Moritz, hast du heute schon gelacht?
Ja, ich bewege mich gerade auf der
neuen Microblogging-Plattform Threads von Meta. Bei Twitter waren ja
sehr geübte User unterwegs und bei Threads sind jetzt die ganzen
Influencer, die auf einmal auch Texte schreiben und das ist schon sehr
verrückt. Darüber habe ich heute gelacht. Ich glaube, weil Elon Musk
jetzt Faschist ist und die ganze Plattform an die Wand fährt, hat man
sich bei Facebook bzw. Meta gedacht: Wenn von dort alle weg wollen, machen wir einfach eine Alternative auf. Und es funktioniert wohl ganz gut.
Im November fand die erste Volksshow im Münchner Volkstheater statt. Warum ist ein Besuch lohnenswert?
Als Host dieser Show bemühe ich
mich, Leute nach München zu bringen, die hier zum großen Teil sonst
nicht auftreten würden. Bei der nächsten Ausgabe am 21. Dezember ist
beispielsweise Susi Bumms da. Die ist zwar bereits mit ihrer Band The Screenshots auf
der Bühne zu sehen, aber noch nicht als Solokünstlerin. Auch die
Kabarettistin Toxische Pommes, die schon eine Größe ist, gab es bisher
noch nicht in München. Im Januar kommt Hengameh Yaghoobifarah. Hengameh würde hier wahrscheinlich schon eine Lesung machen. Aber Hengameh hat schon einen großen Namen und zieht ein Publikum. Deswegen kann ich noch den Cartoonisten Hannes Richert dazu nehmen, der fantastisch ist, aber der für eine Sololesung nicht nach München kommen würde.
Ich bin eigentlich wie ein Spotify-Algorithmus, der dem Publikum Sachen empfiehlt.
Du lädst also immer eine bekannte und eine weniger bekannte Person ein?
Das ist in etwa das Konzept. Man
braucht immer jemanden, der ein bisschen Publikum zieht. Ich allein bin
das auch nicht. Aber mit so einem Mix kann man dem Münchner Publikum
Sachen vorsetzen, die es sonst nicht sehen würde. Und ich habe das
Glück, ganz viele Künstlerinnen und Künstler aus meiner Zeit beim
Titanic Magazin zu kennen, die an der Schwelle zur Bekanntheit sind,
aber noch eine gewisse Radikalität haben. Die will ich alle nach und
nach herholen. Ich bin eigentlich wie ein Spotify-Algorithmus, der dem
Publikum Sachen empfiehlt.
Verstehst du dich in gewisser Weise als Förderer?
Nein, überhaupt nicht. Die Leute brauchen keinen Förderer. Ich
bin ebenso ein Künstler wie meine Gäste. Bei der Titanic habe ich
gelernt, Lesungen zu moderieren und dann hab ich mir gedacht, dass ich
das gerne mit Leuten weitermachen würde, die ich total schätze. Meine
Gäste fördern sich selbst.
Du arbeitest auch als Autor für TV-Produktionen. Was machst du in deiner Show anders, als das deutsche Fernsehen?
Mir fällt auf, dass beim Fernsehen
immer sehr viele Menschen beteiligt sind. Am Ende kommt schon was Gutes
dabei raus, aber es ist immer ein riesiger Kompromiss. Bei meiner Show
will ich was sehr direktes machen. Am Anfang der Show mache ich zum
Beispiel immer einen kurzen satirischen Block, der gar nicht geschliffen
ist und über den ich auch nicht viel nachdenke. Also ich will nicht
erklären. Ich will nicht den moralischen Witz machen. Ich will mich aber
auch nicht so boomermäßig über
irgendwelche angeblichen Verbote hinwegsetzen, sondern einfach eine
sehr ungefilterte, satirische Art auf die Bühne bringen. Und ich denke,
dass das in einer Live-Situation vor echtem Publikum sehr gut klappen
kann.
Die Leute hier sind vergnügungssüchtig.
Hast du für deine Show irgendwelche inhaltlichen Vorgaben?
Nein, ich spüre einen wahnsinnigen
Vertrauensvorschuss hier vom Volkstheater. Ich finde das fast schon
fahrlässig. Ich kann machen, was ich will. Beim ersten Mal hat das sehr
gut geklappt und ich bin zuversichtlich, dass es weiter gut klappen
wird. Bei vielen Leuten, die im Fernsehen erfolgreich sind, würde mich
mal interessieren, wie es wäre, wenn sie einfach ohne große Vorbereitung
und ohne große Redaktionssitzung was erzählen würden. Bei der Titanic
hatten wir eine monatliche Lesung, bei der auch mal Jan Böhmermann
oder Herbert Feuerstein da waren und das war total interessant, was die
dargeboten haben. Wir haben denen gesagt, macht, was ihr
sonst nicht macht. Macht etwas, was von euch selber kommt. Und das ist
jetzt auch in der Volksshow sowohl für mich als Moderator, als auch für
die beiden Auftretenden möglich.
Ich rede denen gar nichts rein. Ich frag vorher immer ungefähr, was
gemacht wird, damit ich danach ein bisschen darauf eingehen kann. Aber
von mir gibt es keinerlei Vorgaben und ich bin immer wahnsinnig
gespannt, was die machen.
Gibt es bei dir Grenzen, was man dem Publikum zutrauen kann?
Ich lade Leute ein, die ich gut finde. Da habe ich wenig Ängste, dass ich dem Publikum irgendwas Schlimmes zumute. Eine
satirische und komische Show lebt aber von einer gewissen
Grenzverletzung und bei Satire sollte man sich nicht immer ganz
wohlfühlen. Ich mag kein Publikum, das dasitzt und denkt: "Ja, stimmt,
so sehe ich das auch alles."Im
Januar kommen ja Hengameh Yaghoobifarah und Hannes Richert, beide aus
Berlin. Ich denke, dass so eine geballte Ladung Hauptstadt für München
eine ganz schöne Herausforderung sein kann. Horst Seehofer wollte
Hengameh schon einmal vor Gericht bringen – und Hannes ist auch komplett
wahnsinnig. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.
Welchen Eindruck hast du vom Münchner Publikum?
Als ich noch bei der Titanic war,
ist uns schon aufgefallen, dass Süddeutschland und speziell München ein
sehr gutes Pflaster ist, wenn man Menschen mit Komik unterhalten
will. Die Leute hier sind wahnsinnig vergnügungssüchtig. Sie haben viel
Geld und sitzen ständig im Biergarten oder an der Isar rum. Also denen
geht es einfach gut und die kann man dann auch gut unterhalten.
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