die Welt ging, das eine sterbenskranke Frau bei ihrem wohl letzten Besuch im Museum zeigt, ist das Netz tief beeindruckt von der Organisation, die die Wünsche Todkranker kostenfrei erfüllt. Diese gewährte BILD nun Einblicke in ihr Fotoalbum.

Die holländische „ Stichting Ambulance Wens " (dt. „Stiftung Wunsch-Ambulanz") umfasst etwa 230 freiwillige Helfer und verfügt über mehrere Krankenwagen. Mit diesen ist es möglich, sterbenskranke Patienten trotz ihrer Bettlägerigkeit an Orte zu fahren, die ihnen besonders wichtig sind. Die Krankenwagen wurden speziell für diesen Zweck ausgebaut - mit extra großen Fenstern, damit die Patienten noch so viel wie möglich von der Welt sehen können.

► Die Idee kam dem Krankenwagenfahrer Kees Veldboer, der 2007 einen todkranken Seemann ins Krankenhaus fahren sollte. Als er auf dem Weg am Meer entlang fuhr und sah, wie die Augen des Seemanns beim Anblick der Schiffe leuchteten, organisierte er ihm ohne zu Zögern noch eine letzte Schifffahrt. Fast acht Jahre später konnte die Stiftung über 6000 Wünsche erfüllen, hilft etwa fünf Mal am Tag.

„Wir bekommen Kraft und viel Dankbarkeit durch die erfüllten Wünsche. Das gibt uns auch wieder Kraft, diese weiterzugeben", berichtet Ineke Veldboer von der Stiftung „Ambulance Wens" gegenüber BILD. „ Natürlich ist die ganze Situation nicht schön, aber die Patienten können mit dem Leben abschließen. Und die Familie, die hinterbleibt, hat eine schöne Erinnerung. "

Der wohl berühmteste Patient war wohl Tierpfleger Mario, dessen sehnlichster Wunsch im letzten Jahr erfüllt wurde: noch einmal seine Giraffen zu besuchen. Das Foto, auf dem sich eine Giraffe von ihrem Pfleger mit einem Kuss verabschiedet, ging um die Welt und ließ niemanden kalt.

Oftmals umfassen die letzten Wünsche von Todkranken das Abschiednehmen von Orten oder geliebten Menschen.

So wurde vor einigen Wochen einem sterbenskranken Ehemann der Wunsch erfüllt, sich im gemeinsamen Haus von seiner Frau verabschieden zu können.

Doch auch Lieblingsbeschäftigungen und gemeinsame Aktivitäten stehen hoch im Kurs auf der Wunschliste. So konnte kürzlich einem Patienten der Wunsch erfüllt werden, noch einmal im Fußball-Stadion seinen Verein „Feyenoord Rotterdam" anzufeuern.

Ein Familienvater wollte hingegen noch ein letztes Mal mit seiner kleinen Tochter in den Zoo gehen.

Nicht immer können Wünsche erfüllt werden, berichtet die Organisation. Manchmal verschlechtert sich der Zustand der Patienten so dramatisch, dass trotz bester Vorbereitung der Wunscherfüllung der Erkrankte die Reise nicht antreten kann. Die Helfer versuchen jedoch alles, um die Wünsche möglich zu machen. Im Video kann man sehen, wie vielen Menschen dadurch bereits ein Lächeln auf die Lippen gezaubert wurde.

Das Netz liebt die Organisation, verfolgt ihre guten Taten täglich in den sozialen Netzwerken. „Was für eine tolle Idee!", schreibt ein User, „Respekt!" ein anderer.

Auch in Deutschland gibt es seit letztem Jahr nach einer Idee der „ Stichting Ambulance Wens" eine Schwestern-Organisation, den„Wünschewagen". Die Organisation sucht ehrenamtliche Unterstützer. Ähnliche Vereine, die in Deutschland letzte Wünsche erfüllen, sind zum Beispiel „Ein letzter Wunsch", oder „Herzenswünsche e.V.". Wer die „Stichting Ambulance Wens" unterstützen möchte, kann sich hier mit Spenden beteiligen.

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