Der Totenkopf starrte Justus Jonas aus leeren Augenhöhlen an. Sein bleiches Grinsen schien ihn zu verhöhnen. Justus streckte die Hand nach dem Kopf aus. Als er ihn hochhob, klappte der Unterkiefer nach unten und verwandelte das Grinsen in ein dämonisches Lachen. Justus pustete den Staub vom Schädelknochen und blickte stirnrunzelnd in das tote Gesicht. "Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage." "Oh Mann, Justus, so werden wir nie fertig!", beschwerte sich Peter hinter ihm. Sicherlich haben sie die Hauptakteure längst erkannt. Die „Drei ???" sind das erfolgreichste deutsche Hörspiel.
Inzwischen sind mehr als 45 Millionen Tonträger auf dem Markt. In Deutschland ist die Hörspielbegeisterung so hoch, wie sonst nirgendwo. Neben großen Namen wie TKKG oder den Paul Temple kann man inzwischen im Internet immer mehr unbekannte Hörspiele finden. So ist es nicht verwunderlich, dass im letzten Jahrzehnt immer mehr Plattformen für Hörspielbegeisterte, wie zum Beispiel Hoertalk.de oder Hoerspiel.com das Netz erobern. Diese Plattformen bieten Amateuren sowie Profis gleichermaßen die Chance, eigene Ideen zu verwirklichen, oder sich an bereits bestehenden Projekten zu beteiligen. So entstand unter anderem auch das Hörspiel Timeshift. Bernhard Schlax, einer der Produzenten des Hörspieles sagte „Bei uns von Blackdays.de entstand die Idee aus der Tatsache, dass unser Low-Budget-Movie Projekt auf Grund des Aufwands für die Zeichnungen des Comics zu viel Zeit in Anspruch genommen hat. Es hat einfach zu lange gedauert bis Geschichte, Zeichnung und hinterher die Verfilmung und Vertonung fertig wurden. Daher haben wir uns gedacht, wir lassen das mit dem Zeichnen weg und konzentrieren uns nur noch auf die Story und die Aufnahmen." Sein Interesse an Hörspielen wurde durch andere Produktionen und Podcasts aus dem Netz geweckt.
Dies charakterisiert den großen Unterschied zwischen Hörspiel und Film. „ Wie bei Büchern hat jeder Hörer sein eigenes Bild der Szenerie im Kopf, dass glücklicherweise im Gegensatz zu einem Film nie mit den eigenen Vorlieben in Bezug auf Farb- und Gestaltgebung kollidieren kann." Sagte Jens Ewald einer der Sprecher von Timeshift.
Allerdings ist der Arbeitsaufwand für ein Hörspiel nicht zu unterschätzen. Die einzelnen Takes sind schnell aufgenommen, aber die Hauptarbeit liegt im Bereich der Postproduktion. Bernhard sagt:. Dabei darf man das Erstellen der Geräusche und die Musik nicht außer Acht lassen. Die Stimmen der Sprecher zusammen mit der Geräuschatmosphäre und der Musik sollen ein rundes Klangbild ergeben. Hierbei vergehen viele Stunden." Desweitern ist darauf zu achten alle Aufnahmen von Störgeräuschen zu befreien sowie die Lautstärke anzupassen um so das Endergebnis nicht weiter zu beeinflussen. Um die Arbeit der Techniker zu erleichtern ist es vorab wichtig das richtige Equipment zu benutzen. „Zum Aufnahmeequipment gehören ein gutes Mikrofon für Sprachaufnahmen, sowie eine passende Aufnahmeumgebung, die möglichst wenig bis gar keine Schallreflexionen verursacht. Dies ermöglicht beim Mischen die bessere Anpassung an den Klang und hilft im Szenenbild die Illusion der verschiedenen Schauplätze aufrecht zu erhalten. Dazu haben Studios eine schallisolierende Kabine. Bei Aufnahmen daheim behilft man sich mit umgebauten Kleiderschränken, die mit Akustikschaumstoff ausgekleidet werden." so Bernhard.Des Weiteren verweist er auf die nötige Software: „Es gibt eine Reihe von Software, die für das Recording und die Bearbeitung der Aufnahmen genutzt wird. Für die Erstellung der Aufnahmen kann man unter anderem vorinstallierte Software nutzen, oder auch Freeware Programme. Andere Alternativen wären professionelle Anwendungen, wie zum Beispiel Cubase, Logix, oder Reaper, um nur einige wenige zu nennen. Der ein oder andere nutzt auch Einsteigersoftware von Magix, die sich durch leichte Bedienung und gute Ergebnisse bewährt hat." Die Hauptsache ist der Spaß an der Produktion selbst. Für viele Sprecher ist dies besonders wichtig, um so auch ihre Charaktere überzeugend einzusprechen. Beim Stimmpotential jedoch scheiden sich die Geister. Ein Teil der Community behauptet, jeder kann an einem Hörspiel mitwirken. Andere orientieren sich an Charakterstimmen. Jens sieht das anders. „Man sollte allerdings im Hinterkopf behalten, dass man unter Umständen viel Übung in Betonung und Sprachklang absolvieren muss, wenn es der Situation des Drehbuches nach entsprechend klingen soll. Auch hier macht Übung den Meister."
© Tobias Freund