Tina Hoffmann

Freie Texterin und Journalistin, Berlin

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Schloss Charlottenburg: Preußens prächtiges Rokoko in Berlin

Sie gilt als die prächtigste Residenz der Hauptstadt Berlin. Die großen preußischen Königinnen Sophie Charlotte und Luise füllten die prunkvollen Räume einst mit Leben. Doch die bedeutende Berliner Sehenswürdigkeit hat noch weit mehr zu bieten. Bei Spaziergängen durch den herrschaftlichen Schlosspark warten noch zahlreiche Schmuckstücke wie das geschichtsträchtige Belvedere oder das Mausoleum - lasst euch von mir in eines der absoluten Must-Sees der Spree-Metropole entführen. Lohnt sich der Besuch von Schloss Charlottenburg in Berlin?

Zentral innerhalb des S-Bahn-Ringes gelegen, gehören Park und Schloss Charlottenburg auf jede To-do-Liste eines Hauptstadturlaubs. Einst wandelte hier die beliebte preußische Königin Sophie Charlotte mit Philosophen durch den Garten und sorgte auch für Musik bei Hofe. Nach ihrem Tod wurde nicht nur die ehemalige Sommerresidenz der preußischen Könige, sondern gleich der gesamte Ort nach ihr benannt. Heute ist Charlottenburg ein Stadtteil im Berliner Westen und Teil des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf. Trotz seiner Beliebtheit und der Innenstadtlage könnt ihr hier den Trubel Berlins eine Weile hinter euch lassen und das royale Flair vergangener Tage in euch aufsaugen. Und das wörtlich. Der prunkvolle Bau hat fast 100 Jahre gebraucht. Von 1695 bis 1791 benötigte es mehrere Architekten und Bauherren.

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Fototipp: Ein Motiv, das einem immer wieder begegnet und unbedingt ins Fotoalbum gehört: Stellt euch auf die kleine Schlossbrücke, die über den Karpfenteich führt, und knipst, wie sich das dahinter liegende Schloss im Wasser spiegelt.

Anreise zum Schloss Charlottenburg

Durch die zentrale Lage ist die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln besonders unkompliziert. Am Spandauer Damm, nur wenige Schritte vom Eingang zum Schloss entfernt, befindet sich eine Bushaltestelle, die von den Linien 309 und M45 bedient wird.

Nur ein kleiner Spaziergang führt zudem von der S-Bahn-Haltestelle „Westend" der Ringbahn zum Ziel. Wer gerne zuerst in den Schlosspark möchte, der kann vom hinteren Ende über die Jungfernheide Brücke in die Anlage gelangen. Dort halten direkt die Buslinien 109 und M27 an der Haltestelle „Tegeler Weg/S-Jungfernheide" und wenige Schritte entfernt die S-, U- und Regional-Bahnen and der Haltestelle „Jungfernheide". Zudem gibt es kostenpflichtige Parkplätze am Spandauer Damm für Pkws.

Durch den Schlosspark zum prunkvollen Schloss

Ich persönlich rolle den Besuch gerne von hinten auf und spaziere erst einmal durch die wundervolle Grünanlage, die im hinteren Bereich einem englischen Landschaftsgarten nachempfunden wurde. Dort könnt ihr noch ganz in Ruhe über die teilweise verschlungenen Pfade schlendern und einfach abschalten. Seit einigen Jahren begegnet euch irgendwo eine große Herde Gotlandschafe, die den „Rasen mäht", und auch die Pflanzenwelt hat mehr zu bieten als Birke und Eiche: Gingkos, Farne, Bohnenbäume und eine uralte Sumpfzypresse kreuzen hier eure Wege.

Mein persönliches Must-See im Park ist das Gartenschlösschen Belvedere von 1788 in zartem Blau nahe dem Ufer der Spree. Die Porzellansammlung ist derzeit nicht zugänglich, viel spannender ist ohnehin, was sich hier im Laufe der Geschichte so abspielte: Mystische Geisterbeschwörungen des Geheimordens der Rosenkreuzer, dem Friedrich Wilhelm II. angehörte, sollen hier abgehalten worden sein.

Nicht weit entfernt findet ihr mit der kleinen Schlossbrücke einen der begehrtesten Foto- bzw. Selfiespots von ganz Berlin, denn von hier könnt ihr einfangen, wie sich die Silhouette der Sommerresidenz in dem etwas morastig wirkenden Karpfenteich spiegelt. Nicht verpassen solltet ihr im Park außerdem das Mausoleum, wo unter anderem die beliebte Königin Luise begraben liegt.

Kurz bevor ihr das prachtvolle Schloss erreicht, seid ihr im barocken Teil des Schlossparks, der mit seinen Mustern aus Steinen und Blumen ein echtes Kunstwerk ist.

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Der Musenhof Schloss Charlottenburg

Zur Zeit seiner Errichtung befand sich das Schloss noch weit außerhalb der Stadtmauern in dem Dörfchen Lietze. Doch mit seiner Einweihung im Jahr 1699 verwandelte Sophie Charlotte von Hannover, die das Grundstück von ihrem Mann König Friedrich I. geschenkt bekommen hatte, ihr Schlösschen in einen wahren Musenhof. Hier gab sich die geistige und kulturelle Elite ihrer Zeit die Klinke in die Hand. Schloss Charlottenburg sollte für 7 Hohenzollerngenerationen zu einem Lieblingsort werden. Und alle haben ihre Spuren und ihren eigenen Geschmack hinterlassen. Und natürlich auch Erweiterungen.

Den Blickfang von Schloss Charlottenburg bildet die Kuppel des Alten Schlosses, die 48 Meter in die Höhe ragt und von einer drehbaren, goldenen Fortuna bekrönt ist. Ein besonders schönes Foto könnt ihr schießen, wenn ihr von außerhalb des Eingangstores die Borghesischen Fechter mit der Kuppel mittig im Hintergrund ins Visier nehmt.

Teil der Anlage sind auch der Neue Flügel, die Orangerie sowie der Theaterbau, in dem seit September 2022 das Käthe-Kollwitz-Museum untergebracht ist. Die Ausstellung bildet einen heftigen Kontrast zu Pomp und Prunk der anderen zugänglichen Teile des Schlosses - befasste sich die Künstlerin doch vor allem mit unpopulären Themen wie Armut, Kindersterblichkeit und Krieg.

Die prächtigen Innenräume von Schloss Charlottenburg

Auf keinen Fall verpassen solltet ihr bei eurem Besuch die prächtigen Innenräume im Alten Schloss und im Neuen Flügel. Zwar war der Prachtbau nach dem Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, er wurde jedoch originalgetreu wieder aufgebaut und ausgestattet. Wer möchte, erkundet die Highlights wie das Schlafzimmer Friedrich I., die Schlosskapelle oder das Porzellankabinett mit einem Audioguide oder bei einer der Führungen durch Schloss Charlottenburg.

Die Krönung unter den sehenswerten Räumen ist für mich eindeutig die Goldene Galerie. Entlang von 42 Metern kommt man hier aus dem Staunen nicht mehr raus - vor allem die vergoldeten Ornamente an den Wänden und der Decke sind umwerfend.

Dazu die wunderschönen Pastellfarben ... ja, hier wünschen sich auch noch so coole Berlinerinnen und Berliner, einmal Prinzessin oder Prinz zu sein. Nicht umsonst gilt die Goldene Galerie als eines der schönsten Schmuckstücke, das Rokoko in Europa jemals hervorgebracht hat.

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Fazit

Klar, Park und Schloss Charlottenburg sind absolut sehenswert und man sollte Berlin nicht verlassen, ohne dort gewesen zu sein. Somit ist es natürlich das Gegenteil von einem Geheimtipp und es ist gut besucht. Aber da muss man eben durch. Was ich euch allerdings ans Herz legen kann: Falls ihr die Innenräume nicht besichtigen wollt, dann kommt an einem Montag. Dann ist das Schloss geschlossen und es sind nur wenige Touristen da - zumindest den Park könnt ihr dann deutlich entspannter - mit etwas Glück sogar fast einsam - für euch entdecken.

Wer mit Kindern kommt, der kann nicht nur an speziellen Familienführungen teilnehmen, sondern im Schlosspark eine kostenlose Schnitzeljagd mit Actionbound spielen - so haben auch kleine Kulturmuffel ihren Spaß beim Sightseeing.

Ein weiterer schöner Tipp ist aber auch der Weihnachtsmarkt, der immer Ende November startet, mit seinen weißen Zelten. Nicht nur, weil er im Gegensatz zu anderen Märkten noch echt besinnlich ist, sondern weil das Schloss dann in den Abendstunden kunstvoll angestrahlt wird.

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