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Reportage

Down on Fascination Street

Das kleine rote Licht vom Fernseher. Das leise Summen der Klimaanlage. Der Duft des frischen Rosenbads. Ich liege am Rand eines riesigen Wattebauschs im Maharadscha-Design und fühle mich klein. Draußen weint ein Baby. Vermutlich hat es Hunger. Vermutlich wird es nichts bekommen. Fühle ich mich schlecht? Irgendwie.

Ob es John Lennon, Mick Jagger und Brangelina ähnlich erging, als sie in diesen imposanten King-Size-Betten schlummerten? Im Schutze der hundert Jahre alten Mauern des „Taj Mahal Palace“-Hotels sickern die Eindrücke der letzten 24 Stunden aus meinem Kopf und liegen schwer auf dem weichen Kissen. Sie lassen sich nicht fassen und in Schubläden oder kleine Boxen verpacken, sondern verdunsten, sobald man sie auch nur ein wenig zu lange ansieht. Es ist drei Uhr nachts. Ich kann nicht schlafen. Der Jetlag paart sich fröhlich mit der Reizüberflutung einer so andersartigen, so unverständlichen, aber so faszinierenden Welt. Ich bin in Indien. Morgen ist mein zweiter Tag.