Tobias Jochheim

Texte mit Herz und Hirn (Journalist), Düsseldorf

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Artikel

Ein Nachruf auf den Sportler Steve Nash

© RB/Bauer-Griffin/GC Images via ZEIT Online

Er war Vorbereiter und Vollstrecker, Nowitzkis Retter und Selbstironiker mit Haltung. Nun beendet Steve Nash seine Basketball-Karriere.

Der "most interesting man in the world", der interessanteste Mann der Welt, ist eine fiktive Figur einer amerikanischen Bierwerbung. Das Etikett würde aber auch dem echten Stephen John Nash stehen. Der sich als weißer, dünner, kleiner Junge mit Rückenleiden in der NBA durchsetzte. Der zum effizientesten Werfer und drittbesten Vorlagengeber der Basketballgeschichte aufstieg. Dem nun, nach seinem verletzungsbedingten Karriereende im Alter von 41 Jahren, als Filmemacher, Umwelt-, Friedens- und Kinderrechtsaktivist und dreifacher Vater garantiert nicht langweilig wird. Und ohne den Dirk Nowitzki kein Weltstar geworden wäre und nie die NBA gewonnen hätte. Denn Steve Nash nahm sich seiner an wie ein Bruder, trieb ihn zu Privatduellen in Trainingshallen und Kneipen und hielt ihn in dessen hartem ersten Jahr davon ab, nach Deutschland zurückzukehren.

Basketball lässt sich auf vielerlei Art begreifen: als ein Spiel zwischen Ballphysik und Teamchemie, Horizontale und Vertikale, Vollgas und Vollbremsungen, Winkeln und Sekunden. Letztlich aber geht es darum, einen Ball in einen Korb zu werfen. Das tat niemand so effizient wie Nash. Und niemand konnte andere so gut und schön dazu bringen.

Er wollte nie ein Vollstrecker sein, sondern der Vorbereiter, der seine Mitspieler besser macht. Im Gedächtnis bleiben (neben seinen NBA-untypisch langen Haaren) seine spektakulären, stets hochpräzisen Pässe. Als Spielmacher von Dallas und Phoenix lenkte er von 2001 bis 2009 die jeweils offensivstärkste Mannschaft. Weil er die perfekte Balance fand: "Meine Trainer wollten immer, dass ich viel werfe", sagte Nash. Ich wollte aber nicht, das ist gegen meine Natur. Also habe ich versucht, hochprozentig zu treffen, sodass ich nicht viel werfen muss. Dann wussten meine Mitspieler, dass sie oft werfen und das Spiel genießen konnten. So hatten alle was davon." (...)

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