Als der „Goldene Bär" auf der diesjährigen Berlinale an den iranischen Filmemacher Jafar Panahi für sein Werk „Taxi" ging, rückte das iranische Kino wieder ein Stück mehr in die internationale Öffentlichkeit.
Mark Stein* organisiert in Leipzig die „Iranischen Filmtage" mit. Er weiß, dass es über das iranische Kino weitaus mehr zu erzählen gibt. Das zeigt auch die Auswahl des Leipziger Festivalprogramms.
"Wir versuchen da sehr offen zu sein. Eben auch ein Bild und Filme abzuliefern, die anschlussfähig sind, wo man nicht sofort in eine Richtung gedrängt wird. Und natürlich wollen wir auch abbilden, wie sich die Szene entwickelt."
Mark Stein, Mitorganisator der "Iranischen Filmtage" Künstlerszene im FokusMark Stein sei es wichtig, den Fokus auf die Künstlerszene zu legen. Daneben sind auf den "Iranischen Filmtagen" Dokumentarfilme und einige Independent-Produktionen zu sehen. Und wer kann da einen besseren Einblick geben, als die iranischen Künstler selbst?
"Großartig ist zum Beispiel, dass wir einen Gast haben. Die Filmemacherin Negar Tahsilii. Die wird am Freitag über Ihr neuestes Projekt sprechen, vorstellen, und auch einen weiteren Fokus darauf werfen, wie es ist, als unabhängige Filmemacherin, Künstlerin im Iran zu arbeiten."Mark Stein, Mitorganisator der "Iranischen Filmtage"
Tashilis Themen behandeln Genderthematiken, Sexualität, starke Künstlerpersönlichkeiten - Inhalte, die untypisch und ungewohnt für das iranische Kino sind. Der Filmwissenschaftler Mark Stein gibt einen Einblick, welche Themen für das iranische Kino typisch sind:
Es ist immer so eine Frage, was hier wahrgenommen wird, was tatsächlich produziert wird. Einen Großteil der Sachen, die im Iran laufen oder produziert werden, sehen wir hier nicht. Das hat bestimmte Auswahlkriterien und die sind über die Jahre gewachsen. Ich denke schon, dass man davon sprechen kann, dass es eine gewisse Erwartungshaltung gibt gegenüber iranischem Kino. Dass es ein bisschen exotisch ist, ein bisschen poetisch.
Eine neue Generation von FilmemachernViele Jahre sei das iranische Kino von Erzählungen über Kinder geprägt gewesen. Allerdings versuche sich die neuere Generation von den Altmeistern zu emanzipieren und andere Wege zu beschreiten. Zu der neuen Generation gehört beispielsweise Shahram Mokri.
Sein Film „Fish& Cat", der als Eröffnungsfilm bei den "Iranischen Filmtagen" läuft, wurde nur mit einer einzigen Einstellung gedreht. Mokris Film gilt im Ausland als außerordentliches Beispiel für das Experimentieren im iranischen Film. Und erreichte auch im eigenen Land ein hohes Ansehen. Doch es gibt noch sehr viel zu hinterfragen, findet Mark Stein:
Ich glaub, wir sehen eine Menge nicht. Ich glaube, dass der Blick nicht so sehr geschärft dafür ist, wie schwer es ist, im Iran eine Drehgenehmigung zu bekommen. Wie anstrengend das sein kann, und wie willkürlich das dann passiert. Und wie gefährlich das auch ist - ohne Drehgenehmigung zu arbeiten.
Aber es gebe auch ganz besonders im Iran Mittel und Wege, Verbote zu umgehen. Auch deshalb sei eine nähere Betrachtung des iranischen Kinos spannend. Auf diese Art und Weise können iranische Künstler ihre Kunst weiterhin auszudrücken und produzieren. Eine Arbeitsweise, die für westliche Standards auf den ersten Blick ungewohnt und doch faszinierend scheinen.
Ein halbes Jahr hat die Vorbereitung des Festivals gedauert. Das Resultat kann sich sehen lassen: Neben Lang- und Kurzfilmen von bekannten und Indepedent-Filmemachern gibt es auch ein vielfältiges Rahmenprogramm.
*Der Name wurde redaktionell geändert. Der richtige Name ist der Redaktion bekannt.