Endlich. Deutschland ist in der Moderne angekommen, hat das Mittelalter hinter sich gelassen. Denn sie ist da. Die Ehe für alle. Da waren uns selbst die USA voraus. Hallo? Die USA? Dabei ist es überhaupt nicht nachzuvollziehen, warum Deutschland so lange nicht aus dem Quark gekommen ist. 80 Prozent der Deutschen wollten sie. Eine Mehrheit gab es im Bundestag schon seit der letzten Wahl vor vier Jahren. Nur CDU und CSU haben bei der Ehe für alle auf die Bremse getreten - der Mehrheit der Bevölkerung ihren Willen aufgedrückt. Die Statements von Unionspolitikern in den vergangenen Tagen erinnerten an das Verhalten kleiner Kinder. Wütend auf den Boden stampfend und brüllen: „Ich will aber nicht!" Vor lauter Wut hatte die Union schon beinahe Schaum vor dem Mund. Die böse SPD habe Schuld. „Vertrauensbruch! Unseriös!" Falsch! Die bittere Medizin hat Angela Merkel ihrer CDU verabreicht. Und das quasi im Vorbeigehen beim Brigitte-Interview am Montag.
Eine Frage des Gewissens?Eine Gewissenfrage sollte die gleichgeschlechtliche Ehe sein. Wenn es eine Frage des Gewissens ist, warum dann warten bis nach der Wahl? Das dachten sich Martin Schulz und seine SPD und haben die Entscheidung prompt im Eilverfahren mit rot-rot-grüner Mehrheit durchgeboxt. Sehr gut! Denn es wurde verdammt nochmal Zeit. Die Homo-Ehe gibt's schon lange in Skandinavien, Großbritannien, den USA, Frankreich und und und. Ist dort die Gesellschaft zusammengebrochen? Wo sind die Medienberichte der Apokalypse, die Berichte über gestörte Kinder homosexueller Eltern? Gibt's nicht? Ach.
Oh Gott, die Kinder!Warum gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland Kinder in Pflege nehmen, aber keine gemeinsamen adoptieren durften, verstand ohnehin sicher keiner. Das entbehrt jeglicher Logik. Auch der Punkt, den die Kirchen immer wieder anführen, die Ehe sei die Verbindung von Mann und Frau, ist überholter Quatsch. Sollten Kirche und Staat nicht sowieso streng voneinander getrennt sein? Laut Statistischem Bundesamt ist in Hessen jeder Dritte überhaupt nicht in der Kirche. In den neuen Bundesländern sind die Konfessionslosen sogar deutlich in der Mehrheit. Kurz: Solange schwule und lesbische Pärchen nicht ans Kirchentor klopfen und vom Pfarrer getraut werden wollen, sondern auf das Standesamt gehen, haben die Kirchen bei der Ehe für alle überhaupt nichts zu melden. Punkt. Und überhaupt: Tut es den Kritikern weh, wenn Homosexuelle heiraten dürfen? Beeinträchtigt sie das in ihrem Leben? Nein? Sieh an.
Es ist vollbracht!Warum gönnen diese Leute dann anderen nicht auch den Bund fürs Leben? Das muss man nicht verstehen, kann man wahrscheinlich auch gar nicht. Umso erfreulicher ist es, dass sich endlich die Vernunft und Weltoffenheit durchgesetzt hat gegen die verstaubten hinterwäldlerischen Ansichten einer Minderheit. Dazu kann man nur gratulieren: Herzlichen Glückwunsch Deutschland! Endlich bist du in der Moderne angekommen.