Tina Hoffmann

Freie Texterin und Journalistin, Berlin

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100% Berlin: Podcast aus dem Haus des Rundfunks

Man entdeckt in Berlin einfach immer wieder Neues. Ich bin seit Kurzem Fan des Podcasts „100% Berlin", der im Haus des Rundfunks in Charlottenburg produziert wird. Einmal die Woche bekommt ihr von dort in etwa 5 Minuten eine spannende, kuriose oder witzige Anekdote aus der Geschichte der Stadt präsentiert. Am Mikrofon sind Lydia Mikiforow und Tim Koschwitz, die ich im Studio besuchen durfte!

Haus des Rundfunks

Zu meiner ganz großen Schande muss ich gestehen, dass ich immer dachte, dass das silberne, recht dominante RBB-Gebäude am Theodor-Heuss-Platz das Haus des Rundfunks sei. Wie ich nun weiß, wird in dem 1963 bis 1971 erbauten Hochhaus aber gar kein Radio gemacht, sondern Fernsehen. Upsi!

Das tatsächliche Haus des Rundfunks steht daneben und ist deutlich mehr nach meinem Geschmack. Es wurde zwischen 1929 und 1931 nach Plänen des Architekten Hans Poelzig errichtet, aus dessen Feder in Berlin auch noch der Friedrichstadtpalast und das Kino Babylon stammen.

Dort am Eingang gegenüber des Funkturmes sammelte mich Michael Handel ein, der kreative Kopf hinter 100% Berlin. Seine Inspiration für die Themen holt er sich gerne mal an den Berlinregalen der Berliner Bibliotheken - auch für mich immer eine tolle Fundgrube. Schon der innere Eingangsbereich des ältesten eigenständigen Funkhauses der Welt ist wirklich ein Hingucker! Hier müsste man sich eigentlich richtig Zeit nehmen für tolle Fotos, aber wir waren ja im Studio verabredet ...

Und dann - OMG - ging völlig unerwartet ein uralter Wunsch in Erfüllung: Michael sprang mit mir in einen Paternoster! Ich war echt super aufgeregt! So richtig großes Vertrauen hatte ich in das knarzige Ding irgendwie nicht, aber es ist nichts passiert. Später lüftete er für mich sogar noch ein großes Mysterium der Menschheit (Charlie Chaplin lässt grüßen): Was passiert, wenn man oben nicht aussteigt? Es wird dunkel, es rattert und knattert, man fährt seitlich und dann einfach wieder runter. Man hängt tatsächlich nicht über Kopf. Das wäre geklärt.

Wenn ihr mehr über den Ort wissen wollt, dann hört unbedingt in Folge 221 „ Die Geheimnisse des Haus des Rundfunks" rein: Obszöne Wandzeichnungen, eine Treppe ins Nichts und andere Fun Facts erwarten euch.

Zu Gast im Studio

Entlang endloser Gänge reiht sich hier unspektakulär Tür an Tür, es ist still - eigentlich würde man nicht vermuten, dass dahinter gerade eine Radiosendung produziert wird. Ist aber so und in diesem Fall „Guten Morgen Berlin" von 88,8. Als Michael mit mir ins Studio ging und mich das Duo Lydia Mikiforow und Tim Koschwitz begrüßte, war ich komplett geflasht. Seit Tagen hatte ich ständig ihre Stimmen im Ohr und plötzlich waren diese Stimmen Menschen, echt verrückt. Ich konnte auch erstmal nur vor mich hin stammeln, wie seltsam das ist, aber ich glaube, das erleben die beiden täglich.

Ich bekam eine kleine Einführung in die Abläufe einer Radiosendung - wenn die rote Lampe leuchtet (ihr seht sie in der Mitte des Bildes), dann ist man On Air. Für mich bedeutete das, dass ich leise sein musste. Bin aber erstmal an ein altes Fenster gestoßen, das dann schön gequietscht hat, vielleicht habt ihr mich zufällig gehört. Danach hab ich mich kaum noch getraut zu atmen, wenn die Leuchte an war. Der Podcast 100% Berlin entsteht donnerstags übrigens quasi nebenbei und wird so nach und nach eingesprochen. Das ein oder andere braucht auch mal mehr als einen Anlauf, auch Profis können sich nämlich verhaspeln. Vor allem, wenn es schon kurz vor 10 ist, denn dann endet für die beiden ihre Schicht.

An dem Tag wurde übrigens Folge 244 aufgezeichnet: „ Mythos-Check: Die Wahrheit über David Hasselhoff und die Mauer". Tim hat David Hasselhoff auch schon mal zu einem Interview getroffen. Leider war er danach komplett entzaubert, da ausgerechnet er sich als glühender Anhänger von Trumps Mauerfantasien geoutet hat.

245 Folgen 100% Berlin

Für mich war das alles echt aufregend und alle waren total nett und aufgeschlossen und ich könnte echt nicht sagen, welche Folge ich eigentlich am besten finde. Tim mag vor allem die Folgen, die bei ihm Ach-guck-mal-Momente verursachen. Beispielsweise, dass Spandau eigentlich mal das gute Berlin war und heute eher als Stiefkind behandelt wird. Abgesehen von den Themen, über die ich selbst schon geschrieben habe, sorgen bei mir die meisten Folgen für einen Aha-Effekt. Ich kann euch die bisherigen 245 Episoden von 100% Berlin darum nur ans Herz legen. Oder um es mit deren Worten zu sagen: „Der perfekte kleine Berlin-Wissens-Snack für zwischendurch". Auf lange Podcasts kann ich mich persönlich ja immer nur schwer konzentrieren.

Wieder was für die Berlin-to-do-Liste

Am Ende durfte ich auch noch einen Blick auf die schöne Dachterrasse werfen und ging dann mit dem festen Entschluss, bald mal eine Führung mitzumachen. Denn alles habe ich ja längst nicht gesehen. Die kostenlosen Führungen finden derzeit donnerstags und samstags statt und beinhalten unter anderem auch den Großen Sendesaal. Öffentlich zugänglich ist das Haus des Rundfunks ansonsten leider nicht.

Kennt ihr 100% Berlin schon und habt eine Lieblingsfolge? Dann hinterlasst mir unbedingt einen Kommentar.

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