„Wenn man das so hört, dann kriegt man schon Zukunftsängste." In unserem Semester wird momentan heiß diskutiert. Die „Frankfurter Rundschau" und die „Financial Times Deutschland" müssen komplett eingestellt werden, das Szenemagazin „PRINZ" wird es nur noch online geben. Da stellt sich angehenden Journalisten schon die Frage, wie sicher sich die berufliche Zukunft gestaltet. Bereits im ersten Semester haben wir eine wichtige Regel kennengelernt: das Rieplsche Gesetz. Es besagt, dass kein neues Medium ein altes verdrängen kann. Für die Zeitungen geht also keine Gefahr von den Online-Angeboten in Form von Apps oder Internet-Ausgaben aus. Für uns heißt das noch einmal durchatmen. Puh!
So einfach kann man sich es jedoch nicht machen. In der Vergangenheit hat sich schon zu oft gezeigt, dass vor allem kleine, regionale Tageszeitungen immer stärkere Probleme bekommen. Vielfach schreiben ihre Redaktionen nur noch den Lokalteil, wohingegen der Mantelteil von einer großen Zeitung produziert wird. So gibt es nur noch 118 regionale und 10 überregionale Zeitungen, die mehrfach und meist unter verschiedenen Titeln veröffentlicht werden. Sowohl auf regionaler als auch auf überregionaler Ebene nimmt diese Zahl aber kontinuierlich ab. Eine Studie von Professor Doktor Klaus Meier von der Universität Eichstätt-Ingolstadt besagt, dass letztes Jahr 18,8 Millionen Tageszeitungen verkauft wurden. 1992 waren es noch gut 26 Millionen. Das ist ein Rückgang von fast einem Drittel. Sollte dieser Trend weiter anhalten, wird laut dieser Studie im Jahr 2034 die letzte Tageszeitung gedruckt werden.
Geht man jedoch in einen Zeitungsladen, glaubt man nicht an diese dunklen Prognosen. Das Angebot, das sich einem dort bietet, wächst im Gegenteil immer weiter. Das liegt vor allem daran, dass momentan viele Magazine entstehen, die immer themenspezifischer werden. Besonders Monatsmagazine, wie die Fußball-Zeitschrift „11 Freunde", das Philosophiemagazin „Hohe Luft" oder das Wirtschaftsmagazin „brand eins" befinden sich in Zeiten von immer kleinteiliger Spezialisierung und dem Wunsch nach Individualität im Aufwind.
Doch nicht nur das Befriedigen der individuellen Bedürfnisse der Leser stärkt die Magazine. Sie haben im Vergleich zu Tageszeitungen ein viel angenehmeres Format. Wenn man sie aufschlägt, erschlägt man als Pendler beispielsweise nicht seinen Sitznachbarn in der Bahn, wie es bei einer Tageszeitung im sogenannten nordischen Format (400 × 570 mm) (z.B. „Bild", „FAZ", „Süddeutsche Zeitung", schon mal passieren kann. Es gibt nur wenige Zeitungen, wie „Die Welt", die dieses Problem schon vor einiger Zeit erkannt haben und nun Kompaktausgaben herausgeben. Aber auch hier zeigt sich wieder ein Problem: hat man weniger Platz in der Zeitung, werden auch die Texte kürzer. Entweder die Journalisten schaffen es, auf diesen noch enger als ohnehin schon begrenzten Platz, trotzdem alle Informationen zu Papier zu bringen, oder es leidet die Qualität.
Unbegrenzten Platz bietet das World Wide Web. Viele Zeitungen bieten daher schon lange ein Onlineangebot an. Zudem kann man damit mehr als die angestammten Leser erreichen und die Hürde des Druckprozesses überwinden. Mit einem Klick wird eine Nachricht hochgeladen. Der Nutzer kann direkt und kostenlos sein Wissen aktualisieren. Kostenlos ist dabei das Stichwort. Der Mensch liebt es, sein Geld zu vermehren, zu sparen. Das macht auch vor journalistischen Produkten keinen Halt. Hier ergibt sich aber ein neues Problem für die Zeitungen und Verlage: eigentlich alle Online-Angebote schreiben rote Zahlen.
Eine Ausnahme bildet da nur der Axel-Springer-Verlag, der in diesem Jahr mehr Geld durch den Verkauf seiner Online-Werbeflächen, als durch den in seinen Printprodukten eingenommen hat. Den anderen Verlagen würde es natürlich helfen, wenn die Online-Angebote kostenpflichtig gemacht würden und die Zeitung nicht nur mit Werbung, sondern auch mit den Klicks der User ihr Geld machen könnte. Aber genau hier liegt der Knackpunkt: Sind wir bereit, in Zukunft für ein Produkt, das bis dahin zumeist kostenlos war, zu bezahlen?
Apple macht es vorApple geht hier mal wieder beispielhaft voran. Auf iPod, iPhone und Co ist die so genannte „Zeitungskiosk"-App vorinstalliert. Hier kann man sich die aktuelle Ausgabe seiner Lieblingszeitung oder seines Lieblingsmagazins runterladen. Das „Vogue ePaper" zum Beispiel. Hier sieht alles erst sehr kundenfreundlich aus, die App, die man runterladen soll, ist ebenfalls kostenlos. Möchte man dann aber eine ganz spezielle Ausgabe tatsächlich laden, um sie zu lesen, muss man für diese eine Ausgabe 5,49 Euro bezahlen. Zum Vergleich: Im Laden kostet eine „Vogue" 6 Euro. Man spart mit der mobilen Ausgabe also lediglich 51 Cent. Wenn man schon bereit ist, monatlich so viel Geld für ein Magazin auszugeben, kommt es auf die wenigen Cent mehr oder weniger nicht an.
Vielleicht mag es darüber hinaus auch daran liegen, dass ich noch haptisch erzogen wurde, aber da hört dann meine Zuneigung zu den neuen elektronischen Medien auf. Für den Preis, den ich für so ein ePaper bezahlen soll, habe ich lieber ein richtiges Heft in der Hand, das ich blättern kann, das einen bestimmten Duft hat (Was wären zum Beispiel Modezeitungen ohne den Duft der Parfümpröbchen, die sich darin befinden?) und das meine Augen nicht so anstrengt.
Zudem haben die Printmedien einen entscheidenden Vorteil: sie benötigen weder Strom noch einen Internetzugang, um genutzt werden zu können. Solange aber nicht jeder Mensch wirklich immer und überall Zugang zum Internet hat, wird die Zeitung überleben. Das stimmt mich als Journalistikstudentin zuversichtlich. Solange wir nicht vollkommen faul und bewegungsunfähig werden, wird es auch noch Printprodukte geben. Ob es jedoch eine Zukunft für die kleinen, regionalen Tageszeitungen gibt, wage ich nicht zu prognostizieren. Die themenspezifischen Magazine jedenfalls wird wohl so schnell nichts aus der Bahn werfen.